Chinas Klimapolitik: eine folgenreiche Entscheidung
Sep 16, 2024
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China steht an einem Scheideweg in seiner Klimapolitik. Die Verpflichtung, bis 2060 klimaneutral zu werden, steht im Kontrast zur anhaltenden Kohleabhängigkeit. Der Ausbau erneuerbarer Energien verläuft schnell, aber die Herausforderungen sind enorm. Geopolitische Spannungen beeinflussen Chinas Energiepolitik und seine Rolle in der internationalen Klimadiplomatie ist komplex. Ein Spannungsfeld von westlichen Werten und den autoritären Praktiken Chinas wird ebenfalls thematisiert.
Chinas Verpflichtung zur Klimaneutralität bis 2060 steht im Spannungsfeld zwischen dem rasanten Ausbau erneuerbarer Energien und der weiterhin hohen Abhängigkeit von Kohle.
Die internationale Klimadiplomatie Chinas könnte durch geopolitische Veränderungen und Kooperationen mit energiebedürftigen Ländern wie Pakistan an Dynamik gewinnen.
Deep dives
Chinas Verpflichtungen zur Emissionsreduktion
China hat sich unter Präsident Xi Jinping verpflichtet, seinen Höchststand an Emissionen bis 2030 zu erreichen und bis 2060 CO2-neutral zu werden. Diese Verpflichtung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die internationale Klimapolitik, da China für etwa 30 Prozent der globalen Klimagasemissionen verantwortlich ist. Die Herausforderungen sind enorm, da trotz eines langsamer wachsenden Wirtschaftswachstums die Nachfrage nach Energie konstant steigt. Die Debatte hängt auch davon ab, inwieweit China seine Nationally Determined Contributions im Rahmen des Pariser Abkommens anpassen wird, was für den globalen Klimaschutz von entscheidender Bedeutung ist.
Die beeindruckende Modernität Chinas
Eine der auffälligsten Beobachtungen über China ist die schwer zu fassende Größe und Modernität seiner Städte, wie Beijing und Shanghai, die signifikant größer sind als viele westliche Metropolen. Diese Städte wurden in den letzten Jahrzehnten fast neu erbaut, was zu einem modernen Lebensstil und modernen Infrastrukturen geführt hat, die auch bei der Produktion von Elektrofahrzeugen deutlich werden. Der schnell wachsende Sektor erneuerbarer Energien in China stützt sich auf diese moderne Infrastruktur und schnelles Wachstum. Dies zeigt sich auch in der breiten Akzeptanz von Elektrofahrzeugen, die in vielen Großstädten die Mehrheit der neu zugelassenen Fahrzeuge ausmachen.
Die Herausforderungen der Kohleverstromung
Trotz des Fortschritts in der Nutzung erneuerbarer Energien bleibt Kohle in China ein zentraler Bestandteil der Energieversorgung, was die Herausforderungen der Energiewende erheblich kompliziert. Während China massive Investitionen in grüne Energien tätigt, nimmt die Abhängigkeit von Kohleverstromung weiterhin zu, was die Dekarbonisierungsziele gefährden könnte. Die Notwendigkeit, gleichzeitig den Kohlesektor anzupassen und erneuerbare Energien auszubauen, stellt eine einzigartige Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt. Der Prozess der Transformationsenergie, insbesondere angesichts der geopolitischen Spannungen, erfordert ein feines Gleichgewicht zwischen schnellen Fortschritten und der Abwendung von fossilen Brennstoffen.
Chinas Rolle in der internationalen Klimadiplomatie
In der internationalen Klimadiplomatie zeigt sich China oft zurückhaltend, was sich in schwächeren Verpflichtungen im Vergleich zu den USA und Europa äußert. Diese Zurückhaltung könnte sich jedoch ändern, insbesondere in Bezug auf die aktuelle geopolitische Situation und den gesteigerten Fokus auf grüne Technologien. Die Möglichkeit, mit Ländern wie Pakistan zusammenzuarbeiten, die dringend Energiebedarf haben, macht Chinas Engagement in der Klimadiplomatie für andere Nationen interessant. Die Politiken, die auf technologischen Fortschritt fokussieren, könnten eine neue Art von globaler Zusammenarbeit im Bereich erneuerbare Energien fördern, die möglicherweise auch den geopolitischen Wettbewerb um klimafreundliche Technologien beeinflusst.
China steht vor einer entscheidenden Weichenstellung: 2025 muss das Land festlegen, wie stark es seine Treibhausgasemissionen im kommenden Jahrzehnt reduzieren will (nationale Klimabeiträge) – eine Vorgabe des Pariser Klimaabkommens. Als weltweit größter Emittent, der für über 30 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich ist, werden Chinas Entscheidungen eine zentrale Rolle im globalen Kampf gegen die Klimakrise spielen.
Unter Xi Jinping hat sich China verpflichtet, bis 2060 klimaneutral zu werden. Während der Ausbau der Erneuerbaren in rasantem Tempo voranschreitet, bleibt Kohle eine zentrale Energiequelle. Mit dem renommierten Wirtschaftshistoriker Adam Tooze diskutieren wir über Chinas Klimadiplomatie, Energiewende und die daraus resultierenden Herausforderungen für Europa und die USA.
Adam Tooze lehrt an der Columbia University in New York, zuvor lehrte er in Yale und Cambridge. 2019 zeichnete ihn das Foreign Policy Magazine als einen der 10 bedeutendsten Wirtschaftsdenker des Jahrzehnts aus. Sein Newsletter "Chartbook" infomiert über globale Krisen und Trends.
Hosts: Jörg Haas und Sarah Ribbert, Referat Globalisierung und Transformation, Heinrich-Böll-Stiftung
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