Harald Schmidt, der gefeierte deutsche Kabarettist und ehemalige Late-Night-Moderator, teilt seine humorvollen Erkenntnisse. Er erklärt, dass Humor stark von der Lebensrealität abhängt und kein Witz für alle witzig ist. Schmidt beobachtet das Alltagsleben, um neue Witze zu kreieren, und spricht über die Grenzen des Humors, insbesondere in sensiblen Kontexten. Weiterhin diskutiert er die Beobachtungen über gesellschaftliche Wahrnehmungen, Generationenkonflikte und empfiehlt lesenswerte Bücher, die seinen scharfen Humor widerspiegeln.
Humor ist stark von kulturellen und sozialen Kontexten abhängig, weshalb es keine universellen Witze gibt, die allen gefallen.
Schmidt betont die Bedeutung der Beobachtungsgabe im Alltag, um witzige Situationen und Charakterzüge anderer zu analysieren.
Deep dives
Der Einfluss von Humor auf die Wahrnehmung von Menschen
Die Vorstellung, welche Art von Humor eine Person hat, kann viel über ihre Denkweise und Persönlichkeit aussagen. Harald Schmidt betont, dass er Menschen oft nach ihrem Umgang mit Humor beurteilt und wie sie auf Chaos reagieren. Ein Beispiel, das er anführt, ist die Diskrepanz zwischen dem ernsthaften Umgang einer Person mit Gesundheit und deren offenem Genuss ungesunder Lebensmittel, was eine interessante Komik erzeugt. Diese Art der Beobachtung hilft ihm, wesentliche Charakterzüge und Lebensentscheidungen anderer zu analysieren und hat viel mit dem alltäglichen Leben zu tun.
Die Kunst des Beobachtens und das Finden von Humor im Alltag
Humor ist stark von der Beobachtungsgabe und dem täglichen Leben abhängig, wie Schmidt erklärt. Er findet Inspiration in vielen alltäglichen Situationen, zum Beispiel wenn ältere Männer in unpassendem Outfit auftreten. Auch der Umgang mit der eigenen Kleidung spiegelt wider, wie Menschen sich selbst wahrnehmen und darstellen. Diese kleinen Details führen zu witzigen Beobachtungen, die Schmidt in seinen Auftritten verarbeitet.
Ironie als wesentlicher Bestandteil des Humors
Ironie spielt eine zentrale Rolle in Schmidts Verständnis von Humor, welche er als das uneigentliche Sprechen definiert. Er freut sich, wenn Menschen die Unterschiede zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was gemeint ist, erkennen und darüber lachen können. Diese Distanz hilft, das Komische in einer ernsten Situation zu erkennen, besonders wenn Menschen zu ernst sind oder sich nicht über sich selbst lustig machen können. Schmidt betrachtet Ironie als eine Art von Freiheit im Humor, die ihn von den gesellschaftlichen Normen distanziert.
Die Grenzen des Humors und die kulturelle Relativität
Die Diskussion über das, was als witzig empfunden wird, zeigt, dass Humor stark von kulturellen und sozialen Kontexten abhängt. Schmidt merkt an, dass es keine universellen Witze gibt, sondern dass das, was für eine Gruppe lustig ist, in einer anderen als unangebracht empfunden werden kann. Besondere Sensibilitäten und Tabus variieren stark zwischen verschiedenen Gesellschaften und Altersgruppen. Das bedeutet, dass Humor immer im Kontext der jeweiligen Zuhörergruppe betrachtet werden muss, um wirksam und angemessen zu sein.
Harald Schmidt hat mir Humor erklärt. Wie man einen guten Witz schreibt und erzählt. Warum es weltweit keinen einzigen Witz gibt, den alle lustig finden. Und: Wieso er sich über dicke Leute beim Buffett und alte Männer in weißen Sportschuhen lustig macht – aber nicht über 9/11.
🙆 Harald Schmidt ist einer der größten Entertainer Deutschlands. Er ist vor allem für Die Harald Schmidt Show bekannt, die von 1995 bis 2014 im deutschen TV ausgestrahlt wurde.
Es gibt keinen universellen Witz. Was wir witzig finden hängt von unserer Lebensrealität ab, vom Land, der Zeit und dem Milieu, in dem wir leben. Je nach dem, was Tabus sind, Sorgen oder Ängste, finden wir etwa einen Witz über die Pension oder Penisse extrem witzig oder total langweilig.
Humor braucht eine gute Beobachtungsgabe. Harald beobachtet und bewertet ständig Menschen und findet so im Alltag, am Buffett im Hotel oder beim Warten auf die U-Bahn Stoff für seine Witze. Die Grenze für Humor ist für ihn der Rechtsstaat. Sonst ist alles erlaubt. Es gibt aber Dinge, wie etwa Kastastrophen, wo man lieber still ist.
Distanz hilft dem Humor. Harald beobachtet die Welt, will sich aber nicht hineinziehen lassen. Wer sich zu sehr emotional involviert oder glaubt, die Welt verändern zu können, tut sich schwer mit Humor, sagt er. Er liebt Ironie und findet besonders Menschen, die Dinge sehr ernst nehmen, lustig. Darum schaut er lieber Ratgeber- als Comedy-Sendungen.
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