#295 Tax the Rich: "Auch sympathische Superreiche sind Oligarchen"
Mar 12, 2025
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Marlene Engelhorn, Jahrgang 1992, ist Millionenerbin und Aktivistin für Steuergerechtigkeit. Sie diskutiert den Einfluss von extremem Reichtum auf die Demokratie und fordert eine stärkere Besteuerung von Superreichen. Engelhorn spricht über ihre Initiative ‚Tax Me Now‘ und ihren mutigen Schritt, den Großteil ihres Erbes einem Bürger*innenrat zur Rückverteilung zu spenden. Außerdem beleuchtet sie die Verantwortung von Wohlhabenden und die Notwendigkeit, eine gerechtere Steuerpolitik zu schaffen, um soziale Ungleichheiten abzubauen.
Marlene Engelhorn engagiert sich dafür, Reichtum durch Besteuerung gerechter zu verteilen, um Ungleichheit abzubauen.
Der Einfluss reicher Menschen auf die Politik gefährdet die Demokratie und erfordert dringende Veränderungen in der politischen Landschaft.
Engelhorn stellt gängige Mythen über Reichtum in Frage, um ein realistisches Bild der sozialen Ungerechtigkeit zu vermitteln.
Der BürgerInnenrat, der diverse Perspektiven einbezieht, zeigt ein Modell für demokratische Mitbestimmung und gesellschaftliche Veränderungen auf.
Deep dives
Der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit
Der Sprecher äußert den Wunsch, aus der wohlhabenden Elite auszubrechen und sich der breiten Masse anzuschließen, da er Ungerechtigkeiten gegenüber Menschen ohne finanzielle Mittel beobachtet. Er kritisiert die Tendenz der Reichen, Vermögen zu schützen anstatt Menschen zu unterstützen. Gleichzeitig betont er, dass eine gesellschaftliche Bereitschaft zur Umverteilung von Vermögen existiert, es jedoch schwierig ist, diese ins politische Handeln umzusetzen, da Einflussnehmer und Lobbyisten eine Hürde darstellen. Der Sprecher spricht sich dafür aus, die Hegemonie zu brechen und demokratische Prinzipien zu erhalten, da die Demokratie für alle Menschen von Wert ist.
Die Rolle von Marlene Engelhorn
Marlene Engelhorn, eine Millionenerbin und Steuergerechtigkeitsaktivistin, engagiert sich für eine gerechtere Verteilung von Vermögen durch die Besteuerung von Reichtum. Im vergangenen Jahr gab sie den Großteil ihres Erbes an einen BürgerInnenrat in Österreich weiter, der das Geld an progressive Organisationen verteilt hat. Engelhorn sieht ihren Besitz als Erbe, das nicht in ihrem Schoß gelandet sein sollte, und möchte, dass diese Gelder der Gesellschaft zugutekommen. Ihr Engagement zeigt, dass auch reiche Menschen Verantwortung übernehmen können, um Ungleichheit abzubauen.
Die Verbindung zwischen Reichtum und Demokratie
Engelhorn beschreibt den extremen Reichtum als ein Problem für die Demokratie, da er die politische Macht überproportional beeinflusst. Sie warnt vor dem Einfluss von Superreichen, insbesondere in den USA, wo Wirtschaftsmacht in politische Macht umschlägt. Der Sprecher nennt gesellschaftliche und politische Entwicklungen in den USA, die eine Rückkehr zu autoritären Strukturen und eine Aushöhlung der Demokratie zeigen. Diese Beobachtungen unterstreichen die Notwendigkeit von Veränderungen in der politischen Landschaft, um Ungleichheit und Machtmissbrauch zu bekämpfen.
Neoliberalismus und soziale Ungleichheit
Engelhorn kritisiert die neoliberale Politik, die darauf abzielt, Reichtum bei den Eliten zu konzentrieren, und argumentiert, dass dies strukturelle Ungleichheit in der Gesellschaft verstärkt. Sie verweist auf die Schere zwischen Arm und Reich, die sich immer weiter öffnet und die demokratische Balance gefährdet. Der Wechsel zu einer aggressiven neoliberalen Politik, die Reichtum für einige sicherstellt, wird als Ursache für bestehende soziale Probleme identifiziert. Durch die Umverteilung sollte auch eine Neuausrichtung der gesellschaftlichen Werte erwirkt werden.
Die Mythen des Reichtums
Im Gespräch werden gängige Mythen über Reichtum und die damit verbundenen Narrativen hinterfragt, darunter die Vorstellung von 'Self-Made' Millionären und der Philanthropie. Engelhorn argumentiert, dass diese Ideen oft ein verzerrtes Bild der Realität vermitteln und soziale Ungerechtigkeiten verstärken. Die Vorstellung, dass harte Arbeit für jeden zum Erfolg führt, ignoriert systematische Barrieren, die vielen Menschen den sozialen Aufstieg erschweren. Diese Mythen müssen aufgebrochen werden, um mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu schaffen.
Steuergerechtigkeit als Lösung
Engelhorn betont die Bedeutung von Steuergerechtigkeit als ein grundlegendes Werkzeug zur Bekämpfung von sozialer Ungleichheit und zur Förderung der Demokratie. Sie weist auf die Notwendigkeit hin, Vermögen und Erbschaften stärker zu besteuern, um öffentliche Güter und soziale Programme zu finanzieren. Der Verlust von Steuerprivilegien für Reiche wird als Chance gesehen, um finanzielle Mittel zu generieren, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Hierbei ist eine umfassende Debatte über Steuerpolitik von entscheidender Bedeutung.
Veränderung durch BürgerInnenräte
Engelhorn hat einen BürgerInnenrat eingerichtet, der Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten einbezieht, um gemeinsam Entscheidungen über die Rückverteilung von Vermögen zu treffen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Perspektiven in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um echte gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Der BürgerInnenrat hat auch das Potenzial, das Vertrauen in demokratische Prozesse zu stärken, indem er den Menschen eine Stimme gibt. Dies könnte ein Modell für zukünftige politische Initiativen sein.
Der Weg zu einem gerechteren System
Abschließend diskutiert Engelhorn, dass der Weg zu einem gerechteren System nicht einfach ist, sondern eine Vielzahl von Ansätzen erfordert, darunter Steuergerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und die Bekämpfung von Diskriminierung. Sie fordert eine breite gesellschaftliche Bewegung, die aus den unteren Schichten heraus arbeitet, um echten Wandel zu ermöglichen. Ein intersektionaler Ansatz, der diverse gesellschaftliche Herausforderungen berücksichtigt, wird als kritisch für den Erfolg angesehen. Nur durch umfassende Anstrengungen kann eine gerechtere Verteilung von Reichtum und Macht erreicht werden.
Millionen-Erbin und Steuergerechtigkeits-Aktivistin Marlene Engelhorn im Gespräch
Plutokratie in den USA und ein deutscher Kanzler mit Draht zu den Vermögenden: Der Einfluss der Reichen auf die Politik und die soziale Spaltung werden zunehmend zur Gefahr für unsere Demokratien, ist Marlene Engelhorn überzeugt. Die Millionenerbin aus Österreich setzt sich für die Begrenzung von Reichtum ein, im vergangenen Jahr gab sie den Großteil ihres Vermögens in die Hände eines Bürger*innenrates, der das Geld an die Gesellschaft zurückverteilte. Im Dissens Podcast spricht sie darüber, warum es höchste Zeit ist, Milliardäre und Multimillionäre zur Kasse zu bitten.
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Marlene Engelhorn, Jahrgang 1992, hat Millionen aus dem Vermögen eines großen Pharmaunternehmens geerbt. Im vergangenen Jahr stellt sie den größten Teil ihres Erbes einem Bürger*innen-Rat in Österreich zur Verfügung, dem sogenannten "Guten Rat für Rückverteilung". Eine Gruppe von zufällig und repräsentativ ausgewählten Menschen verteilt am Ende 25 Millionen Euro an progressive und auch antikapitalistische Initiativen aus der Zivilgesellschaft. Marlene Engelhorn ist Mitgründerin der Initiative „Tax Me Now", die sich für eine Ende von Steuerprivilegien für Reiche und Steuergerechtigkeit einsetzt.