Wie fotografiert man eine Diktatur, Harald Hauswald?
Jul 5, 2022
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Harald Hauswald, ein ikonischer Fotograf, der das Leben in Ost-Berlin während der DDR dokumentierte, spricht über seine inspirierende Karriere. Er erzählt, wie die Diktatur seine Arbeit als Provokation betrachtete und er von der Stasi überwacht wurde. Hauswald reflektiert darüber, wie wichtig es ist, dass Fotos bewegend sind, um ihre Bedeutung zu entfalten. Zudem diskutiert er die Gründung der Fotoagentur Ostkreuz und den Übergang von analog zu digital, während er seine Leidenschaft für die Straßenfotografie betont.
Harald Hauswalds Einstieg in die Fotografie wurde stark durch den Einfluss seines Vaters geprägt, was ihm half, seine Leidenschaft zu entdecken.
Die Gründung der Fotografenagentur Ostkreuz war entscheidend, um die Perspektiven ostdeutscher Fotografen nach der Wiedervereinigung zu bündeln und zu fördern.
Deep dives
Die Anfänge der Fotografie
Der Fotograf Harald Hauswald beschreibt seinen unkonventionellen Einstieg in die Fotografie, der nicht auf einem klaren Wunsch, sondern vielmehr auf dem Einfluss seines Vaters beruhte, der selbst Fotograf war. Zunächst strebte er an, Koch zu werden, was sich jedoch änderte, als er nach einer kurzen Lehre im Fotografenhandwerk seine Leidenschaft entdeckte. Sein Weg führte ihn über verschiedene Berufe, einschließlich Arbeiten im Bau und als Rocktechniker, bis er schließlich eine weiteren Ausbildung als Fotograf an der Technischen Universität Dresden begann. Dort erlernte er die Grundtechniken der Fotografie und begann, seine Leidenschaft für die Reportagefotografie zu entwickeln.
Straßenfotografie in der DDR
Hauswald reflektiert über die Herausforderungen und Veränderungen in der Straßenfotografie im Vergleich zu früheren Jahrzehnten, besonders hinsichtlich des Rechts am eigenen Bild. In der DDR war die Fotografie von Alltagsszenen mit persönlichen und politischen Risiken verbunden, da diese oft der staatlichen Kontrolle widersprachen. Das Arbeiten für westliche Medien stellte eine zusätzliche Gefahr dar, jedoch brachte es auch Vorteile, da die spezielle Aufmerksamkeit der Stasi eine gewisse Sicherheit bot. Die Wertschätzung und das dokumentarische Potenzial seiner Bilder lagen in der Authentizität und der Fähigkeit, einen unverfälschten Blick auf das Leben in der DDR zu bieten.
Kreative Freiheiten und Herausforderungen
Hauswald erläutert, wie die politischen Umstände und seine persönlichen Entscheidungen seine Arbeit als Fotograf beeinflussten. Während der Mauerzeit konnte er als Fotojournalist nicht frei arbeiten, was ihn jedoch nicht davon abhielt, kreative Lösungen zu finden, um seine Arbeiten in den Westen zu bringen. Seine Fähigkeit, Vernetzungen mit westlichen Journalisten zu pflegen, ermöglichte es ihm, seine Fotografien zu publizieren, was den Grundstein für seine erfolgreiche Karriere legte. Diese Erfahrungen verdeutlichen seine Ausdauer und den unaufhörlichen Drang, trotz der gegebenen Herausforderungen authentische Geschichten zu erzählen.
Die Entwicklung des Ostkreuz
Die Gründung der Fotografenagentur Ostkreuz entstand aus dem Bedürfnis, die Arbeiten ostdeutscher Fotografen zu bündeln und zu vermarkten. Diese Initiative fand in einem historischen Moment statt, kurz nach dem Fall der Mauer, als viele DDR-Künstler eine neue Plattform suchten. Hauswald und seine Kollegen sahen die Notwendigkeit, die eigene Perspektive und Expertise in der dokumentarischen Fotografie zu wahren und neue Möglichkeiten zu erschließen. Der Einfluss von Ostkreuz auf die deutsche Fotografie ist signifikant, da die Agentur es ermöglicht, die reiche fotografische Geschichte der ehemaligen DDR zeitgemäß in den Kontext der heutigen Welt zu stellen.
"Je länger die Geschichte ist, die ein Bild erzählt, umso besser ist es", sagt der Fotograf Harald Hauswald im Podcast "Frisch an die Arbeit". In der DDR fotografierte er die Straßen Ost-Berlins, danach gründete er die Bild-Agentur Ostkreuz. "Wenn man ein Foto betrachtet, muss was in Bewegung kommen", sagt er. Geschehe das nicht, könne man es wegwerfen.
Der heute 68-Jährige ließ sich nach der Schule zum klassischen Fotografen ausbilden. Allerdings nicht, weil er das wollte, sondern weil sein Vater Fotograf gewesen sei. "Das war nicht mein Wunsch. Das war der Wunsch meines Vaters", erzählt Hauswald im Arbeitspodcast.
Später veröffentlichte er Alltagsszenen aus Ost-Berlin in den West-Berliner Stadtmagazinen Tip und Zitty und in Geo zu. Die DDR-Diktatur habe das natürlich als Provokation empfunden, erzählt Hauswald. Das Regime habe gegen ihm wegen der "Weitergabe geheimer Nachrichten" ermittelt und ihn sehr ausführlich von der Stasi ausspionieren lassen, sagt er.
Nach dem Fall der Mauer arbeitete Hauswald für etliche Zeitschriften und stellte seine Bilder weltweit aus. Er habe so arbeiten können, wie er es wollte, sagt er heute. Ob er jemals einen anderen Job hätte haben wollen? Hauswald schüttelt den Kopf. "Ich ziehe mir nicht gerne eine Zwangsjacke an – außer die, die ich selber für mich zurecht bastle."
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