Nora Fingscheidt, eine talentierte deutsche Filmregisseurin, ist bekannt für ihren berührenden Film 'Systemsprenger' und arbeitet derzeit mit Sandra Bullock in Vancouver. Im Gespräch reflektiert sie über die Herausforderungen beim Filmemachen und die emotionale Tiefe traumatisierter Charaktere. Sie spricht über die Auswirkungen der Pandemie auf die Filmproduktion und die Bedeutung emotionaler Erlebnisse im Film. Zudem beleuchtet sie ihre Karriere nach 'Systemsprenger' und die Existenzängste, die für viele Künstler:innen real sind.
Die Dringlichkeit, empathische Unterstützung für Systemsprenger bereitzustellen, zeigt sich besonders bei Kindern, die aufgrund von Aggressionen nicht in Einrichtungen bleiben können.
Nora Fingscheidts tiefgehende Recherchen in Jugendheimen haben es ihr ermöglicht, eine authentische und radikale Erzählweise im Film 'Systemsprenger' zu entwickeln.
Deep dives
Die Herausforderungen von Systemsprengern
Systemsprenger sind Kinder, die aufgrund ihrer extremen Verhaltensweisen, oft als Folge von traumatischen Erfahrungen, in verschiedenen Institutionen nicht länger bleiben können. Ein Beispiel ist das neunjährige Mädchen Benni, das durch ihre Aggressionen sowohl andere als auch sich selbst in Gefahr bringt und ununterbrochen zwischen Heimen hin und her geschoben wird. Die Sozialarbeiterin im Podcast erwähnt, dass oft keine Einrichtungen mehr bereit sind, solche Kinder aufzunehmen, insbesondere wenn sie 14 Jahre alt werden, was die Dringlichkeit und Komplexität der Situation verdeutlicht. Dies zeigt deutlich, wie wichtig es ist, diesen Kindern empathische Unterstützung und ein stabiles Umfeld zu bieten, um die Zyklen von Gewalt und Missbrauch zu durchbrechen.
Die Entstehung des Films
Der Film 'Systemsprenger' wurde inspiriert durch die Schilderungen aus der Sozialarbeit, wo das Wort 'Systemsprenger' zum ersten Mal verwendet wurde, um Kinder zu beschreiben, die in traditionellen Systemen als schwer handhabbar gelten. Die Regisseurin Nora Finkscheid fühlte sich sofort inspiriert und begann, ausführliche Recherchen in Jugendheimen und Psychiatrien durchzuführen, um ein authentisches Bild dieser Kinder zu zeichnen. Während ihrer Nachforschungen wurde sie mit erschreckenden Realitäten konfrontiert, die von der Gewalt innerhalb von Familien bis zu den strukturellen Mängeln der Institutionen reichten. Dies erlaubte es ihr, eine tiefere Verbindung zu den Themen des Films zu entwickeln und einen radikalen, unverfälschten Ansatz in der Erzählung zu wählen.
Der kreative Prozess und die Schauspielerin
Die junge Schauspielerin Helena, die Benni spielt, bringt eine bemerkenswerte Energie und Intelligenz zu ihrer Rolle, die sie während des langen Vorbereitungsprozesses und der aufwendigen Dreharbeiten hervorragend umsetzt. Finkscheid betont, dass trotz der Schwere der Szenen, die körperliche und emotionale Herausforderungen beinhalten, Helena die Fähigkeit hat, sich zu disziplinieren und professionell zu arbeiten. Ein spezifisches Beispiel ist eine nachgestellte Brutalszene auf dem Eis, die zwar erschreckend wirkt, aber notwendig war, um Bennys Trauma und deren Entwicklung zu verdeutlichen. Diese kreative Zusammenarbeit zwischen Regisseurin und Schauspielerin verdeutlicht die langen Vorbereitungen und die tiefe Reflexion über die komplexen Themen, die im Film behandelt werden.