Armin Nassehi ist Professor für Soziologie an der Universität München und erforscht Themen wie Systemtheorie und Palliativmedizin. Er diskutiert die ethischen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Sterbeprozess und die Rolle des Kapitalismus im Gesundheitswesen. Zudem behandelt er die gesellschaftlichen Spannungen durch steigende Lebensalter und deren Auswirkungen auf das politische System. Nassehi beleuchtet auch, wie der Klimawandel unser Denken über Politik und soziale Gerechtigkeit beeinflusst und fordert ein Umdenken im Umgang mit Macht und Ungleichheit.
Armin Nassehi betont die Notwendigkeit einer humanisierten Palliativmedizin, um den Sterbeprozess für Patienten und Angehörige zu verbessern.
Die Forschung zur Integration von Geflüchteten erfordert empirische Ansätze, um soziale Strukturen effektiv zu unterstützen und zu verändern.
Die Herausforderungen des Klimawandels erfordern langfristige politische Entscheidungen, die über kurzfristige Erfolge im Kapitalismus hinausgehen.
Soziale Ungleichheit und der Zugang zu Ressourcen stellen globale Probleme dar, die nicht nur national, sondern international angegangen werden müssen.
Die Medien spielen eine entscheidende Rolle im gesellschaftlichen Dialog und müssen kritisch hinterfragt werden, um Manipulationen entgegenzuwirken.
Die Digitalisierung erfordert eine Anpassung des Bildungssystems, um den Zugang zu Bildung und Technologie für alle zu gewährleisten.
Deep dives
Armin Assehis beruflicher Werdegang
Armin Assehi ist Soziologe an der Universität München und beschäftigt sich mit verschiedenen gesellschaftlichen Themen. Er hat den Lehrstuhl seit fast 25 Jahren inne und betont, dass die Stellen in der Soziologie rar sind, weshalb er Glück hatte, diese Position zu erhalten. Dabei hebt er hervor, dass seine Fähigkeit, überzeugende Vorträge zu halten, sowie seine empirische Forschung und theoretische Soziologie entscheidend zu seinem Erfolg beigetragen haben. Assehi reflektiert auch über seine Wurzeln als Schalke-Fan, was einen persönlichen Bezug zu seiner Identität zeigt.
Forschungsinteressen von Armin Assehi
Assehi ist in verschiedenen Bereichen der Soziologie aktiv, darunter die Theorie moderner Gesellschaften, Palliativmedizin und Migrationsforschung. Aktuell liegt ein DFG-Projekt über die Integration von Geflüchteten in die Gesellschaft im Fokus seiner Arbeit, wobei die 'Andockstellen' betrachtet werden, auf die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft treffen. Außerdem hat er umfangreiche Forschung zur Medizinsoziologie und zu der Entwicklung von politischen Richtlinien auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse geleistet. Diese Themen spiegeln ein breites Interesse an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Gesundheit und Politik wider.
Der Umgang mit Tod und Sterben
Assehi hat sich eingehend mit der Palliativmedizin beschäftigt und die Fortschritte in diesem Bereich für bedeutend erachtet. Er beschreibt, wie sich die Medizin im Umgang mit sterbenden Patienten revolutioniert hat, was zu einer Humanisierung des Sterbeprozesses geführt hat. Zu den Faktoren, die den Umgang mit Sterben prägen, gehören sowohl medizinische als auch psychosoziale Elemente, die es erfordern, dass Angehörige respektiert und in die Gespräche einbezogen werden. Dies betont die Wichtigkeit von Kommunikation und die Notwendigkeit, eine angemessene Umgebung für Menschen zu schaffen, die sterben.
Die Spannungen innerhalb der Soziologie
Assehi diskutiert die Vielfalt an Themen und die Spannungen innerhalb der Wissenschaft, die durch unterschiedliche Forschungsansätze und Methodiken entstehen. Er erkennt an, dass viele Soziologen vielleicht nicht bereit sind, die komplexen sozialen Probleme zu konfrontieren, die die Gesellschaft heute betreffen. Dies wird auch sichtbar, wenn erklärt wird, wie bestimmte soziale Strukturen und Vorurteile dazu führen, dass Glauben und Ideologien anhaltend sind. Der Umgang mit schwierigen, ungelösten Fragen der sozialen und wirtschaftlichen Gerechtigkeit bleibt eine Herausforderung für die Disziplin.
Die Herausforderungen des Klimawandels
Assehi erörtert die Dringlichkeit, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen und die damit verbundenen politischen Entscheidungen zu treffen. Dabei betont er, dass der Kapitalismus als wirtschaftliches Modell zwar viele Erfolge errungen hat, jedoch auch signifikante Umweltprobleme und soziale Ungleichheiten produziert. Interessant ist die Beobachtung, dass das Gefühl, dass Veränderungen notwendig sind, oft nicht mit einem entsprechenden Handeln übereinstimmt. Kritisch betrachtet er die kurzfristigen Zeitperspektiven der politischen Akteure und die Notwendigkeit langfristiger Lösungen.
Wachstum und Verantwortung
Assehi argumentiert, dass verantwortungsvolles Handeln sowohl von den Akteuren der Wirtschaft als auch von der Gesellschaft insgesamt verlangt wird, um eine nachhaltige Lösung für unerledigte soziale Fragen zu finden. Er hebt hervor, dass die gegenwärtigen klimatischen Herausforderungen erfordern, dass Unternehmen ihre Anreizstrukturen überdenken und Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen. Dies schließt eine Bewertung der Produktion und des Konsums ein, um sicherzustellen, dass Ökonomie und soziale Gerechtigkeit zusammenarbeiten können. Die Notwendigkeit, transformative Ansätze in Unternehmen zu integrieren, wird als Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen gesehen.
Auswirkungen der globalen Ungleichheit
Assehi weist darauf hin, dass die Ungleichheit nicht nur ein nationales, sondern auch ein globales Problem darstellt, das die gesellschaftliche Struktur belastet. Der Zugang zu Ressourcen und Gütern ist oft ungleich verteilt, was zu sozialen Spannungen führt. Er verweist auf die soziale Verantwortung, die einerseits unternehmerische Entscheidungen umfasst, andererseits das politische Handeln beeinflusst. Dies verdeutlicht, dass die Themen von sozialer Gerechtigkeit und Umverteilung von Reichtum relevanter denn je sind.
Die Rolle der Medien in der Gesellschaft
Die Funktion der Medien in der heutigen Gesellschaft wird von Assehi als zentral betrachtet, insbesondere im Kontext von Informationsverbreitung und gesellschaftlichen Dialogen. Er beschreibt, dass die Medien nicht nur als Informationsquelle, sondern auch als Plattform für politische und soziale Auseinandersetzungen dienen, die erhebliche Auswirkungen auf das öffentliche Bewusstsein haben. Insofern müssen die Medien kritisch hinterfragt werden, wie sie zur Meinungsbildung und zur Konstruktion von Realität beitragen. Es wird deutlich, dass es notwendig ist, Medienkompetenz in der Gesellschaft zu fördern, um Manipulationen und Fehlinformationen entgegenzuwirken.
Der Einfluss von Eliten auf die Gesellschaft
Assehi hebt hervor, dass die strukturellen Einflüsse der Eliten in der Gesellschaft oft entscheidende Rollen spielen. Wenn bestimmte Gruppen Macht und Ressourcen kontrollieren, führt dies häufig zu Ungleichheiten und einem Verlust an Teilhabe für die breite Bevölkerung. Darüber hinaus wird die Verflechtung von Politik und Wirtschaft betrachtet, was zeigt, dass viele Entscheidungen zugunsten von Eliten getroffen werden, anstatt im Interesse der Allgemeinheit. Assehi sieht hier die Verantwortung, die von den politischen Akteuren übernommen werden muss, um die Demokratisierung der Entscheidungsprozesse zu fördern.
Die Herausforderungen durch die Digitalisierung
Die Digitalisierung wird von Assehi als eine Schlüsselvariable betrachtet, die sowohl Chancen als auch grundlegende Herausforderungen mit sich bringt. Bildung, Arbeit und soziale Interaktionen erfahren durch neue Technologien einen tiefgreifenden Wandel, der oft nicht mit den notwendigen Anpassungen einhergeht. Daher ist es wichtig, dass Gesellschaften Strategien entwickeln, um die digitale Kluft zu überwinden und allen Zugang zu Bildung und Technik zu gewähren. Gleichzeitig muss das Bildungssystem reformiert werden, um auf die Veränderungen im digitalen Zeitalter adäquat zu reagieren.
Die Notwendigkeit der Abweichung von alten Pfaden
Assehi argumentiert, dass es notwendig ist, von gewohnten Denkmustern und Strukturen abzuweichen, um gesellschaftliche Transformationen zu fördern. Nur durch neue Ansätze und das Infragen der bestehenden Normen und Strukturen können anhaltende Veränderungen erreicht werden. Dies könnte in verschiedenen Bereichen geschehen, sei es in der Sozialpolitik, Unternehmensführungen oder im Bildungssystem. Ein Appell an die politischen und gesellschaftlichen Akteure zur aktiven Teilnahme an diesen Veränderungsprozessen wird deutlich.
Politik für Desinteressierte
Zu Gast im Studio: Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Uni München
Ein Gespräch über das Sterben und Armins Forschung dazu, seine Biografie und sein Werdegang, soziologische Denkschulen und die Systemtheorie, seine politischen Analysen, die Klimakatastrophe und unser Wirtschaftssystem, CO2-Emissionen und die planetaren Grenzen, die Überwindung des Kapitalismus und die Trägheit des politischen Systems sowie der Aufstieg der Faschisten uvm. + eure Fragen via Hans
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