Future Histories
S03E33 - Tadzio Müller zu solidarischem Preppen im Kollaps
Episode guests
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Quick takeaways
- Der Podcast diskutiert die Notwendigkeit einer strategischen Wende im Klimaaktivismus hin zu solidarischem Preppen als alternative Maßnahme zur Klimakrise.
- Die Ziele der Klimagerechtigkeit werden als zentral hervorgehoben, um das Bewusstsein für Ungleichheiten und solidarische Hilfe zu stärken.
- Es wird betont, dass emotionale Akzeptanz und kollektive Trauerarbeit entscheidend sind, um die Realität des Klimakollapses zu verarbeiten.
- Der Aktivismus wird als eine Art 'Quasi-Religion' beschrieben, die durch gemeinsame Handlungen und emotionale Verbindungen in schwierigen Zeiten geprägt ist.
Deep dives
Wende im Klimaaktivismus
Die Notwendigkeit einer strategischen Wende im Klimaaktivismus wird betont, weg von dem bisherigen Ansatz, der stark auf direkte Aktionen und Proteste setzt. Stattdessen wird ein neues Konzept des 'linken Preppertums' vorgeschlagen, das eine proaktive Anpassung an die bereits eingetretene Klimakatastrophe impliziert. Die bisherigen Methoden, die auf die Bitte an die Gesellschaft um klimafreundliche Maßnahmen fokussierten, haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Der gesellschaftliche Rückzug von aktivistischen Forderungen zeigt, dass eine grundlegende Transformation der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen gefordert ist, um Klimagerechtigkeit zu erreichen.
Die Realität des Klimaschutzes
Es wird kritisiert, dass der traditionelle Klimaschutzansatz die Komplexität der notwendigen Umstellungen nicht realistisch abbildet. Die in der Gesellschaft verankerten wirtschaftlichen Interessen, insbesondere in Deutschland, stehen dem Klimaschutz entgegen, da dies schwerwiegende wirtschaftliche Veränderungen für die fossilsüchtige Industrie mit sich bringen würde. Das Missmanagement von Umweltschutzmaßnahmen hat dazu geführt, dass viele der gesellschaftlichen Akteure sich gegen den Klimaschutz ausgesprochen haben. Anstatt den Klimaschutz als gemeinsames Ziel zu betrachten, befürchten viele, dass er ihre Lebensweise bedroht.
Klimagerechtigkeit als neue Handlungsfeld
Der Begriff der Klimagerechtigkeit gewinnt an Bedeutung, da er sich mit den Ungleichheiten auseinandersetzt, die durch die Klimakrise verschärft werden. Es wird argumentiert, dass die Auswirkungen der Klimakatastrophe vor allem die Menschen treffen, die am wenigsten zur Krise beigetragen haben, und dass diese Ungerechtigkeit in den Vordergrund gerückt werden muss. So kann die Klimagerechtigkeitsbewegung, anstatt sich nur auf Klimaschutz zu konzentrieren, auch Handlungsfelder eröffnen, die sich mit den Folgen der Klimakatastrophe befassen und das Bemühen um Solidarität in Krisenzeiten stärken. Diese Bewegung stellt eine strategische Antwort dar, um denjenigen zu helfen, die am stärksten betroffen sind.
Solidarität in der Katastrophe
In der Diskussion wird herausgestellt, dass katastrophale Ereignisse oft auch Raum für solidarische Strukturen öffnen, wo Gemeinschaften zusammenschließen, um den Betroffenen zu helfen. Es wird erklärt, dass die aktive Teilnahme an der Bewältigung von Krisen eine neue Form von Aktivismus darstellt, die der Klimabewegung helfen kann, ihre Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Diese solidarische Hilfe während Katastrophen kann verschiedene Formen annehmen, sei es bei Naturkatastrophen oder anderen gesellschaftlichen Herausforderungen. Der Ansatz fordert, dass die Klimabewegung lernen muss, wie sie diese Strukturen etablieren und unterstützen kann.
Der Einfluss von emotionaler Akzeptanz
Ein zentraler Aspekt ist die Rolle der emotionalen Akzeptanz im Prozess des Wandels, sowohl für Individuen als auch für die Gesellschaft als Ganzes. Es wird argumentiert, dass eine kollektive Trauerarbeit notwendig ist, um die Realität des Klimakollapses zu akzeptieren und um künftige Handlungen strategisch zu planen. Trauer darf nicht ignoriert werden; sie ist vielmehr ein entscheidender Schritt, um den Verlust von Hoffnungen und Utopien zu verarbeiten. In diesem Kontext wird betont, dass alternative Räume für Trauer und Unterstützung geschaffen werden sollten, um neue Handlungsperspektiven zu entwickeln.
Religiöse Metaphern im Aktivismus
Der Einsatz religiöser Metaphern und Konzepte wie Gemeinschaft oder Glauben wird verwendet, um die emotionale Verbindung innerhalb der Bewegungen zu stärken. Diese Konzepte helfen, das Gefühl von Zugehörigkeit und Zweck in einem schwierigen politischen Umfeld zu fördern. Der Aktivismus wird als eine Art 'Quasi-Religion' betrachtet, in der das gemeinsame Handeln und die kollektive Erfahrung von Bedeutung sind. Diese Sichtweise mag provokant erscheinen, sie erleichtert jedoch das Verständnis des Verlusts und der weiterhin notwendigen Hoffnung auf positive Veränderungen.
Blick in die Zukunft
Der Diskussion über die Herausforderungen des Klimaaktivismus steht die Hoffnung gegenüber, dass trotz aller Widrigkeiten eine neue Form des gemeinsamen Lebens und Handelns entstehen kann. Es wird hervorgehoben, dass es auch in dunklen Zeiten immer Möglichkeiten geben kann, solidarische Räume des guten Lebens zu schaffen. Die Vorstellung, dass das letzte verbleibende Vergnügen oder die letzte Hoffnung erkämpft werden kann, verleiht dem Aktivismus eine tiefere und bedeutungsvollere Dimension. Dies zeigt sich nicht nur durch das Streben nach Änderungen und Lösungen, sondern auch durch die Fortschritte in der kollektiven menschlichen Erfahrung.
Tadzio Müller zum Scheitern der Klimabewegung und solidarischem Preppen im gesellschaftlichen und ökologischen Kollaps als strategischer Neuausrichtung.
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Info zur Buchvorstellung von Creative Construction:
Datum: 4. März, 19 Uhr
Ort: Aquarium am Südblock
Skalitzer Str. 6
10999 Berlin
Deutschland
Zur Anmeldung geht's hier: https://shorturl.at/byI4H
Über das Buch:
Groos, J. & Sorg, C. (2025). Creative Construction - Democratic Planning in the 21st Century and Beyond. Bristol University Press. [for a review copy, please contact: amber.lanfranchi[at]bristol.ac.uk]
https://bristoluniversitypress.co.uk/creative-construction
Future Histories Live Aufnahme mit Cecilia Rikap zu "Monopoly of the Tech Giants" (auf Englisch)
https://www.rosalux.de/en/event/es_detail/2MGCX
05. März, 18:30 - 20:30
Rosa-Luxemburg-Stiftung
Bibliothek
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin
Anmeldung hier: https://info.rosalux.de/#Buchung/2mgcx
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Shownotes
zu Tadzio Müller (mit einer guten Übersicht seiner Interviews und anderer Publikationen):
https://de.wikipedia.org/wiki/Tadzio_M%C3%BCller
sein Blog „Friedliche Sabotage“:
https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/about
Blogposts zur „Verdrändungsgesellschaft“:
https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/topics/verdrangungsgesellschaft
Tadzio’s Dissertation: Mueller, T. (2006). Other worlds, other values: alternative value practices in the European anticapitalist movement [University of Sussex].
Müller, T. (2024). Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps: Wie ich lernte, die Zukunft wieder zu lieben. Mandelbaum Verlag.
https://www.mandelbaum.at/buecher/tadzio-mueller/zwischen-friedlicher-sabotage-und-kollaps/
das zitierte Interview: Müller, T., & Schmalz, S. (2024). «Die Arschlochgesellschaft feiert gerade ihr Coming-out». WOZ Die Wochenzeitung.
Ende Gelände:
https://www.ende-gelaende.org/
Letzte Generation:
zur Besetzung des Hambacher Forst:
RWE & Co Enteignen:
zum Klimahungerstreik, der Olaf Scholz zum Abgeben einer Regierungserklärung bewegen sollte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hungern_bis_ihr_ehrlich_seid
zum sogenannten „Abgasskandal“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Abgasskandal
zur postautonomen linken Strömung:
Foltin, R. (2016). Post-Autonomie. Von der Organisationskritik zu neuen Organisationsformen? Unrast Verlag.
zum Begriff des Holozäns:
https://de.wikipedia.org/wiki/Holoz%C3%A4n
zum Konzept der Planetaren Grenzen und des „safe operating space for humanity“:
https://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries.html
Bastani, A. (2019). Fully Automated Luxury Communism: A Manifesto. Verso Books.
zu „Degrowth Communism“:
Saito, K. (2023). Systemsturz: Der Sieg der Natur über den Kapitalismus. Deutscher Taschenbuch Verlag.
https://www.dtv.de/buch/systemsturz-28369
Saito, K. (2023). Marx in the Anthropocene: Towards the Idea of Degrowth Communism. Cambridge University Press.
https://www.cambridge.org/core/books/marx-in-the-anthropocene/D58765916F0CB624FCCBB61F50879376
Fukuyama, F. (2022). Das Ende der Geschichte. Hoffmann und Campe.
https://hoffmann-und-campe.de/products/59958-das-ende-der-geschichte
zu Gramscis Hegemoniebegriff:
Langemeyer, I. (2009). Antonio Gramsci: Hegemonie, Politik des Kulturellen, geschichtlicher Block. In: Hepp, A., Krotz, F., Thomas, T. (eds) Schlüsselwerke der Cultural Studies. Medien – Kultur – Kommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91839-6_6
Williams, A., & Gilbert, J. (2022). Hegemony Now: How Big Tech and Wall Street Won the World (And How We Win it Back). Verso Books.
zu Occupy Sandy:
https://en.wikipedia.org/wiki/Occupy_Sandy
zu Hakim Bey’s Konzept der „Temporären Autonomen Zone“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tempor%C3%A4re_Autonome_Zone
Bey, H. (1994). T.A.Z. Die Temporäre Autonome Zone. Edition ID - Archiv.
https://monoskop.org/images/1/1b/Bey_Hakim_TAZ_Die_Temporaere_Autonome_Zone_1994.pdf
zu Franco „Bifo“ Berardi:
https://en.wikipedia.org/wiki/Franco_Berardi
zum Aufstand im Warschauer Ghetto:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_im_Warschauer_Ghetto
Thematisch angrenzende Folgen
S03E32 | Jacob Blumenfeld on Climate Barbarism and Managing Decline
S03E23 | Andreas Malm on Overshooting into Climate Breakdown
S03E17 | Klaus Dörre zu Utopie, Nachhaltigkeit und einer Linken für das 21. Jh.
S02E55 | Kohei Saito on Degrowth Communism
https://www.futurehistories.today/episoden-blog/s02/e55-kohei-saito-on-degrowth-communism/
S02E47 | Matt Huber on Building Socialism, Climate Change & Class War
S02E40 | Raul Zelik zu Grünem Sozialismus
https://www.futurehistories.today/episoden-blog/s02/e40-raul-zelik-zu-gruenem-sozialismus/
S01E52 | Max Koch zur Politischen Ökonomie des Degrowth
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