Best of: Erklär mir wem die Medien gehören, Harald Fidler
Jan 10, 2023
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Harald Fidler, Medienredakteur beim DER STANDARD und Experte für die Medienlandschaft Österreichs, beleuchtet die komplexen Eigentumsverhältnisse der Printmedien. Er erklärt die Rolle von Raiffeisen als Medieninvestor und deren Einfluss auf die Unabhängigkeit der Redaktion. Zudem wird diskutiert, wie politische Verflechtungen die Medienberichterstattung prägen. Fidler thematisiert die Herausforderungen, die Gründer von Medienunternehmen bewältigen müssen, und die Bedeutung von kritischem Medienbewusstsein in Zeiten der Medienkonzentration.
Die bedeutende Rolle von Raiffeisen in der österreichischen Medienlandschaft führt zu einem potenziellen Einfluss auf die Berichterstattung über ihre Aktivitäten.
Die katholische Kirche ist ein weniger offensichtlicher, aber bemerkenswerter Stakeholder im österreichischen Medienmarkt durch ihre Beteiligungen an verschiedenen Medien.
Deep dives
Einflussreiche Besitzer: Raiffeisen und die Medienlandschaft
Raiffeisen spielt eine bedeutende Rolle in der österreichischen Medienlandschaft, da sie eine Mehrheit am Kurier hält und auch Anteile an anderen Medien besitzt. Die Verbindung zwischen Raiffeisen und dem Kurier ist insbesondere problematisch, da die Bank nicht traditionell im Medienbereich tätig ist, dennoch erheblicher Einfluss auf die Berichterstattung hat. Dies könnte dazu führen, dass Redakteure beim Schreiben über Themen, die Raiffeisen betreffen, vorsichtiger sind, ohne dass eine direkte Meinungslenkung stattfinden muss. Außerdem wird die erweiterte Rolle von Raiffeisen im Rundfunk durch ihre Beteiligung an der ORF-Sendertochter ORS, die technische Dienstleistungen für Rundfunksender bereitstellt, deutlich gemacht.
Die Rolle der Kirche in den Medien
Die katholische Kirche hat ebenfalls einen bemerkenswerten Einfluss auf den österreichischen Medienmarkt, auch wenn ihre Präsenz nicht immer offensichtlich ist. Die Diözese St. Pölten besitzt eine Mehrheit an der Neuen Presse sowie Beteiligungen an anderen Medien wie Radio Stephansdom. Darüber hinaus ist die Kirche über die Styria-Gruppe in Besitz der erfolgreichen Kleinzeitung und der Presse, was ihr zu einem bedeutenden Stakeholder im medialen Diskurs verhilft. Die Einflüsse der Kirche mögen subtiler sein, doch sie haben die Fähigkeit, die öffentliche Meinung durch die von ihnen betriebenen Medien zu formen.
Familiengeführte Medien: Das Duo Dichand
Die Dynamik innerhalb der österreichischen Medien wird stark von der Familie Dichand geprägt, die 50 Prozent der Kronenzeitung besitzt, dem meistgelesenen Printmedium des Landes. Christoph Dichand hat zudem Anteile an anderen Publikationen wie dem heute, einer kostenlosen Tageszeitung, die insbesondere in Wien großen Einfluss hat. Die Verflechtungen im eigenen Umfeld der Dichands zeigen, dass ihre finanziellen Interessen auch auf andere Medien ausstrahlen, da die Funkgruppe, ein weiterer Hauptaktionär, starke Verbindungen zum Kurier hat. Diese durch die Familie Dichand geschaffenen Netzwerke können die berichtenden Medien und deren Inhalte erheblich beeinflussen.
Medienkonzentration und ihre Auswirkungen
Die österreichische Medienlandschaft ist durch eine hohe Konzentration gekennzeichnet, was bedeutet, dass wenige große Unternehmen eine dominante Marktposition einnehmen. Der ORF ist das zentrale und größte Medium, das mehr Reichweite und Einkommen generiert als all seine Wettbewerber zusammen. Diese Diversifikation erschwert es neuen oder kleinen Medienunternehmen, sich im Markt zu behaupten und führt zu einer gewissen Abhängigkeit von den großen Konzernen. Kritische Konsumptionshaltung ist nötig, damit Mediennutzer die Eigentümerstrukturen und Interessen hinter den Berichterstattungen verstehen und somit eine informiertere Perspektive auf die konsumierten Inhalte entwickeln können.
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