Thomas Hellmuth, ein Historiker am Institut für Geschichte, beleuchtet die ambivalenten Seiten der Aufklärung. Er spricht über Rousseaus widersprüchliche Erziehung, während er seine Kinder ins Heim gab. Die düstere Geschichte von Angelo Soliman, einem Afroösterreicher, zeigt die naive Aufgeklärtheit der Gesellschaft. Zudem wird die Rolle der Freimaurer und ihre Werte in der damaligen Zeit analysiert. Hellmuth macht deutlich, dass hinter dem Licht der Aufklärung auch Schatten lauern.
Die Geschichte des Wolfskindes Victor verdeutlicht die Spannungen zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlichen Erwartungen der Aufklärung.
Die Freimaurer förderten durch Salons und Cafés den Austausch von Ideen und Werte wie Freiheit, Gleichheit und Toleranz.
Deep dives
Der edle Wilde und die Erziehung
Die Idee des edlen Wilden wird durch die Geschichte des Wolfskindes von Averon veranschaulicht. Dieses Kind, später Victor genannt, wuchs isoliert im Wald auf und wurde in einer Anstalt für Taubstumme einem Erziehungsversuch ausgesetzt. Der Direktor, ein Anhänger der Aufklärung, versuchte, dem wilden Kind Regeln und Normen der bürgerlichen Gesellschaft beizubringen, was jedoch letztlich scheiterte. Diese Geschichte verdeutlicht die Spannungen zwischen der natürlichen Freiheit des Individuums und den gesellschaftlichen Erwartungen der Aufklärung.
Wurzeln der Aufklärung und das Individuum
Die Aufklärung entstand in einer Zeit des Wandels, in der das Bürgertum zunehmend an Bedeutung gewann und mehr gesellschaftliche Teilhabe forderte. Ein zentraler Gedanke der Aufklärung ist die Mündigkeit des Individuums, welches als selbstverantwortlich erachtet wird und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen soll. Immanuel Kant betont, dass Aufklärung der Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit bedeutet, wobei die Freiheit des Einzelnen jedoch in einem sozialen Kontext betrachtet werden muss. Gleichzeitig wird die Rolle Gottes nicht gänzlich abgeschafft, sondern als Teil der natürlichen Ordnung verstanden, die der Mensch entdecken und im Zusammenleben respektieren sollte.
Rolle der Freimaurer und gesellschaftliche Veränderungen
Die Freimaurer spielten eine entscheidende Rolle in der Verbreitung der aufgeklärten Ideen und betonten Werte wie Freiheit, Gleichheit und Toleranz. Diese Grundpfeiler standen im Einklang mit der Aufklärung, indem sie individuelle Rechte sowie soziale Verantwortung in den Vordergrund stellten. Das Treffen in Salons und später in Cafés wurde zum zentralen Ort für den Austausch und die Diskussion neuer gesellschaftlicher Ideen, was zur Entwicklung demokratischer Prozesse führte. Trotz staatlicher Überwachung durch Figuren wie Joseph II. blieb die Freimaurerei ein wichtiger Raum für elitäre und aufklärerische Überlegungen.
Ist die Aufklärung wirklich eine Zeit der Erleuchtung gewesen? Rousseau, der große Denker und Erzieher, steckt seine eigenen Kinder ins Kinderheim. In Wien wird der Freimaurer Angelo Soliman aufgrund seiner dunklen Hautfarbe ausgestopft und im Museum ausgestellt. An sogenannten Wolfskindern, die abseits der Gesellschaft im Wald aufwachsen, werden inhumane Experimente durchgeführt. Die großen Errungenschaften der Aufklärung werden von überaus düsteren Episoden begleitet. In dieser Folge des Podcasts redet Mariella Gittler mit dem Historiker Thomas Hellmuth über die Wurzeln der Aufklärung und seine Begleiterscheinungen.
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