Gerold Riedmann, Chefredakteur des "Standard", und Petra Stuiber, stellvertretende Chefredakteurin, analysieren die aktuelle politische Lage nach dem Sieg der FPÖ. Sie diskutieren die Gründe hinter der FPÖ-Stärke und die Unsicherheiten in der Regierungsbildung. Was bedeutet die Wahl für die SPÖ unter Andreas Babler? Sie beleuchten auch die Rolle von Neos und Kleinstparteien sowie die unterschiedlichen Wahlentscheidungen in städtischen und ländlichen Gebieten. Die europäischer Dimension des Rechtsrucks wird ebenfalls thematisiert.
Die FPÖ hat bei der Nationalratswahl mit einem historischen Anstieg von über 13 Prozentpunkten nahezu 30 Prozent der Stimmen erreicht.
Der Verlust von Stimmen für die ÖVP und SPÖ zeigt eine breite politische Unzufriedenheit und eine signifikante Wählerstromverschiebung zur FPÖ.
Die Möglichkeit einer Koalition zwischen der FPÖ und anderen Parteien wird von vielen ausgeschlossen, was herausfordernde Regierungsbildungen zur Folge haben könnte.
Deep dives
Erdrutsch-Sieg der FPÖ
Die rechtspopulistische FPÖ erzielt einen historischen Wahlsieg und könnte damit stärkste Kraft im Nationalrat werden. Mit einem Stimmenanstieg von mehr als 13 Prozentpunkten erreicht die FPÖ nahezu 30 Prozent der Wählerstimmen. Dies markiert das erste Mal in der Zweiten Republik, dass eine Partei mit solchen Wurzeln, die bis zur NSDAP zurückreichen, die Wahl gewinnt. Der FPÖ-Chef Herbert Kickl deutet dies als Beginn eines neuen Kapitels in der österreichischen Geschichte.
Reaktionen und Auswirkungen der Wahl
Das überraschende Wahlergebnis löst sowohl national als auch international heftige Reaktionen aus. Der Verlust der ÖVP und SPÖ an Stimmen verdeutlicht die politische Unzufriedenheit in Österreich. Bundespräsident Alexander Van der Bellen betont die Notwendigkeit, die Grundwerte der liberalen Demokratie zu schützen und äußert Besorgnis über die Kluft zwischen der FPÖ und den bestehenden demokratischen Werten. In diesem Kontext wird die Frage aufgeworfen, ob die demokratischen Institutionen mit einer derart stark gewachsenen FPÖ umgehen können.
Wählerverlagerungen zur FPÖ
Die Wählerstromanalysen zeigen eine signifikante Verschiebung von der ÖVP zur FPÖ, mit 25 Prozent der ehemaligen ÖVP-Wähler, die nun die FPÖ unterstützen. Außerdem gewinnt die FPÖ eine beträchtliche Anzahl von Nichtwählern für sich. Ein weiteres überrascht, dass auch viele Frauen die FPÖ wählen, was zuvor als untypisch galt. Diese Trends deuten darauf hin, dass die FPÖ in der Lage ist, breitere Wählergruppen anzusprechen und ihren Einfluss auszubauen.
Schwierige Koalitionsverhandlungen
Die politischen Zukunftsprognosen deuten auf herausfordernde Koalitionsverhandlungen hin, wobei kaum jemand mit der FPÖ zusammenarbeiten möchte. Während Herbert Kickl eine Regierungsbildung anstrebt, schließen die ÖVP und andere Parteien eine Zusammenarbeit mit ihm aus. Innerhalb der ÖVP wird Karl Nehammer in der Rolle des Parteichefs und möglichen Kanzlers weiterhin kritisch betrachtet. Eine Koalition zwischen der FPÖ und der ÖVP erscheint schwer vorstellbar, da dies für die konservative Partei zu einer existenziellen Krise führen könnte.
Einblicke in die politischen Herausforderungen
Die vergangenen Jahre der Unzufriedenheit und die unterschiedlichen politischen Strömungen in Österreich haben zur aktuellen Situation beigetragen. Die Krisen, wie die Pandemie und wirtschaftliche Sorgen, haben die Wählerstimmung stark beeinflusst und der FPÖ politischen Rückenwind gegeben. Angesichts des gescheiterten Kampfs um die Wählergunst stehen die traditionellen Parteien unter Druck, ihre Strategien zu überdenken. Diese Wahl ist ein Signal für die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in der politischen Kommunikation und den gewählten Themen der Parteien.
Die rechtsradikale FPÖ hat die Nationalratswahl in Österreich gewonnen. Doch abgesehen von der konservativen ÖVP schließen alle Parteien eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus. Karl Nehammer, Chef der Volkspartei, zeigt sich zwar generell offen gegenüber einer Koalition mit den Freiheitlichen, nicht aber mit Herbert Kickl.
Doch was wären die Alternativen zu einer rechts-konservativen Regierung? In dieser Folge von »Inside Austria« diskutieren wir mit Gerold Riedmann und Petra Stuiber aus der Chefredaktion des »Standard« über die Folgen der Nationalratswahl in Österreich. Warum war die FPÖ so stark und wie könnte eine zukünftige Regierung aussehen?
In der Podcast-Serie Inside Austria rekonstruieren der SPIEGEL und der österreichische STANDARD gemeinsam Fälle, Skandale und politische Abgründe in Österreich.
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