Was ist dran am Libertarismus, den Trump, Musk und Milei verkörpern?
Dec 27, 2024
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Die Diskussion über den Libertarismus gewinnt an Fahrt, besonders durch Figuren wie Trump und Musk. Es wird erörtert, ob wir uns in eine postliberale Ära bewegen und welche Folgen das für Deutschland hat. Dabei wird die Kluft zwischen älteren Gesellschaften und libertären Idealen beleuchtet. Misstrauen gegenüber dem Deep State und die Rolle des Wettbewerbs stehen ebenfalls im Fokus. Schließlich wird die Notwendigkeit eines starken Staates in der sozialen Marktwirtschaft thematisiert, um monopolistische Strukturen zu vermeiden und gesellschaftliche Stabilität zu gewährleisten.
Libertarismus fördert die individuelle Autonomie und lehnt staatliche Bevormundung ab, gewinnt jedoch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit an Bedeutung.
Die Debatte um Marktregulierung zeigt, dass ein unregulierter Markt potenziell zu Monopolen führen kann, was wettbewerbswidrig wäre.
Deep dives
E revival des Libertarismus
Ein Rückblick auf den Libertarismus zeigt, dass er eine politische Philosophie darstellt, die die individuelle Autonomie maximiert und die Bevormundung durch Staat und Gesellschaft ablehnt. Prominente Vertreter, wie Elon Musk und der argentinische Präsident Javier Milei, befürworten diese Denkweise, die im Kontext der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen besonders an Bedeutung gewinnt. Die Diskussion dreht sich um die Frage, ob diese Rückkehr zu libertären Ideen eine Zukunft hat oder ob es sich lediglich um eine vorübergehende Phase handelt. In einer Zeit, in der viele Bürger nach mehr Sicherheit und Stabilität streben, könnte der Libertarismus auf Widerstand stoßen und die gesellschaftlichen Bemühungen um einen postliberalen Ansatz in den Vordergrund rücken.
Schwächen der Globalisierung
Die Globalisierung, welche seit den 1980er Jahren an Fahrt aufgenommen hat, ist zunehmend erschöpft und stößt auf gesellschaftliche Widerstände. Die Herausforderungen, die mit technologischen Innovationen und Migration einhergehen, tragen zu einem Gefühl der Unsicherheit unter den Menschen bei. Diese Unsicherheiten verleiten zu einem Rückgriff auf populistische Ansätze, wie sie im Libertarismus zu finden sind, wobei viele nach einer stabileren und sichereren Lebensweise streben. Der Stimmungsumschwung in den USA und Europa, einschließlich der Wahlergebnisse in Frankreich, zeigt, dass die Menschen Lösungen suchen, die über die Prinzipien der globalisierten Märkte hinausgehen.
Regulierung und Wettbewerbspolitik
Die Debatte um Marktregulierung steht im Mittelpunkt der Betrachtungen zu libertären Ansätzen in der Wirtschaft. Der Libertarismus tendiert dazu, Regulierung als Einschränkung individueller Freiheit zu betrachten, weshalb Vorschläge zur Abschaffung von Wettbewerbsschutzbehörden auf Skepsis stoßen. Eine unregulierte Marktordnung könnte dazu führen, dass Monopole entstehen, die wiederum den Wettbewerb ersticken. Deshalb ist es entscheidend, dass eine Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung gefunden wird, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten und die Marktteilnehmer vor einer allzu starken Konzentration von wirtschaftlicher Macht zu schützen.
In dieser Folge fragen sich Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, was eigentlich dran ist an der Denkschule des Libertarismus, die aktuell einige prominente Befürworter hat: Etwa den designierten US-Präsident Donald Trump, den Tech-Milliardär Elon Musk, der in der neuen Trump-Regierung die Leitung einer neuen Abteilung für effizientes Regieren innehaben soll, oder den argentinischen Präsidenten Javier Milei.
„Wir erleben gerade ein Revival dieser älteren Denkschule des Libertarismus“, sagt Rürup. „Diese Denker propagieren eine Maximierung der Autonomie der Individuen und damit die Zurückdrängung möglichst jedweder Bevormundung durch Staat und Politik letztlich.“ Nach dem Willen der Anhänger dieser politischen Philosophieschule solle das Recht der Wagemutigen und der Stärkeren gelten, so Rürup.
Michael Hüther ergänzt: „Die Globalisierung ist erschöpft und es gibt gesellschaftliche Kräfte, die sich überfordert sehen. Und in diesem Kontext glaube ich schon, dass wir in einem Übergang zu einem postliberalen Zeitalter sind.“ Doch was kommt danach und sollte die Antwort darauf Libertarismus lauten? Und was bedeutet die Entwicklung für Deutschland, insbesondere jetzt im Bundestagswahlkampf? Das und mehr hören Sie in der aktuellen Folge Economic Challenges.
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