#278 "Toxische Weiblichkeit": Wenn Frauen Frauen klein machen
Oct 16, 2024
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Sophia Fritz, Jahrgang 1997 und Autorin, beleuchtet in ihrem Buch "Toxische Weiblichkeit" die Dynamiken des internalisierten Frauenhasses. Sie diskutiert, wie patriarchale Strukturen Frauen dazu bringen, sich selbst und andere zu kritisieren, insbesondere durch den kritischen 'Moms-Gaze'. Zudem wird die Gleichsetzung mit toxischer Männlichkeit hinterfragt und es wird die Bedeutung von Empathie und Solidarität im feministischen Miteinander betont. Fritz fordert eine ehrliche Auseinandersetzung und strukturelle Veränderungen für ein authentisches Miteinander.
Sophia Fritz beleuchtet, wie internalisierte patriarchale Strukturen weibliches Verhalten prägen und zu toxischer Weiblichkeit führen.
Die Prototypen toxischer Weiblichkeit, wie das gute Mädchen und die Powerfrau, fördern schädliche gesellschaftliche Erwartungen an Frauen.
Fritz plädiert für intergenerationale Solidarität und einen verbesserten Dialog zwischen älteren und jüngeren Frauen im Feminismus.
Deep dives
Der Einfluss des Moms-Gaze
Der Begriff Moms-Gaze beschreibt den Blick von weiblicher Verwandtschaft, der Frauen von klein auf kritisiert und in ein angepasstes Verhalten drängt. Diese Form der Sozialisation vermittelt, dass Weiblichkeit mit Unsichtbarkeit und Anpassung einhergeht, um sicher durch das Leben zu navigieren. Kritische Kommentare zu äußerlichen Aspekten führen dazu, dass Frauen sich übermäßig um das Wohl anderer kümmern und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Dieser Druck kann als toxische Weiblichkeit betrachtet werden, da er aus patriarchalen Strukturen resultiert und den individuellen Ausdruck einschränkt.
Toxische Weiblichkeit im Vergleich zu toxischer Männlichkeit
Die Autorin Sophia Fritz erhebt den Anspruch, toxische Weiblichkeit ähnlich wie toxische Männlichkeit zu analysieren, was zu den Herausforderungen im Feminismus beiträgt. Sie beleuchtet, wie Verhaltensweisen wie Unterordnung und Unsicherheit bei Frauen durch gesellschaftliche Erwartungen verstärkt werden. Es wird gewarnt, dass diese Diskussion nicht dazu führen sollte, toxische Weiblichkeit als gleichwertig mit toxischer Männlichkeit zu betrachten, da letztere oft schwerwiegendere Konsequenzen haben kann. Dennoch ist es wichtig, das eigene Verhalten zu reflektieren, da weiblich sozialisierte Frauen oft in problematische Rollen fallen.
Prototypen der toxischen Weiblichkeit
Fritz beschreibt fünf Prototypen der toxischen Weiblichkeit, darunter das gute Mädchen, die Powerfrau und die Mutti, die alle bestimmte gesellschaftliche Erwartungen erfüllen müssen. Diese Rollen sind oft mit dem Streben nach Anerkennung und Leistung verknüpft, die in einem patriarchalen Kontext ungünstig für das Selbstwertgefühl von Frauen sind. Die Diskussion über diese Prototypen zielt darauf ab, deren schädliche Auswirkungen zu entschlüsseln und neue Perspektiven für Emanzipation zu schaffen. Diese Analyse fördert ein Bewusstsein dafür, wie Frauen in ihrem Verhalten und Umgang miteinander beeinflusst werden und wo Potenziale für eine solidarische Veränderung liegen.
Intergenerationale Solidarität im Feminismus
Fritz betont die Bedeutung der intergenerationalen Solidarität im Feminismus und die Notwendigkeit, den Dialog zwischen älteren und jüngeren Frauen zu stärken. Sie kritisiert die Tendenz, älteren Frauen die Schuld für feminine Unterdrückung zu geben und plädiert für ein tieferes Verständnis ihrer Prägungen. Die Auseinandersetzung mit den Ursachen und Effekten der toxischen Weiblichkeit kann dazu beitragen, eine ganzheitliche Solidarität zu entwickeln und den Kampf gegen patriarchale Strukturen zu unterstützen. So kann ein Bewusstsein für gemeinsame Herausforderungen gefördert werden, während gleichzeitig Raum für individuelle Erfahrungen bleibt.
Strukturelle Herausforderungen und feministische Kämpfe
Die Diskussion über toxische Weiblichkeit wird in den Kontext gesellschaftlicher Strukturen gesetzt, die Geschlechterrollen prägen und aufrechterhalten. Diese Strukturen, wie die geschlechtliche Arbeitsteilung und die institutionalisierte Kleinfamilie, schränken nicht nur Frauen, sondern auch Männer in ihrer Entfaltung ein. Ein transformativer feministischer Ansatz muss daher sowohl individuelle Verhaltensweisen als auch strukturelle Gegebenheiten reflektieren und verändern. Die Autorin fordert einen Fokus auf interpersonelle Sicherheit und Zusammenarbeit zwischen den Geschlechtern, um eine solidarische und inklusive Bewegung zu schaffen, die über bloße individuelle Kämpfe hinausgeht.
Sophia Fritz kritisiert "toxische Weiblichkeit" als internalisierten Frauenhass
In ihrem Buch "Toxische Weiblichkeit" geht Autorin Sophia Fritz dem von Frauen* internalisierten Patriarchat auf die Spur. Sie untersucht, wo es herkommt, dass weiblich sozialisierte Menschen sich oft selbst unterordnen oder unsolidarisch sind mit anderen Frauen*. Ein Gespräch über den "Mom's Gaze" als Pendant zum "Male Gaze", die Gefahr der Gleichsetzung mit toxischer Männlichkeit und ein neues feministisches Miteinander.
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Sophia Fritz, Jahrgang 1997, ist Autorin. 2021 erschien ihr Debütroman "Steine schmeißen", 2022 folgte "Kork". Sie schreibt für ZEIT ONLINE und hat eine Ausbildung als Jugendguide für Gedenkstätten, als Sterbebegleiterin im Hospiz und als Tantramasseurin. "Toxische Weiblichkeit" ist ihr erstes Sachbuch.
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