Wie die Politik mit der Digitalisierung umgeht – #210
Jul 19, 2019
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Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bioethik-Expertin Barbara Prainsack und Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts, diskutieren die Herausforderungen der Digitalisierung. Sie beleuchten die Chancen im Gesundheitswesen, insbesondere durch Telemedizin, und die Ängste der Menschen bezüglich Datensicherheit. Im Bildungsbereich wird die Dringlichkeit digitaler Kompetenzen und kreativer Ansätze hervorgehoben. Zudem wird die Rolle der Politik bei der Gestaltung einer gerechten digitalen Zukunft kritisch hinterfragt.
Die Digitalisierung erfordert ein tiefes Verständnis der Technologie, um sinnvolle Regulierungen zu entwickeln, die den aktuellen Herausforderungen gerecht werden.
Ökonomische und soziale Strukturen beeinflussen die Ängste vor Jobverlust durch Automatisierung und müssen in Lösungen integriert werden.
Digitale Gesundheitsanwendungen bieten neue Möglichkeiten zur proaktiven Patientenüberwachung, wobei Datenschutzbedenken zur Vertrauensbildung adressiert werden müssen.
Deep dives
Einzigartigkeit der Digitalisierung
Die Digitalisierung wird als eine grundlegend neue technologische Entwicklung betrachtet, die nicht nur Automatisierung darstellt. Sie schafft Virtualität, in der Aktionen in Echtzeit über große Entfernungen ausgeführt werden können, was die Menschheit vor neue Herausforderungen stellt. Die Unsicherheiten, die dabei entstehen, erfordern ein tiefes Verständnis der Technologie und deren Auswirkungen, um sinnvolle Regulierungen zu schaffen. Die Schnelligkeit des technologischen Fortschritts überholt die politischen Diskussionen, was es schwierig macht, adäquate Regelwerke zu entwickeln.
Herausforderungen der Automatisierung
Die Diskussion um Automatisierung und deren Auswirkungen auf Arbeitsplätze zeigt, dass die Ängste der Menschen nicht nur technischer Natur sind. Vielmehr spielen wirtschaftliche und soziale Strukturen eine entscheidende Rolle dabei, woher die Ängste der Menschen vor Jobverlust und Unsicherheit kommen. Die Herausforderungen können nicht allein durch technologische Lösungen angegangen werden, sondern Sie müssen das gesamte System der politischen und sozialen Institutionen berücksichtigen. Es ist wichtig, gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine positive Teilhabe am Arbeitsmarkt fördern.
Die Rolle von Daten in der Gesundheit
Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich wird als ein Paradigmenwechsel betrachtet, der die Art und Weise, wie Patienten betreut und behandelt werden, grundlegend verändert. Digitale Gesundheitsanwendungen, wie Smartwatches und Telemedizin, eröffnen neue Möglichkeiten, den Gesundheitszustand von Personen proaktiv zu überwachen. Anstatt Krankheiten reaktiv zu behandeln, könnte das Gesundheitssystem hin zu einer Präventionsstrategie umgestaltet werden, die die langfristige Gesundheit fördert. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Datenspeicherung und des Datenschutzes, die gelöst werden müssen, um das Vertrauen in solche Systeme zu gewinnen.
Bildung und digitale Kompetenzen
Die schulische Ausbildung steht im Fokus einer notwendigen Anpassung an die digitale Welt, in der die jüngeren Generationen geboren wurden. Lehrer und Schüler stehen oft vor einer Kluft in den digitalen Kompetenzen, was die Einführung geeigneter Lehrmethoden erschwert. Initiativen wie Schul-Clouds bieten Lösungsansätze, um den Zugang zu digitalen Lernressourcen zu erleichtern und gleichzeitig den Datenschutz zu wahren. Es wird betont, wie wichtig es ist, bereits bei jungen Menschen ein kritisches Denken und die Fähigkeiten zu fördern, um in der digitalisierten Gesellschaft erfolgreich zu sein.
Gesellschaftlicher Wandel und Regulierung
Die Digitalisierung verändert die gesellschaftlichen Strukturen drastisch und erfordert neue Ansätze in der Regulierung, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Es wird darauf hingewiesen, dass die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen oft nicht auf die dynamische Welt der Technologie anwendbar sind. Es ist unerlässlich, den Fokus auf eine sinnvolle Gesetzgebung zu richten, die den Menschen und den sozialen Bedürfnissen dient und nicht den wirtschaftlichen Interessen allein. Der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft wird als notwendig erachtet, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen.
Über Digitalisierung zu diskutieren bedeutet, sich großen Fragen zu stellen. Wie kann man die nächste Generation mit den richtigen Fähigkeiten ausbilden? Wie sieht eine "datafizierte" Gesundheitsversorgung aus? Müssen gesetzliche Regulierungen anders gedacht werden?
Bei einer Podiumsdiskussion im österreichischen Parlament wurden die Problemstellungen definiert und Antworten gesucht. Welche Rolle kann und soll die Politik spielen? Mit FALTER-Medienredakteurin Anna Goldenberg diskutierten Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Anton Zeilinger (Präsident der ÖAW), Politikwissenschafterin und Bioethik-Expertin Barbara Prainsack sowie Christoph Meinel, wissenschaftlicher Direktor des Hasso-Plattner-Institut für Digital Engeneering der Universität Potsdam.
Diese Episode ist ein Mitschnitt der Veranstaltung "Wissenschaft und Politik im Gespräch", die am 18. Juni 2019 im österreichischen Parlament stattfand.