Männer in Führungspositionen: "Ach, schade, wir haben schon eine Frau"
Mar 14, 2022
auto_awesome
Carolin Kebekus, eine mitreißende Komikerin, und Kerstin Bund, erfahrene Wirtschaftsautorin, diskutieren die krassen Ungleichheiten in Führungspositionen. Kebekus kritisiert die passiven Frauenbilder in Märchen, die Hindernisse für den Aufstieg von Frauen schaffen. Beide Gäste beleuchten die Herausforderungen, mit denen Frauen konfrontiert sind, und erörtern, wie Männer aktiv zur Veränderung beitragen können. Außerdem wird über die Notwendigkeit struktureller Anpassungen gesprochen, um Frauen den Zugang zu Macht und Sichtbarkeit zu erleichtern.
Die stereotype Darstellung von Frauen in Märchen und Medien fördert negative Vorbilder und beeinträchtigt das Selbstbewusstsein junger Mädchen.
Trotz eines leichten Anstiegs der Frauen in Führungspositionen bleibt die strukturelle Ungleichheit stark ausgeprägt, insbesondere in den oberen Managementebenen.
Der gesellschaftliche Druck und das Konkurrenzdenken unter Frauen behindern die Zusammenarbeit, weshalb gegenseitige Unterstützung für die Gleichstellung entscheidend ist.
Deep dives
Frauen in Märchen und Medien
Die Darstellung von Frauen in Märchen und Hörspielen wird als problematisch angesehen, da sie häufig passive Rollen einnehmen und im Gegensatz zu den männlichen Figuren stehen, die aktiv handeln. Viele Geschichten zeigen Frauen als neidisch oder böse, was negative Vorbilder schafft und dazu führt, dass junge Mädchen in ihrem Selbstbewusstsein eingeschränkt werden. Carolin Kebekus hebt hervor, dass diese stereotype Abbildung das Denken und Handeln von Frauen prägt und somit ein Teil des Problems bei der Ungleichheit in Führungspositionen darstellt. Der Unmut über die gängigen Darstellungen spiegelt sich in ihrer Kritik wider, dass stärkere, aktive Frauenfiguren dringend benötigt werden, um eine positive Veränderung herbeizuführen.
Männerdominanz in Führungspositionen
In den letzten Jahren sind die Zahlen von Frauen in Führungspositionen zwar leicht gestiegen, doch die aktuelle Realität zeigt ein deutliches Ungleichgewicht. Eine Studie zeigt, dass mehr als die Hälfte der 160 untersuchten Börsenunternehmen in Deutschland keine Frauen im oberen Management haben, und unter den wenigen, die Frauen im Vorstand haben, kommt oft nur eine einzige vor. Die Situation wird noch kritischer, wenn man die Absolventinnen von Hochschulen betrachtet, die in Führungsrollen oft nicht gesehen oder anerkannt werden, obwohl es zahlreiche qualifizierte Frauen gibt. Dies hebt die Notwendigkeit hervor, strukturelle Veränderungen vorzunehmen, um Frauen den Zugang zu besseren Positionen zu ermöglichen.
Kulturelle Ungleichheiten im Medienbereich
Die Kulturbranche zeigt ebenfalls eine stark männerdominierte Struktur, auch wenn sie viele Frauen beschäftigt. Die Zahlen belegen, dass nur 15 Prozent der deutschen Kinofilme von Frauen unter Regie geführt werden und diese Regisseurinnen zudem kaum Fördergelder erhalten. Trotz einer geringen Diversität in den Führungsrollen gibt es jedoch Hinweise auf positive Veränderungen, mit einem Anstieg des Frauenanteils in Vorstandspositionen in den letzten Jahren. Es bleibt jedoch anzumerken, dass der Wandel langsamer geschieht als notwendig, und es gibt einen dringenden Bedarf, die Gleichstellung in der Kultur weiter voranzutreiben.
Die Rolle der Quotenregelung
Die Diskussion um die Einführung einer Frauenquote verläuft seit Jahren und wird als notwendig erachtet, um mehr Diversität in Führungspositionen zu schaffen. Eine gesetzliche Regelung, die große Unternehmen dazu zwingt, mindestens eine Frau im Vorstand zu haben, wurde verabschiedet, scheint jedoch nur einen Teil der Lösung darzustellen. Viele der betroffenen Firmen erfüllen bereits die Quote und die Auswirkungen scheinen auf wenige Unternehmen beschränkt zu sein. Dies macht einen stärker strategischen Ansatz bei der Umsetzung von Quoten unerlässlich, um echte Veränderungen herbeizuführen.
Die Macht von Vorbildern und Solidarität
Carolin Kebekus unterstreicht die Bedeutung von Vorbildern in der Gesellschaft, die Frauen inspirieren und ermutigen können, ihren Platz einzunehmen. Sie diskutiert auch das Konkurrenzdenken unter Frauen und wie dieses durch gesellschaftliche Strukturen gefördert wird, was sie als hinderlich für die Zusammenarbeit erachtet. Um eine bessere Gleichstellung zu erreichen, ist es wichtig, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und sich nicht als Rivalen betrachten. Dies zeigt sich auch in Kebekus' eigenen Initiativen, wie etwa dem von ihr organisierten Festival mit ausschließlich weiblichen Headlinern, um der Vielfalt und den Talenten von Frauen in der Musikszene zu mehr Ausdruck zu verhelfen.
In den Chefetagen der Wirtschaft ist es wie auf den Bühnen der großen Musikfestivals und in den Quizshows im Fernsehen: Frauen sind unterrepräsentiert. Aber wie groß ist das Missverhältnis, welche Gründe gibt es dafür? Und wieso ist es oft nur eine Frau allein, die es in bestimmte Machtpositionen der Gesellschaft schafft?
In einer neuen Folge des Wirtschaftspodcasts von ZEIT und ZEIT ONLINE stellen Lisa Nienhaus und Jens Tönnesmann die Frage: Männer in Chefetagen – ist das eine Blase? Die beiden Moderatorinnen sprechen mit der ZEIT-Journalistin Kerstin Bund und der Komikerin Carolin Kebekus über Aufstieg und Scheitern von Frauen und über falsche Vorbilder.
Kebekus sieht Frauen stetig, aber viel zu langsam in die Chefetagen vorrücken. Ein Grund für diese Langsamkeit sind ihrer Meinung nach auch die Bilder, die uns in Serien, Filmen und Märchen vermittelt werden: Ob in der Kinderserie "Paw Patrol" oder im Märchen, in dem natürlich nur eine den Prinzen heiraten kann oder die böse Stiefmutter Schneewittchen ausschalten will, weil sie ihr Konkurrenz macht. Taugliche Vorbilder für sich selbst hat Kebekus dort nicht gefunden. "Die eigentliche Prinzessin, die Hauptfigur, ist immer wahnsinnig passiv", sagt sie. "Da bin ich schon als Kind ausgerastet. Dass Aschenputtel nicht einfach aus der fucking Kammer kommt und sagt: Ich bin’s, mein Schuh, heirate mich!"
Die Moderatoren diskutieren mit ihren Gästen über Ideen, was Männer und Frauen tun können, damit sich das ändert. Und Carolin Kebekus erklärt, warum sie selbst das Musikfestival DCKS ins Leben gerufen hat, bei dem Anfang Juni in Köln vorwiegend Frauen auftreten.
Im Wirtschaftspodcast "Ist das eine Blase?" sprechen Lisa Nienhaus, Jens Tönnesmann und Lisa Hegemann immer montags über das, was die Welt im Innersten zusammenhält: Geld, Macht, Gerechtigkeit. Immer mit einem Gast – und einem Tier.
[ANZEIGE] Mehr hören? Dann testen Sie unser Podcast-Abo mit Zugriff auf alle Dokupodcasts und unser Podcast-Archiv. Jetzt 4 Wochen kostenlos testen. Und falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT.Hier geht's zum Angebot.
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.