Kora Töpfer ist die Leiterin Public und Regulatory Affairs bei der Europäischen Strombörse (EPEX SPOT) und eine Expertin für Strommarktdesign. Sie erklärt, wie Strommärkte funktionieren und was die aktuellen hohen Strompreise auslöst. Töpfer geht auf die Unterschiede zwischen Day-Ahead- und Intraday-Märkten ein und beleuchtet die Rolle der Marktkopplung in Europa. Außerdem diskutiert sie die Herausforderungen der Integration erneuerbarer Energien und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Strompreise.
Die Strompreiskrise in Deutschland wird durch die Stilllegung von Atomkraftwerken, Rückgang der Gaslieferungen und extremen Wetterbedingungen verursacht.
Die Strombörse EPEX SPOT spielt eine zentrale Rolle im europäischen Energiemarktsystem, indem sie Angebot und Nachfrage bündelt und Marktpreise bildet.
Der Day-ahead- und Intraday-Markt sind entscheidend für das Management der variablen Erzeugung aus erneuerbaren Energien und ermöglichen flexible Reaktionen auf Marktveränderungen.
Deep dives
Hauptursachen der Strompreiskrise
Die Strompreiskrise in Deutschland wird hauptsächlich durch drei Faktoren verursacht: die Stilllegung von Atomkraftwerken in Frankreich, den Rückgang der Gaslieferungen aus Russland sowie einen extrem heißen Sommer, der die Wasserkraftproduktion reduzierte. Dies hat zu einem deutlichen Anstieg der Strompreise geführt, der nicht nur für Verbraucher, sondern auch für Unternehmen alarmierend ist. Besonders gravierend war der Anstieg der Preise im September 2022, wo der durchschnittliche Preis am Day-ahead-Markt auf 346 Euro pro Megawattstunde stieg. Die hohen Preise sind hauptsächlich ein Ergebnis eines Angebotsschocks und kein Zeichen für ein Versagen des Marktes, da der Preisbildungsmechanismus weiterhin funktioniert und aussagekräftige Signale liefert, um Maßnahmen zur Stabilisierung zu ergreifen.
Die Rolle der Strombörse
Die Strombörse spielt eine zentrale Rolle im Europäischen Energiemarktsystem, indem sie Angebot und Nachfrage bündelt und einen neutralen Marktpreis bildet. Bei der EPEX Spot, einer der führenden Strombörsen, wird kurzfristiger Strom für heute und morgen gehandelt. Die Komplexität des Strommarktes erfordert eine transparente Organisation, da Strom nicht gespeichert werden kann und die Nachfrage unelastisch ist. Diese Eigenschaften machen es wichtig, dass das Netz ständig im Gleichgewicht bleibt, um eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten.
Day-Ahead und Intraday Märkte
Der Day-ahead-Markt und der Intraday-Markt sind zwei zentrale Komponenten des kurzfristigen Stromhandels, die jeweils unterschiedliche zeitliche Rahmen für den Handel bieten. Während der Day-ahead-Markt eine Auktion ist, in der die Gebote einen Tag im Voraus geschlossen werden, erlaubt der Intraday-Markt den Handel bis fünf Minuten vor der Lieferung. Diese Märkte sind entscheidend für das Management der variablen Erzeugung aus erneuerbaren Energien, da sie eine flexible Reaktion auf kurzfristige Veränderungen in der Stromproduktion und -nachfrage ermöglichen. Insbesondere der Intraday-Handel hilft, die Genauigkeit von Prognosen zu verbessern und schnell auf Änderungen im Energiemarkt zu reagieren.
Europäische Marktkopplung und Preisbildung
Die europäische Marktkopplung ist ein entscheidender Mechanismus, der sicherstellt, dass Strom zwischen den Ländern effizient fließen kann, basierend auf Angebot und Nachfrage sowie den verfügbaren Netzkapazitäten. Diese Kopplung ermöglicht es, dass Strom von Niedrigpreisgebieten in Hochpreisgebiete transferiert wird, was zur Angleichung der Strompreise beiträgt. In Zeiten hoher Nachfrage oder Produktionsengpässe, wie in der aktuellen Strompreiskrise, spielen grenzüberschreitende Handelsmöglichkeiten eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Versorgungssicherheit. Daher ist die Aufrechterhaltung eines gut funktionierenden europäischen Strommarktes von entscheidender Bedeutung, um Vorteile für Verbraucher und erzeugende Unternehmen zu sichern.
Herausforderungen bei der Integration erneuerbarer Energien
Die Integration erneuerbarer Energien in den Strommarkt bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, einschließlich der Variabilität in der Erzeugung und der Notwendigkeit, flexibles Verbrauchsverhalten zu fördern. Ein effektives Marktdesign, das die unterschiedlichen Produktionsprofile der erneuerbaren Energiequellen berücksichtigt, ist entscheidend, um diese Herausforderungen zu bewältigen und erneuerbare Energien rentabel zu machen. Dazu gehört auch die Einführung neuer Handelsmechanismen, wie die Handelssysteme für Flexibilität, die es ermöglichen, Nachfrage flexibel zu steuern. Ein neu eingeführter Markt für Herkunftsnachweise aus erneuerbaren Energien in der EU zeigt das Engagement, transparenter und marktorientierter zu werden, um den Anteil der Erneuerbaren im Energiemix zu erhöhen.
Wie funktionieren Strombörsen und ist die Art wie der Strommarkt in Europa aufgebaut ist ein Grund dafür, dass die Strompreise in Europa gerade so hoch sind? Spoiler: Ist sie nicht. Aber wie funktioniert der Strommarkt eigentlich? Wie kommt es zur Preisbildung? Was sind Spot- und Terminmärkte und was bedeutet “intraday” und “day-ahead”? Antworten auf diese Fragen bekommt ihr in dieser Folge des enPower Podcast für die wir Kora Töpfer, der Leiterin Public und Regulatory Affairs bei der Europäischen Strombörse (EPEX SPOT), in unser virtuelles Podcststudio eingeladen haben. Viele Freude beim Hören.
Wenn ihr gleich direkt zu spezifischen Themen springen wollt, dann findet ihr hier die Timestamps:
(05:20) - Was ist eine Strombörse und warum gibt es sie?
(12:44) - Day-Ahead und Intraday markets
(20:25) - Strompreiszonen und die europäische Marktkopplung
(28:26) - Warum haben wir eine Strompreiskrise?
(39:37) - Was sind Lösungen für die Strompreiskrise?
(43:29) - Einbindung erneuerbarer Energien in das Stromsystem und Auswirkungen auf die Strombörse
(47:37) - Wie entwickeln sich die Strompreise in der Zukunft?
(51:12) - Recap
Kommt in unsere Discord Community, wenn Ihr Fragen habt und/oder euch zu Energiewendethemen austauschen wollt (Link: https://discord.com/invite/VjzedYFGku).
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