Spionage (1/6): China – die Wirte, die nicht kochen können
Oct 18, 2024
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Thomas Knellwolf, Bundeshausredaktor und Spionageexperte, führt die Zuhörer durch die faszinierenden Geschichten der Spionage in der Schweiz. Er beleuchtet einen Verdachtsfall in Meiringen, wo ein chinesisches Wirtepaar verdächtigt wird, Informationen zu sammeln. Die verdächtigen Verbindungen zum Militärflughafen sind ebenso spannend wie die Herausforderungen der nationalen Sicherheit. Zudem erfährt man mehr über die Rolle von Frauen in der Spionage und die Komplexität der rechtlichen Probleme, mit denen die beschuldigten Bürger konfrontiert sind.
Die Übernahme des Gasthauses Rössli durch die Familie Wang weckt Misstrauen aufgrund ihres unprofitablen Betriebs neben einem Militärflughafen.
Die Zusammenarbeit des Schweizer Nachrichtendienstes mit der CIA zur Beobachtung der Familie Wang unterstreicht die Bedenken hinsichtlich möglicher Spionageaktivitäten.
Deep dives
Die Geheimnisvolle Geschichte des Rössli
Die Geschichte des Rössli in Meiringen ist eng mit chinesischer Spionage verbunden, was durch die Übernahme des Hotels durch die Familie Wang im Jahr 2019 verstärkt wird. Trotz des idyllischen Standorts neben einem Militärflughafen und guten Geschäftsmöglichkeiten betreiben die Wangs das Hotel nicht profitabel, was Misstrauen gegenüber ihren Aktivitäten weckt. Während einer polizeilichen Kontrolle wird festgestellt, dass die Familie illegal in der Schweiz lebt und keine Betriebsbewilligung hat, was schließlich zu einer Razzia im Jahr 2023 führt. Diese Abklärungen und die mysteriösen Umstände rund um die Wangs erwecken den Verdacht, dass sie möglicherweise in internationale Spionage involviert sind.
Politische Verwicklungen und Geheimdienstaktivitäten
Die Übernahme des Rössli und die damit verbundenen geheimdienstlichen Untersuchungen werden durch den Entscheid des Bundesrats zum Kauf von F-35-Kampfflugzeugen im Jahr 2021 beleuchtet. China zeigt seit Jahren ein starkes Interesse an diesen Flugzeugen, das als Bedrohung für die Schweiz angesehen wird, vor allem aufgrund der Nähe des Rössli zum Militärflughafen. Der Schweizer Nachrichtendienst, in Zusammenarbeit mit der CIA, hat daher begonnen, die Aktivitäten der Familie Wang intensiver zu beobachten. Die Entdeckung, dass der Vater Wang als Sohn eines chinesischen Diplomaten aufgewachsen ist, wirft zusätzlich Fragen über die mögliche Verbindung zur chinesischen Regierung auf.
Ungeklärte Fragen und zukünftige Konsequenzen
Ob die Wangs tatsächlich Spione oder harmlose Unternehmer sind, bleibt unklar, da der Nachrichtendienst keinen konkreten Beweis für Spionage fand. Gleichzeitig signalisiert das chinesische Nachrichtendienstgesetz, dass jeder chinesische Staatsangehörige potenziell zur Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst aufgefordert werden kann. Die anhaltenden Fragen rund um den Fall animieren sowohl die Schweiz als auch andere Staaten dazu, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern, insbesondere an militärischen Standorten. Die Möglichkeit, dass die Wangs nicht nur Investoren waren, bleibt eine beunruhigende Perspektive in der internationalen Spionage.
Spätsommer 2023 in Meiringen im Kanton Bern: Ein halbes Dutzend Polizistinnen und Polizisten in zivil fahren zum Gasthaus Rössli.Sie führen eine Razzia durch. Das chinesische Wirtepaar wird abgeführt – die Familie hatte das urige Lokal fünf Jahre zuvor übernommen.
Das Rössli steht am Rand eines Flugplatzes, wo die Schweizer Luftwaffe den US-Kampfjet F-35 testete. Und die Behörden verdächtigen die Wirte, hier zu spionieren. Oder ist alles nur ein grosses Missverständnis?
Darum geht es in der ersten Folge von «Unter Uns: Spione in der Schweiz» – eine Spezialserie des täglichen Podcasts «Apropos». In sechs Folgen blicken wir auf Länder, die in der Schweiz im Geheimen Informationen sammlen, Menschen und Organisationen bespitzeln und sogar Verbrechen planen.