
SWR Kultur lesenswert - Literatur Michael Schmidt-Salomon – Die Evolution des Denkens. Das moderne Weltbild und wem wir es verdanken
May 14, 2024
04:09
Aus Sorge um die Zukunft der Blick in die Vergangenheit, so könnte man dieses Buch umschreiben. Die heutigen oder kommenden Probleme der Menschheit sollten im „Lichte der Evolution“ gesehen und gelöst werden, befindet Autor Michael Schmidt-Salomon. Er verbindet das mit der Vorstellung vom „Anthropozän“, das als eigenes Menschheits-Zeitalter gehandelt wird.
Doch zunächst widmet er sich der Entdeckungsgeschichte der Evolution. Die Theorie, dass alles Leben einen gemeinsamen Ursprung hat, war selbst ihrem Urheber nicht geheuer. Damals Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Theorie, die die vielen Arten von Lebewesen in einen Zusammenhang bringt, die aber auch die Trennlinie zwischen Menschen und Tieren beseitigt und damit ein Tabu verletzte, veröffentlichte Charles Darwin erst mit Jahren Verspätung. Schmidt-Salomon nennt sie,
...die vielleicht bedeutendste Theorie der gesamten Wissenschaftsgeschichte.Quelle: Michael Schmidt-Salomon – Die Evolution des Denkens. Das moderne Weltbild und wem wir es verdanken
Zehn Persönlichkeiten der Wissenschaftsgeschichte
Der Autor nähert sich ihr vom Ende her. Er greift zehn Persönlichkeiten der Wissenschafts- und Philosophiegeschichte heraus, die die Evolutionstheorie durch ihre Arbeit weiterentwickelt – und die das Denken selbst beeinflusst haben. Naturwissenschaftler wie die Polin Marie Curie, die mit der Entdeckung der Radioaktivität dazu beigetragen hat, die Materie und die Stoffe, aus der sie besteht, zu enträtseln. Oder Alfred Wegener, der mit der Theorie von der Kontinentalverschiebung, der sogenannten Plattentektonik, die Erde als einen Körper beschrieb, der sich in permanentem Wandel befindet. Portraitiert werden aber auch Sozial- und Geisteswissenschaftler wie Karl Marx, der „Entdecker des Sozialen“, oder Friedrich Nietzsche, dessen radikale Philosophie des „Anti“ herrschende Glaubenssätze zertrümmerte und Platz für Neues schuf. Durchaus lesenswerte Kurzbiografien, zu denen – der Vollständigkeit halber – noch Albert Einstein, Carl Sagan, Karl Popper, Julian Huxley und der griechische Philosoph Epikur kommen. Ausgewählt hat Schmidt-Salomon die Protagonisten, wie er schreibt:weil sie Gedanken formuliert haben, die uns dabei helfen können, ein zeitgemäßes Weltbild zu entwickeln, mit dessen Hilfe wir die Probleme der Menschheit im 'Anthropozän' rationaler angehen können.Neun der zehn sind Europäer. Ihre Auswahl ist aber keine ausschließliche, Schmidt-Salomon führt zahlreiche weitere Forscher und Denker jener Zeiten an:Quelle: Michael Schmidt-Salomon – Die Evolution des Denkens. Das moderne Weltbild und wem wir es verdanken
Kein Kopf denkt allein, kein Werk hat nur einen Schöpfer.Quelle: Michael Schmidt-Salomon – Die Evolution des Denkens. Das moderne Weltbild und wem wir es verdanken
