Prof. Dr. Mario Liebensteiner: Strompreis, Markt, CO₂ Preis | Eduard Heindl Energiegespräch #083
Jan 25, 2025
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Prof. Dr. Mario Liebensteiner, Juniorprofessor für Energiemärkte an der FAU Erlangen-Nürnberg, beleuchtet die komplexen Preisdynamiken im Strommarkt und die Herausforderungen der Energiewende in Deutschland. Er erklärt, wie erneuerbare Energien die Preisgestaltung beeinflussen und diskutiert die Rolle des Staates bei der Umsetzung dynamischer Strompreise. Zudem wird die Wirkung von CO₂-Preisen und Subventionierungen analysiert, während sinkende Solarzellenpreise die Rentabilität von Investitionen beeinflussen. Ein spannender Blick auf die Energiewelt von morgen!
Der Energiepreis wird stündlich neu festgelegt und hängt von der Nachfrage sowie verschiedenen Marktsegmente wie Day-Ahead und Intraday ab.
Die Merit-Order beschreibt, wie die Preissetzung am Strommarkt erfolgt, wobei oft Technologien mit den höchsten Grenzkosten prägend sind.
Die Verwirrung über Stromtarife und Herkunft von Grünstrom führt zu Misstrauen bei Verbrauchern und beeinflusst deren Entscheidungen nachhaltig.
Ein schnellerer Netzausbau ist notwendig, um die Erzeugung erneuerbarer Energien effizient zu transportieren und hohe Strompreise zu vermeiden.
Deep dives
Hintergrund von Professor Liebensteiner
Professor Dr. Mario Liebensteiner ist Junior-Professor für Energiemärkte und Energiesystemanalyse. Er hat seine Promotion an der Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2014 abgeschlossen und beschäftigt sich seitdem intensiv mit Energiefragen und Umweltpolitik. Durch seine Mitarbeit im Expertengremium Energiesysteme der Zukunft hat er einen tiefen Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen im Energiesektor gewonnen. Auch sein YouTube-Kanal zeigt, wie aktiv er sich in der öffentlichen Diskussion über Energiemärkte und deren Regulierung einbringt.
Preismodell im Energiemarkt
Der Energiepreis ist abhängig von verschiedenen Märkten, und jede Stunde wird der Preis neu festgelegt, wobei unterschiedliche Marktsegmente berücksichtigt werden. Beispielsweise unterscheidet man zwischen Day-Ahead und Intraday-Märkten, die jeweils spezifische Handelsmöglichkeiten bieten. Die Preissetzung ist beeinflusst von der Nachfrage, die zu verschiedenen Tageszeiten und Jahreszeiten stark variieren kann. Diese Volatilität vom Preis wird durch die Leitungsgebundenheit der Stromversorgung kompliziert, da die Nachfrage jederzeit mit der Erzeugung übereinstimmen muss.
Die Merit-Order und Preisbildung
Die Merit-Order beschreibt, wie sich die Preise am Strommarkt bilden, indem geschaut wird, welche Kraftwerkskapazitäten benötigt werden, um die Nachfrage zu decken. Dabei wird der Preis gesetzt von Technologien mit den höchsten Grenzkosten, oft sind dies Gaskraftwerke. Die Inanspruchnahme von erneuerbaren Energien kann den Marktpreis senken, wenn sie zahlreich eingespeist werden, jedoch müssen immer backup-Funktionen berücksichtigt werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Diskussion über Übergewinne entsteht in diesem Kontext, besonders bei der Preisexplosion für Gas durch geopolitische Situationen.
Komplexität der Stromtarife für Endkunden
Die verschiedenen Stromtarife für Endkunden, wie Grünstrom oder Mischstrom, reflektieren die Komplexität des Marktes und können oft die Herkunft des Stroms nicht klar darstellen. Die Bilanzierung der Stromproduktion und der Zertifikate führt dazu, dass Endverbraucher glauben, sie würden echten Grünstrom konsumieren, während dieser möglicherweise aus anderen Quellen stammt. Diese Unklarheit kann zu Misstrauen führen, da Verbraucher nicht nachvollziehen können, ob ihre Entscheidungen tatsächlich positive Umweltauswirkungen haben. In einigen Regionen ist der Zugang zu zertifizierten Grünstromquellen limitiert, was die Verfügbarkeit und die Preise beeinflusst.
Herausforderungen beim Netzausbau
Der Netzausbau ist essentiell, um den Strom von den Erzeugungsorten zu den Verbrauchszentren zu transportieren, jedoch hinkt dieser Ausbau hinterher. Engpässe in den Übertragungsleitungen führen dazu, dass beispielsweise im Norden erzeugter Windstrom nicht in den Süden übertragen werden kann, wo die Nachfrage groß ist. Dies führt zu einer Abregelung erneuerbarer Energien und einer zusätzlichen Inanspruchnahme fossiler Kraftwerke, die CO2 Emissionen verursachen. Ein effizienter Netzausbau ist notwendig, um die Energiewende zu unterstützen und um höhere Strompreise zu vermeiden, die durch Netzengpässe entstehen können.
Preisdiskussion und Marktmechanismen
Die Diskussion über Preismechanismen im Energiemarkt bleibt vielschichtig, vor allem im Hinblick auf die Anforderungen der Verbraucher und den Einfluss politischer Maßnahmen. Ein Kapazitätsmarkt könnte als Lösung dienen, um Überkapazitäten zu verwalten und eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten, während gleichzeitig die Integration erneuerbarer Energien vorangetrieben wird. Hohe Preisschwankungen können Investitionen in flexible Technologien fördern, sind jedoch politisch schwer vermittelbar. Um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen, sind transparente und faire Preiskonditionen entscheidend.
Zukunftsvision und Energie als Grundlage
Langfristig könnte ein Energiemarkt entstehen, wo die Bedeutung von Energie als Zahlungsmittel stärker in den Vordergrund rückt, was theoretisch die Idee eines Energiesystems als neue Währung impliziert. Energie stellt aufgrund ihrer grundlegenden Natur für die Gesellschaft einen enormen Wert dar. In einem solchen System könnte die Kilowattstunde zu einer zentralen Einheit für wirtschaftliche Transaktionen werden. Während es stark von technologischen und politischen Entwicklungen abhängt, bleibt es eine interessante Perspektive für die zukünftige Energiepolitik und Marktentwicklung.
Juniorprofessur für Energiemärkte und Energiesystemanalyse, Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Studium: Johannes Kepler Universität Linz und der City University of Hong Kong. Mitglied des Expertengremiums „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) der deutschen
Wissenschaftsakademien.
www.energymarkets.wiso.rw.fau.dewww.youtube.com/@MarioLiebensteiner
Meine Videos zeigen die verschiedenen Ansichten zum weiten Feld der Energieerzeugung, Versorgung und des Verbrauchs. Damit die Informationen hochwertig sind, spreche ich mit echten Experten, die durch wissenschaftliche
Leistung und langjährige Erfahrung mit dem Thema vertraut sind. Da ich selbst promovierter Physiker bin, als Professor an der Hochschule arbeite und seit über 20 Jahren in Energiethemen arbeite, traue ich mir kluge Fragen zu.
Ich wünsche mir, dass meine Zuschauer dadurch echte Bildung zu dem Thema Energie bekommen und nicht nur Schlagzeilen, die für ein so komplexes Thema nicht weiterhelfen.