Kein Frieden in 24 Stunden (Tag 996 mit Christian Freuding)
Nov 15, 2024
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Christian Freuding, Generalmajor und Leiter des Ukraine-Sonderstabs im Bundesverteidigungsministerium, spricht über die kritische militärische Lage in der Ukraine und die unvermeidliche Notwendigkeit starker Unterstützung durch den Westen. Er unterstreicht, dass Russlands Kriegsführung nur mit Stärke beantwortet werden kann. Außerdem diskutiert er die geopolitischen Folgen einer möglichen Trump-Präsidentschaft und die Herausforderungen bei der Entschädigung verletzter russischer Soldaten. Freuding warnt davor, die Bedrohung durch Russland zu unterschätzen.
Die mögliche Politik von Donald Trump könnte die NATO unter Druck setzen und Friedensverhandlungen ohne Berücksichtigung der Ukraine führen.
Trotz der hohen Verluste und internationaler Sanktionen bleibt die militärische Lage in der Ukraine angespannt, während die Unterstützung aus Deutschland stabil bleibt.
Deep dives
Trumps Einfluss auf die NATO-Politik
Donald Trump wird als eine potenzielle Gefahr für die transatlantischen Beziehungen und die NATO angesehen, da sein Umfeld viele Isolationisten umfasst. Einige Mitglieder seines Kabinetts haben eine skeptische Haltung gegenüber europäischen Verteidigungsanstrengungen gezeigt und könnten Druck auf die NATO ausüben, um die Unterstützung für europäische Länder zu reduzieren. Besonders hervorzuheben ist die Befürchtung, dass Trump versuchen könnte, Friedensverhandlungen über die Köpfe der Ukraine hinweg zu führen, was die Sicherheitslage in Europa destabilisieren könnte. Dies könnte zur Folge haben, dass die EU-Staaten ihre eigene Verteidigung noch stärker selbst ausrichten müssen.
Russlands militärische Offensive und hohe Verluste
Russische Truppen setzen ihre Offensive in der Ukraine mit hoher Intensität fort, erleiden jedoch extrem hohe Verluste. Berichten zufolge verlieren sie täglich bis zu 2000 Soldaten, ohne nennenswerte taktische Geländegewinne zu erzielen. Auf ukrainischer Seite werden gleichzeitig Erfolge und Fortschritte gemeldet, wobei die gegnerischen Erfolge oft schwer zu verifizieren sind. In dieser unklaren Lage bleibt die Ukraine jedoch unter Druck, während die russischen Angriffe auf Zivilziele zunehmen.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Russlands
Russland sieht sich aufgrund internationaler Sanktionen und hoher militärischer Verluste vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die russische Rüstungsindustrie könnte in der Lage sein, den Verlust von militärischem Material nicht zu kompensieren. Experten schätzen, dass Russland pro Monat mehr als 300 Panzer und Artilleriesysteme verliert, aber nur 20 neue produzieren kann. Dies weist darauf hin, dass die russische Kriegswirtschaft an ihre Grenzen stößt, was Auswirkungen auf die längere Kriegsführung haben wird.
Unterstützung der Ukraine und militärische Lage
Die militärische Lage in der Ukraine wird als angespannt beschrieben, insbesondere im kritischen Raum um Pokrovsk. Der Verlust dieser strategisch wichtigen Stadt könnte weitreichende Konsequenzen für die ukrainischen Streitkräfte und deren Logistik haben. Es wird betont, dass die Ukraine dringend Luftverteidigungssysteme benötigt, um gegen russische Angriffe auf die Energieinfrastruktur vorzugehen. Trotz der laufenden politischen Turbulenzen wird die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine als stabil und notwendig erachtet.
In den USA nimmt das Kabinett des kommenden Präsidenten Trump Formen an. Minister werden gemeinsam am Tisch sitzen, die sich in der Vergangenheit nicht immer einig waren - etwa mit Blick auf die Beziehungen zur NATO. Viel gesprochen wird derzeit auch über die Auswirkungen der US-Wahl auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Trump will den innerhalb von 24 Stunden beenden. Das hält der Generalmajor und Leiter des Ukraine-Sonderstabs im Bundesverteidigungsministerium, Christian Freuding, für “sehr anspruchsvoll”. Denn Verhandlungsbereitschaft auf russischer Seite sieht er derzeit nicht. Freuding fordert im Interview mit Kai Küstner, die Ukraine weiterhin mit aller Kraft zu unterstützen. Nach fast drei Jahren Krieg sei klar, dass Putin und Russland nur die Sprache der Stärke verstehen. Für die NATO und für Deutschland sei Russland auf absehbare Zeit die größte Bedrohung. „Es geht darum, den Westen und all das, für das wir stehen, für eine freiheitliche Ordnung zurückzuwerfen, die Demokratie und die Kohäsion in den westlichen Gesellschaften zu unterminieren.“