Thomas Beschorner, Professor für Wirtschaftsethik und Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen, bringt frische Perspektiven zur Wirtschaftsethik. Er diskutiert, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden besser verstehen können, anstatt sie als kontrollbedürftig zu betrachten. Beschorner kritisiert die gängige Vorstellung von Corporate Social Responsibility als eine ‚Win-Win-Wonderland‘. Stattdessen plädiert er für partizipative Strukturen und eine Reflexion über moralische Orientierungen, um eine intrinsische Motivation zu fördern.
01:14:42
forum Ask episode
web_stories AI Snips
view_agenda Chapters
menu_book Books
auto_awesome Transcript
info_circle Episode notes
question_answer ANECDOTE
Wirtschaftsethik auf Partys
Thomas Beschorner erzählt, dass er auf Partys oft nicht sagt, dass er Wirtschaftsethiker ist, weil das viele Fragen aufwirft.
Stattdessen nennt er sich z.B. Ausbilder von Blinden, um Gespräche zu vermeiden.
insights INSIGHT
Kritik am Business Case CSR
Wirtschaftsethik ist oft auf die Steigerung von Gewinn reduziert, z.B. der Business Case for CSR.
Thomas Beschorner kritisiert diese Vereinfachung und plädiert für eine umfassendere, kritische Perspektive.
insights INSIGHT
Kulturalistische Wirtschaftsethik
Kulturalistische Ethik untersucht Werte und Moral innerhalb konkreter Organisationspraxis.
How the Consulting Industry Weakens Our Businesses, Infantilizes Our Governments and Warps Our Economies
Rosie Collington
Mariana Mazzucato
In 'The Big Con', Mariana Mazzucato and Rosie Collington expose the detrimental effects of the consulting industry on modern economies. They delve into case studies such as the HealthCare.gov rollout debacle and the inadequate government responses to the COVID-19 pandemic. The book argues that the consulting industry's influence stunts innovation, obscures corporate and political accountability, and hinders efforts to address climate change. With extensive research, Mazzucato and Collington advocate for a system where public and private sectors collaborate innovatively for the common good, and they propose recalibrating the role of consultants to rebuild more effective economies and governments.
Ist Wirtschaftsethik ein Widerspruch in sich oder eine tiefe Notwendigkeit für zukunftsfähige Unternehmen? Professor Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen, enthüllt in diesem fesselnden Gespräch einen frischen Blick auf die Verbindung zwischen ethischem Handeln und unternehmerischem Erfolg.
Beschorner widerspricht dem gängigen "Business Case for Corporate Social Responsibility", den er provokant als "Win-Win-Wonderland" bezeichnet. Stattdessen entwickelt er einen kulturalistischen Ansatz, der nicht abstrakte Prinzipien von außen auferlegt, sondern in die Lebenspraxis von Organisationen hineinschaut: "Was gibt es da schon an moralischen Orientierungen?" Diese Herangehensweise ermöglicht ein tieferes Verständnis davon, wie Ethik in Unternehmen tatsächlich funktioniert - mit allen Ambivalenzen und Widersprüchen.
Besonders aufschlussreich sind Beschorners Beobachtungen zum vorherrschenden Menschenbild in Organisationen. Wenn Mitarbeitende als opportunistisch oder kontrollbedürftig betrachtet werden, führt dies zu teuren Überwachungsmechanismen und extrinsischen Anreizsystemen - während intrinsische Motivation ungenutzt bleibt. Die erschreckend hohe Zahl innerlich gekündigter Mitarbeiter offenbart die Schwächen dieses Ansatzes. Beschorner plädiert für partizipativere Strukturen, die nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sind, sondern auch Selbstwirksamkeit fördern und sogar positive Auswirkungen auf die demokratische Gesellschaft haben können.
Seine Konzepte der "polylingualen Organisation" und "Multirationalität" verdeutlichen, wie Unternehmen verschiedene "Sprachen" sprechen müssen - nicht nur die ökonomische, sondern auch rechtliche, technische und wertrationale. Dies wird besonders relevant in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung, wenn ethische Errungenschaften plötzlich in Frage gestellt werden.
Wer seine Organisation zukunftsfähig gestalten möchte, findet in diesem Gespräch wertvolle Impulse, um ethische Prinzipien nicht nur als Lippenbekenntnisse zu verstehen, sondern als gelebte Praxis zu etablieren. Hören Sie rein und entdecken Sie, wie ethisches Handeln zu nachhaltigem organisationalen und gesellschaftlichen Fortschritt beitragen kann.