Jagoda Marinić: Über "Sanfte Radikalität" und linke Sprachpolitik - #1248
Nov 3, 2024
auto_awesome
Jagoda Marinić ist eine deutsche Journalistin, Podcasterin und Buchautorin, bekannt für ihren Ansatz zur 'sanften Radikalität'. Sie diskutiert die Bedeutung von respektvoller Debattenkultur und beleuchtet die Herausforderungen von Wokeness in sozialen Bewegungen. Marinić betont die Kraft der Wut und ihre Rolle in der politischen Identität. Zudem schlägt sie vor, weniger ich-bezogen und mehr gemeinschaftlich engagiert zu handeln, um konstruktive Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden.
Jagoda Marinić fordert eine sanfte Radikalität, um gesellschaftliche Debatten durch einen konstruktiven Dialog anstelle von Wut zu fördern.
Die Identitätspolitik neigt zur Verengung der Perspektiven, was emanzipatorische Bewegungen schwächt und interne Konflikte begünstigt.
Deep dives
Sanfte Radikalität als Alternative zu Polarisierung
Sanfte Radikalität schlägt eine andere Herangehensweise an gesellschaftliche Debatten vor, die von Wut und Konflikten geprägt sind. Jagoda Marinitsch argumentiert, dass der Dialog zwischen verschiedenen politischen Lagern gefördert werden sollte, anstatt sich gegenseitig anzuschreien. Sie hebt hervor, dass die negative Konnotation des Begriffs 'Wokeness' oft von politischen Gegnern genutzt wird, um emanzipatorische Bewegungen zu diskreditieren. Marinitsch plädiert dafür, Ansätze zu finden, die Lösungen anbieten und die emanzipatorischen Werte verteidigen, ohne sich in einen starren Konflikt zu begeben.
Die Fallstricke der Identitätspolitik
Marinitsch kritisiert die Tendenz innerhalb der identitätspolitischen Bewegungen, sich zu verhärten und lediglich die eigene Perspektive zu vertreten. Sie argumentiert, dass diese Form der Debatte oft zu Binnenkämpfen führt, die das eigentliche Ziel, nämlich eine verbesserte Lebenssituation für alle marginalisierten Gruppen, behindern. Als Beispiel nennt sie die Differenzierung von Begriffen wie 'Person of Color', die in einem europäischen Kontext vielleicht nicht zutreffend ist. Diese verengte Sichtweise führt dazu, dass emanzipatorische Gruppen intern zerstritten und somit anfällig für Angriffe von der politischen Rechten werden.
Emotionen im sozialen Wandel
Marinitsch setzt sich intensiv mit der Rolle von Wut in sozialen Bewegungen auseinander und stellt fest, dass die Instrumentalisierung von Wut eher zu Spaltung als zu Einheit führt. Sie verweist auf die Bürgerrechtsbewegung der USA, die durch positiven Dialog und Solidarität geprägt war, und nicht allein durch Wut. Ein Beispiel dafür ist die Reaktion der Familie von George Floyd, die betonte, dass gewaltsame Proteste gegen den Tod ihres Sohnes nicht die Lösung sein können. Marinitsch fordert daher, stattdessen Zuversicht und Lösungen in den Vordergrund zu stellen, um einen konstruktiven Diskurs zu fördern.
Die deutsche Journalistin, Podcasterin (“Freiheit Deluxe”) und Buchautorin Jagoda Marinić plädiert für “sanfte Radikalität” als Alternative zu den polarisierten Debatten der Gegenwart. Ein Gespräch mit Lina Paulitsch.
Das Buch "Sanfte Radikalität" ist im faltershop erhältlich: https://shop.falter.at/detail/9783103976748/sanfte-radikalitaet
Eine Interview mit Jagoda Marinić lesen Sie auch im aktuellen FALTER: https://www.falter.at/zeitung/20241029/ich-will-nicht-in-der-wut-stecken-bleiben