Philippa Sigl-Glöckner, eine innovative Volkswirtin vom Dezernat Zukunft, beleuchtet die Herausforderungen des Kapitalismus nach der Corona-Pandemie. Sie diskutiert, wie soziale und ökologische Gerechtigkeit gefördert werden kann und betont die Notwendigkeit von Reformen in der Finanzpolitik und Bildung. Marktversagen wird analysiert, und es wird darüber gesprochen, wie eine faire Preiserhöhung helfen könnte. Außerdem zeigt sie, dass Science-Fiction einen wertvollen Blick in die Zukunft eröffnen kann.
Der Kapitalismus hat sowohl soziale als auch ökologische Herausforderungen herausgearbeitet, die in der aktuellen Diskussion über Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zentral sind.
Historische Betrachtungen von Denkern wie Adam Smith und Karl Marx zeigen die Komplexität des Kapitalismus und seine unterschiedlichen Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Die Notwendigkeit einer funktionierenden Marktregulierung wird betont, um die ökologischen Kosten effektiv in die Preisgestaltung einzubeziehen und nachhaltige Investitionen zu fördern.
Deep dives
Der Kapitalismus im Kontext der Wissenschaft
Der Kapitalismus wird oft als allumfassendes System betrachtet, doch es wird argumentiert, dass er in verschiedenen Ausprägungen existiert, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften und Auswirkungen haben. Wissenschaftsjournalisten betonen, dass der Kapitalismus nicht nur für ökonomisches Wachstum steht, sondern dass auch ökologische und soziale Fragestellungen darin verankert sind. Der Dialog thematisiert, wie die kapitalistischen Strukturen sowohl wissenschaftlichen Fortschritt als auch ökologische Krisen beeinflussen können, was zu der Frage führt, ob ein vollständiger Systemwechsel notwendig ist. Dies wirft grundlegende Fragen über die Nachhaltigkeit und die Gültigkeit des Kapitalismus auf, und ob wir nicht eine andere Form der Wirtschaftsordnung anstreben sollten.
Historische Perspektiven auf den Kapitalismus
Die Diskussion umfasst historische Einblicke in die Entwicklung des Kapitalismus, beginnend mit Adam Smith, der die Grundlagen der Marktwirtschaft legte, gefolgt von Karl Marx, der die Ungerechtigkeiten des Privateigentums an den Produktionsmitteln kritisierte. Der Soziologe Max Weber bietet eine weitere Perspektive, indem er Kapitalismus als Ausdruck einer rationalen Denkweise im Westen beschreibt. Diese historischen Betrachtungen verdeutlichen, dass der Kapitalismus zahlreiche Facetten hat und nicht als monolithisches Konzept verstanden werden kann. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass viele historische Versuche, den Kapitalismus sozialer zu gestalten, oft nicht die gewünschten Ergebnisse erbracht haben.
Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit
Die ökologische Krise und das Ungleichgewicht zwischen Armut und Wohlstand stellen ernste Herausforderungen für den Kapitalismus dar. Forscher konstatieren, dass die gegenwärtige Art zu wirtschaften nicht nachhaltig ist, was durch die Überschreitung planetarer Grenzen deutlich wird. Der Earth Overshoot Day, an dem die Erde ihre Ressourcen für das Jahr aufgebraucht hat, zeigt, dass die Ausbeutung der Natur nicht nur ein Umwelt-, sondern auch ein sozialpolitisches Problem darstellt. Das Vertrauen darauf, dass das kapitalistische System automatisch Wohlstand für alle schafft, erweist sich zunehmend als Fehler, besonders in Krisenzeiten, wie während der COVID-19-Pandemie.
Regulierung und Marktmechanismen
Die funktionierende Regulierung der Märkte ist entscheidend, um den Kapitalismus nachhaltig zu gestalten. Es wird argumentiert, dass Preise in den Märkten nicht automatisch die Gesamtheit der Kosten abbilden, insbesondere wenn es um Umweltkosten geht. Ein Beispiel dafür sind die Externalitäten, wie die CO2-Emissionen, die oft nicht im Preis von Gütern reflektiert sind. Es wird eine langfristige CO2-Bepreisung gefordert, um Investitionen in umweltfreundliche Technologien zu fördern und das Bewusstsein für die wahren Kosten des Konsums zu schärfen.
Globale Perspektiven und neue Ansätze
Die Diskussion über den Kapitalismus muss auch die globale Dimension berücksichtigen, insbesondere in Bezug auf Länder, die in einem autokratischen System leben, wie China. Der Wettbewerb zwischen den politischen Systemen zeigt, dass wirtschaftliche Interessen oft über Menschenrechte gestellt werden, was eine Herausforderung für westliche Demokratien darstellt. Der globale Kapitalismus erfordert ein Umdenken bei der Frage der Solidarität und des respektvollen Umgangs mit verschiedenen Wirtschaftssystemen. Ein neuer Vertrag zwischen lokalen und globalen Märkten könnte der Schlüssel sein, um sowohl ökonomischen Wohlstand als auch sozial gerechte Bedingungen zu erreichen.
Seit der Corona-Pandemie ist aus dem Fortschritt ein Rückschritt geworden. Bis dahin hatte der Kapitalismus immerhin dafür gesorgt, dass mehr Menschen mehr zu essen hatten, für ihre Gesundheit besser gesorgt wurde und sie in die Schule gehen konnten. Jetzt aber gilt nicht einmal mehr das. Zugleich wird der Preis dieses Wirtschaftens immer offensichtlicher: in Gestalt von Artensterben, Wildnisverlust, klimatischer Eskalation und krassem Arm-Reich-Gefälle. Wir fragen die Volkswirtin und Vordenkerin Philippa Sigl-Glöckner (Dezernat Zukunft): Geht das nicht auch anders?
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