Adrian Daub, Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford und Autor des Buches „Cancel Culture Transfer“, diskutiert tiefgreifende Themen zur Cancel Culture. Er hebt hervor, dass diese Debatten oft von einer rechts-liberalen Presse geprägt sind. Zudem wird die Rolle der Medien bei der Verbreitung von Narrativen hinterfragt. Daub beleuchtet die Unsicherheiten, die neue Sprachnormen mit sich bringen, und kritisiert, wie Wokeness und politische Korrektheit den demokratischen Diskurs beeinflussen.
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Cancel Culture ist soziale Ächtung
Cancel Culture ist kein staatlich verordneter Maulkorb, sondern ein gesellschaftliches Meinungsklima.
Oft wird „Cancel Culture“ als Zensur bezeichnet, obwohl es hauptsächlich um soziale Ächtung geht.
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Nostalgie treibt Cancel-Kritik an
Die Cancel Culture Debatte hat einen starken nostalgischen Zug.
Menschen wollen die vertraute Ordnung behalten, wie sie sie aus der Kindheit kennen.
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Cancel Culture als politisches Instrument
In den USA gibt es eine Infrastruktur, die Cancel-Culture-Anekdoten gezielt verbreitet.
Konservative Thinktanks sorgen dafür, dass solche Ereignisse mediale Beachtung finden.
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Cancel Culture Transfer. Wie eine moralische Panik die Welt erfasst
Wie eine moralische Panik die Welt erfasst
Adrian Daub
Adrian Daubs "Cancel Culture Transfer" analysiert die mediale Debatte um Cancel Culture und untersucht, wie der Begriff funktioniert und sich im Laufe der Zeit verändert hat. Das Buch beleuchtet die Mechanismen der moralischen Panik und wie sie zur Verbreitung und Transformation des Diskurses beitragen. Daub argumentiert, dass die Debatte um Cancel Culture oft von Selbsttäuschung und der Verteidigung etablierter Hierarchien geprägt ist. Er zeigt auf, wie der Diskurs sich entwickelt und neue Formen annimmt, wie beispielsweise die Kritik an linkem Antisemitismus. Das Buch bietet eine kritische Auseinandersetzung mit den komplexen Dynamiken der Cancel Culture und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Der Vorwurf, hier oder da herrsche eine Cancel Culture, kommt im politisch-medialen Diskurs dieser Tage ziemlich schnell auf. Zum Beispiel dann, wenn diskriminierende Begriffe oder Vorurteile gegen ganze Bevölkerungsgruppen Gegenstand öffentlicher Missbilligung werden, und wenn das wiederum Kritikerinnen und Kritiker auf den Plan ruft, die das Recht auf freie Meinungsäußerung bedroht sehen und dann vor „Tugend-Terror“ und „Diskurs-Polizei“ warnen. Oder die noch Schlimmeres wittern, wie etwa Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Züricher Zeitung, der von einer „neue(n) Form des Extremismus“ schreibt. Aber was genau verbirgt sich hinter all diesen Vorwürfen? Gibt es wirklich eine Cancel Culture? Und welche Rolle spielen Medien in diesem Zusammenhang?
In der aktuellen Folge von „quoted. der medienpodcast“ sprechen Nadia Zaboura und Nils Minkmar darüber mit Adrian Daub, Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford. Sein aktuelles Buch heißt: „Cancel Culture Transfer. Wie eine moralische Panik die Welt erfasst“. Daub sagt im Gespräch: „Cancel Culture ist keine Kreatur der Rechten. Es ist tatsächlich eine rechts-liberale bis liberale Presse, die sich dafür besonders interessiert. Das heißt, dass der Qualitätsjournalismus dazu tendiert, diese fehlerhaften Narrative zu kolportieren statt sie zu entkräften.“
„quoted. der medienpodcast“ ist eine Kooperation der CIVIS-Medienstiftung für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa und der Süddeutschen Zeitung, gefördert von der Stiftung Mercator.
Schultz, Tanjev: Moralisierung und Meinungsfreiheit. Gefährdet eine ‚Cancel Culture‘ den Journalismus? Analytische Annäherung an eine heikle Frage. In: UFITA – Archiv für Medienrecht und Medienwissenschaft, 1, 2021, S. 6-37.