Wie wollen Sie die Menschen mit Klassik erreichen, Igor Levit?
Sep 26, 2023
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Igor Levit, ein weltweit bekannter Pianist, spricht über seine Reise von Russland nach Deutschland und seine Leidenschaft für klassische Musik. Er betont die bedeutende Rolle von Ferruccio Busoni in seiner Entwicklung und die Beziehung zwischen Künstler und Publikum. Levit reflektiert über die Herausforderungen der Geschlechterungleichheit in der klassischen Musik und die Verantwortung, die Künstler tragen. Seine Sichtweise, dass klassische Musik nicht konservativ ist, und seine Ansichten zur Popularität von 'Für Elise' geben einen frischen Blick auf die klassische Musikszene.
Igor Levit betont, dass die emotionale Verbindung zum Publikum entscheidend ist, um die Klassik lebendig und relevant zu halten.
Er sieht in der Diversifizierung der Musikszene und der Einbeziehung neuer Perspektiven eine Möglichkeit, alte Muster zu hinterfragen und neue Zuhörer zu erreichen.
Deep dives
Die Auswahl der Musikstücke für 'Phantasia'
Der Musiker Igo Levit erläutert, wie er seine Stücke für das neue Doppelalbum 'Phantasia' auswählte. Er sagt, dass seine Auswahl nicht willkürlich war, sondern auf einem tiefen Verständnis für die Musik basiert, insbesondere für Klavierwerke, die mehr als nur technische Herausforderungen bieten. Er hebt hervor, dass sowohl die Liszt-Sonate als auch Busonis 'Fantasia Contra Pontistica' für ihn bedeutende Werke sind, die er schon lange aufnehmen wollte, da sie eine besondere Freiheit in ihrer Form und Ausdruckskraft repräsentieren. Levit sieht in der Kombination dieser Werke eine Möglichkeit, eine künstlerische Aussage zu machen und die Zuhörer auf eine emotionale Reise mitzunehmen.
Fortschritt und Herausforderungen in der klassischen Musik
Levit spricht über die Herausforderungen, die mit der Aufführung klassischer Musik verbunden sind, und wie er versucht, seine Darbietungen stets frisch zu halten. Er betont, dass die Technik und Emotion, die jeder Pianist in seine Aufführungen einbringt, entscheidend sind, um das Publikum zu fesseln und zu berühren. Indem er regelmäßig Programme ändert und sich mit neuen Kompositionen auseinandersetzt, erfolgt für ihn ein ständiger Lernprozess. Laut Levit dürfen Langeweile oder Routine auf der Bühne niemals entstehen, da dies die Verbindung zum Publikum gefährdet.
Das Publikum als zentraler Fokus
Levit betont, dass die Verbindung zum Publikum für ihn von größter Bedeutung ist, und er spielt nie nur für sich selbst. Er möchte, dass seine Musik eine Erfahrung für die Zuhörer ist, egal ob vor 15.000 Menschen oder in einem kleinen Raum. Die Dankbarkeit, dass Menschen Zeit und Aufmerksamkeit für seine Darbietungen aufbringen, motiviert ihn, immer sein Bestes zu geben. Er erkennt, dass die Wahrnehmung der Stücke und seine persönliche Interpretation stark vom Publikum abhängen und er möchte sie aktiv in den musikalischen Prozess einbeziehen.
Künstlerische Freiheit und gesellschaftliche Themen
Im Gespräch äußert Levit seine Gedanken zur künstlerischen Freiheit und den Herausforderungen, die mit der Repräsentation klassischer Musik verbunden sind. Er thematisiert die Bedeutung, wan der Kanon klassischer Musik oft von männlichen Komponisten dominiert wird, und dass er alles daran setzt, neue Stimmen und Perspektiven einzubringen. Levit erkennt die Verantwortung an, das Erbe der Musik kritisch zu betrachten und will sich aktiv dafür einsetzen, die Musikszene diverser zu gestalten. Er sieht in der Verschmelzung seiner Interpretationen und der zeitgenössischen Realität eine Chance, das Publikum neu zu erreichen und alte Muster zu hinterfragen.
"Bei einem klassischen Konzert sitzt man, das heißt: den Tanz, die Bewegung, die Körperlichkeit erfährst du innen drin", sagt Igor Levit, einer der weltweit populärsten Pianisten, im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE.
Levit, 1987 im heutigen Nischni Nowgorod in Russland geboren, kam 1995 nach Deutschland und war ab 1999 Klavierschüler am Salzburger Mozarteum. Bereits als 13-Jähriger begann er dann sein Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Neben seinen Konzerten hat Levit seit 2013 zehn Alben mit Kompositionen von Bach, Beethoven und Busoni aufgenommen. Gerade Busoni, sagt Levit im Gespräch, sei für ihn immer "ganz, ganz zentral" gewesen, "als Komponist, als Denker, der für die Utopie der freien Musik gekämpft hat".
Im Podcast erzählt Levit außerdem, warum er klassische Musik nicht als konservativ empfindet, was er fühlt, wenn er auf die Bühne tritt und wie er mit seiner Musik möglichst alle gesellschaftlichen Schichten erreichen will.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.
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