#03 Ist Kultur ein Fall für Investigativjournalismus? - mit Michael Nikbakhsh
Aug 2, 2024
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Michael Nikbakhsh, ein erfahrener Investigativjournalist und Gastgeber von 'Die Dunkelkammer', beleuchtet das unterrepräsentierte Verhältnis zwischen Kultur und Journalismus. Er diskutiert die Herausforderungen, die investigative Recherchen in der Kulturszene erleben, und die Schatten der Macht innerhalb geschlossener Institutionen. Nikbakhsh betont die Wichtigkeit von Datenrecherche und kritischen Perspektiven, während er die Rolle des investigativen Journalismus in einer Krisenzeit und die Auswirkungen von Medienkooperationen auf die Vielfalt der Berichterstattung analysiert.
Das Verhältnis zwischen Kultur und Journalismus ist angespannt, da kritische investigative Berichterstattung in diesem Bereich häufig unterrepräsentiert bleibt.
Die 'Fan-Kultur' im Kulturjournalismus beeinträchtigt die kritische Analyse und lässt wichtige Themen oft unbeachtet.
Um die Qualität der Kulturberichterstattung zu verbessern, sollten datenanalytische Fähigkeiten in die journalistische Ausbildung integriert werden.
Deep dives
Das komplexe Verhältnis zwischen Kultur und Journalismus
Das Verhältnis zwischen Kultur und Journalismus ist von Spannungen geprägt, die oft durch eine mangelnde investigative Berichterstattung im Kunst- und Kulturbereich verstärkt werden. Trotz der vielen Skandale, die aus Machtmissbrauch und Misswirtschaft in diesen Sektoren resultieren, bleibt die Bereitschaft zur kritischen Analyse oft zurückhaltend. Der Dialog in dieser Episode hebt hervor, dass die Wahrnehmung von Unregelmäßigkeiten in der Kultur oft von einem Mangel an Korrektiven geprägt ist, was zu einer hermetischen Blase führen kann. Beide Gesprächspartner betonen die Notwendigkeit, dass Journalismus als Kontrollinstanz in dieser Zone stärker agieren sollte, um mehr Transparenz und Verantwortung zu schaffen.
Machtmissbrauch in hermetischen Blasen
In der Diskussion wird die Idee von Machtmissbrauch in geschlossenen Systemen hervorgehoben, sei es in Unternehmen oder kulturellen Institutionen. Diese Blasen lassen kaum Raum für externe Kritik, wodurch Entscheidungen unreflektiert getroffen werden können, was oft zu langfristigen Fehlern führt. Ein ehemaliger Manager betont, dass Machtstrukturen oft von einer 'dunklen Seite' geprägt sind, die den Zugang zu kritischen Rückmeldungen einschränkt. Das führt dazu, dass Vorstandsmitglieder und Kulturschaffende in ihren Entscheidungen nicht hinterfragt werden, was letztlich problematische Ergebnisse erzeugt.
Distanz und Fan-Kultur im Kulturjournalismus
Die Episode thematisiert die Unterschiede zwischen Wirtschaftsjournalismus und Kulturjournalismus bezüglich der Distanz zu den Subjekten ihrer Berichterstattung. Während Wirtschaftsjournalisten oft eine professionellere Distanz zu den berichteten Institutionen wahren, zeigen Kulturjournalisten oft eine Nähe zu den Akteuren, die zu einer Beeinflussung der Berichterstattung führen kann. Diese 'Fan-Kultur' im Kulturjournalismus kann kritische Analysen und Bewertungen der Kunst- und Kultureinrichtungen beeinträchtigen und führt dazu, dass wichtige Themen oft nicht ausreichend beleuchtet werden. Daher wird die Notwendigkeit unterstrichen, diese Distanz zu überdenken, um eine ausgewogenere Berichterstattung zu gewährleisten.
Die Notwendigkeit von Datenkompetenz im Kulturjournalismus
Ein zentrales Argument in der Diskussion ist die Notwendigkeit, dass Kulturjournalisten auch über datenanalytische Fähigkeiten verfügen, um komplexe Zusammenhänge in ihren Berichten zu erfassen und zu vermitteln. Die Gesprächspartner heben hervor, dass dies kein unerreichbares Ziel ist, sondern erlernt werden kann. Es wird diskutiert, dass eine mangelnde Datenkompetenz oft dazu führt, dass tiefere Analysen in der Kulturberichterstattung fehlen, was die Qualität der journalistischen Arbeit einschränkt. Zudem wird darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, solche Fähigkeiten in die journalistische Ausbildung zu integrieren, um qualitativ hochwertige Berichterstattung zu fördern.
Herausforderungen in der Medienlandschaft
Ein weiterer Schwerpunkt der Episode ist die gegenwärtige Krise in der Medienlandschaft, welche sich aus wirtschaftlichen Herausforderungen und einem Vertrauensverlust in die Medien ergibt. Diese Krise hat Auswirkungen auf die Fähigkeit der Medien, kritisch zu berichten, insbesondere im Kulturbereich, wo oft opportunistische Medienkooperationen die Berichterstattung beeinflussen. Die Diskussion zeigt, dass trotz des Bestrebens nach objektiver Berichterstattung ein Mangel an Ressourcen und eine unzureichende Vielfalt in den Redaktionen kritische Analysen einschränken können. Schließlich wird betont, dass eine strukturelle Reform im Bereich der Presseförderung notwendig ist, um zukünftige Herausforderungen besser bewältigen zu können.
Eine Sonderfolge in Kooperation mit dem Investigativ-Podcast "Die Dunkelkammer", die der Frage nachgeht: Wie steht es eigentlich um das Verhältnis zwischen Kultur und Journalismus? Obwohl die Kulturszene häufig von Skandalen rund um Machtmissbrauch und Misswirtschaft gebeutelt wird, sind investigative Recherchen aus diesem Bereich unterrepräsentiert. Michael Nikbakhsh und Fabian Burstein suchen Erklärungen zwischen Redaktions- und Kulturmanagement-Alltag.
Diese Folge gibt es auch bei https://dunkelkammer.simplecast.com
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