Marc Olefs, Klimaforscher bei Geosphere Austria, erläutert die kritische Rolle des Golfstroms für das europäische Klima. Er warnt vor den alarmierenden Anzeichen einer Verlangsamung dieser wichtigen Meeresströmung durch die menschengemachte Erderwärmung. Olefs thematisiert die potenziellen globalen Folgen eines möglichen Zusammenbruchs, darunter drastische Temperaturabfälle und Ernährungsunsicherheiten. Zudem betont er die Dringlichkeit der Emissionssenkung, um diesem Kipppunkt entgegenzuwirken.
Der Golfstrom ist entscheidend für das milde Klima in Europa, doch seine Schwächung kann extreme Kälteperioden auslösen.
Der menschengemachte Klimawandel beeinträchtigt die Zirkulation des Golfstroms, weshalb die Reduzierung von Treibhausgasemissionen unerlässlich ist.
Deep dives
Die Bedeutung des Golfstroms für Europa
Der Golfstrom spielt eine entscheidende Rolle für das Klima in Europa, indem er warmes Wasser aus dem Südatlantik transportiert und damit für vergleichsweise milde Temperaturen sorgt. Er wird oft als die ‚Zentralheizung Europas‘ bezeichnet, da seine Zirkulationsbewegungen maßgeblich das Wettergeschehen auf dem Kontinent beeinflussen. Ein Zusammenbruch dieses Systems würde gravierende Folgen mit sich bringen, da es bereits in der Erdgeschichte ähnliche Kollapse gegeben hat, die zu extremen Kälteperioden führten. Aktuelle Studien zeigen Anzeichen für eine Schwächung des Golfstroms, die durch den menschengemachten Klimawandel verstärkt wird, was Anlass zur Sorge gibt und Forscher dazu bringt, vor möglichen katastrophalen Veränderungen zu warnen.
Ursachen und Folgen der Schwächung des Golfstroms
Die Schwächung des Golfstroms ist hauptsächlich auf den Anstieg von Süßwasser im Nordatlantik zurückzuführen, was zu einer Verringerung des Salzgehalts im Wasser führt. Dies geschieht unter anderem durch erhöhten Niederschlag in der Arktis und das verstärkte Abschmelzen der Grönlandeisdecke. Diese Veränderungen beeinträchtigen den natürlichen Kreislauf der atlantischen Wärmeverteilung, indem sie die Absinkbewegung des salzigen Wassers behindern. Eine solche Verlangsamung könnte dazu führen, dass die Temperaturen in Europa deutlich fallen, was dramatische Auswirkungen auf das Klima und die Landwirtschaft hätte, einschließlich eines signifikanten Rückgangs der Anbauflächen für wichtige Nutzpflanzen wie Mais und Weizen.
Klimawandel und die Notwendigkeit zur Emissionsreduktion
Die Ansichten von Wissenschaftlern sind sich einig, dass die Reduzierung der Treibhausgasemissionen entscheidend ist, um den möglichen Zusammenbruch des Golfstroms zu verhindern. Das Einbringen von Süßwasser in den Nordatlantik ist ein Schlüsselfaktor, der die Zirkulation destabilisiert, und daher müssen die Emissionen rasch gesenkt werden. Auch wenn der Zusammenbruch des Golfstroms noch nicht unmittelbar bevorsteht, zeigen wissenschaftliche Daten, dass wir uns einer kritischen Schwelle nähern, deren Überschreitung gravierende Folgen nach sich ziehen würde. Ein solcher Kollaps würde nicht nur lokale, sondern auch globale klimatische Veränderungen mit sich bringen, und es ist daher entscheidend, präventive Maßnahmen zu ergreifen und auf die Warnsignale des Klimasystems zu reagieren.
Was passiert, wenn der Golfstrom kippt? Die Meeresströmung im Atlantik ist ein wichtiger Teil des Klimasystems, doch sie verändert sich. Das kann verheerende Folgen haben
Der Golfstrom im Atlantik ist so etwas wie die Zentralheizung Europas. Er ist Teil eines riesigen Zirkulationssystems im Atlantischen Ozean, das warmes Wasser in Richtung Norden transportiert und damit in Europa für ein vergleichsweise mildes Klima sorgt. Doch schon seit längerem mehren sich die Anzeichen, dass sich der Golfstrom im Zuge der Klimaerwärmung deutlich verlangsamt. Ein Kollaps dieser Wärmepumpe hätte dramatische Auswirkungen auf das globale Klima und besonders große Folgen für Europa, wie ein Blick in die Klimageschichte zeigt: Vor rund 12.000 Jahren löste ein Zusammenbruch des atlantischen Strömungssystems eine Kälteperiode aus, die 1.000 Jahre andauerte.
Forschende warnen, dass wir auf einen neuerlichen Kipppunkt zusteuern könnten, doch diesmal unter völlig anderen Vorzeichen. Denn die Ursache für das heute im historischen Vergleich rasante Schwächerwerden des Golfstroms ist die menschengemachte Erderwärmung. Doch weshalb könnte ausgerechnet die Erderhitzung Europa in die Kälte stürzen? Wie wahrscheinlich ist ein Kollaps des Golfstroms, und was können wir tun, um ihn zu verhindern? Darüber sprechen Tanja Traxler und David Rennert mit dem Klimaforscher Marc Olefs von Geosphere Austria in der neuen Folge von "Rätsel der Wissenschaft".
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