Herero und Nama - Die Rolle des Hamburger Hafens im kolonialen Völkermord
Nov 14, 2024
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Kim Sebastian Todzi, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg, beleuchtet die dunkle Rolle des Hamburger Hafens im Völkermord an den Herero und Nama. Er erklärt, wie die Wörmann-Linie zur logistischen Unterstützung der Kolonialgewalt beitrug und die verheerenden Folgen für die betroffenen Gemeinschaften hatte. Todzi diskutiert auch die Notwendigkeit einer Erinnerungskultur und die Herausforderungen, die mit der Anerkennung dieser kolonialen Verbrechen verbunden sind.
Der Hamburger Hafen spielte eine zentrale Rolle beim Transport von Soldaten und Waffen, die den Völkermord an den Herero und Nama ermöglichten.
Die Forderung nach einer umfassenden Anerkennung und einem Gedenkort für die Opfer des kolonialen Völkermords in Hamburg wird immer lauter.
Deep dives
Der Völkermord an Herero und Nama
Der Völkermord an den Herero und Nama, der von Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts verübt wurde, wird als eine brutale und systematische Vernichtung dieser ethnischen Gruppen beschrieben. Der Aufstand der Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft führte zu einem militärischen Konflikt, bei dem zehntausende Herero und Nama ermordet wurden. Besonders hervorzuheben ist der Befehl des Generals Lothar von Trotha, der die vollständige Auslöschung der Herero anordnete und einer extremen Gewaltanwendung den Weg ebnete. Diese beispiellose Brutalität kennzeichnet die genozidale Politik des deutschen Militärs und hat zu weitreichenden Konsequenzen für die Überlebenden und ihre Nachkommen geführt.
Die Rolle des Wörmann-Konzerns
Der Wörmann-Konzern spielte eine zentrale Rolle in der kolonialen Infrastruktur Deutschlands und war ein wesentlicher Ermöglicher des Völkermords durch den Transport von Soldaten und Gütern. Die Wörmann-Linie, als bedeutende Reederei, stellte die logistische Verbindung zwischen dem Deutschen Reich und seinen Kolonien sicher und profitierte enorm von den Truppentransporten während des Konflikts. Durch strategische Expansion und massive Investitionen war die Wörmann-Linie bereits vor dem Krieg ein wichtiger Akteur im kolonialen Geschäft, was ihre Rolle als logistische Unterstützer im Völkermord noch verstärkte. Wie der Historiker Kim-Sebastian Totsi erklärt, war die enge Verbindung zwischen der Kolonialbehörde und dem Wörmann-Konzern für die Durchführung des Krieges von entscheidender Bedeutung.
Erinnerung und Aufarbeitung
Der Hamburger Hafen, insbesondere der Barkenhafen, bleibt eine Leerstelle in der kollektiven Erinnerung an den kolonialen Völkermord. Die Forderung nach einem würdigen Gedenkort, der die Geschehnisse und die Rolle Hamburgs im Völkermord anerkennt, wird zunehmend laut. Trotz einzelner Schritte in Richtung Aufarbeitung, wie einem offiziellen Bedauern seitens der Stadt Hamburg, fehlt eine umfassende Anerkennung des Völkermords auf nationaler Ebene. Totsi appelliert an die Notwendigkeit, einen Dokumentationsort für die Geschichte des kolonialen Genozids zu schaffen, um die Sichtbarkeit der Opfer zu gewährleisten und einen verantwortungsvollen Umgang mit dem kolonialen Erbe zu fördern.
ein Vortrag des Historikers Kim Sebastian Todzi Moderation: Sibylle Salewski
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Als Kolonialmacht ermordeten Deutsche in Afrika Herero und Nama. Der Hamburger Hafen war Ausgangsort für Siedler, Soldaten und Waffen und spielte so bei diesem Völkermord eine wichtige Rolle.
Kim Sebastian Todzi ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Globalgeschichte der Universität Hamburg. Sein Vortrag hat den Titel "Baakenhafen, Woermann und der Völkermord an den Herero und Nama". Er hat ihn am 04. Juli 2024 in Hamburg gehalten im Rahmen der Vorlesungsreihe "Koloniale Leerstellen der Erinnerung" der Universität Hamburg.
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