Barbie Breakout, eine nicht-binäre Dragqueen und Aktivistin, erzählt von ihrer Kindheit und den Herausforderungen, die ihre queer Identität mit sich brachte. Sie diskutiert, wie Drag ihr half, Selbsthass zu überwinden und Teil einer unterstützenden Community zu werden. Barbie betont die Bedeutung von Aktivismus gegen Diskriminierung und die Notwendigkeit, die Unbequemlichkeit zuzulassen, um sich gegen Hass zu behaupten. Zudem reflektiert sie über die heilende Kraft von Freundschaften und die Wichtigkeit von Stolz in der Drag-Kultur.
Drag dient als lebensrettende und transformative Kunstform, die es Menschen ermöglicht, ihre Identität auszudrücken und gesellschaftliche Normen zu hinterfragen.
Die Bedrohung queerer Communities durch rechten Hass erfordert aktiven Widerstand, Liebe und Kreativität zur Verteidigung von Rechten und Sichtbarkeit.
Eine unterstützende Community ist entscheidend für queere Menschen, um Scham zu überwinden und ihre authentische Identität in einem sicheren Raum zu leben.
Deep dives
Die Bedeutung von Drag und Identität
Drag wird als eine Form der Performance beschrieben, die nicht nur Unterhaltung bietet, sondern auch einen Ausdruck von Identität und Gesellschaftskritik darstellt. Die Künstlerin erzählt von ihrer persönlichen Beziehung zu Drag, die ihr half, unterdrückte Teile ihrer Identität auszuleben und gesellschaftliche Normen in Frage zu stellen. Durch Drag konnte sie eine Plattform finden, um als queere Person zu wachsen und sich in der Gemeinschaft zu verwirklichen. Diese Kunstform wird als lebensrettend und transformative Erfahrung hervorgehoben, die den Performer dazu ermutigt, die Vielfalt menschlicher Identität zu feiern.
Herausforderungen queerfeindlichen Hasses
Das Gespräch thematisiert die aktuelle Bedrohung queerer Communities durch rechten Hass und Gewalt, die sich in Angriffen auf Pride-Veranstaltungen äußert. Es wird betont, dass die queere Identität stark gefährdet ist und ein aktiver Widerstand notwendig ist, um diesen Angriffen entgegenzutreten. Die Antwort auf diese Herausforderungen liegt in Liebe, Kreativität und Aktivismus, wobei der Fokus auf der Notwendigkeit liegt, sich aktiv Gehör zu verschaffen. Es wird diskutiert, wie wichtig es ist, weiterhin für die Rechte und die Sichtbarkeit von queeren Menschen einzutreten.
Der Einfluss von Community und Unterstützung
Die Künstlerin hebt die Bedeutung einer unterstützenden Community hervor, die für queere Menschen essenziell ist, um Scham und Isolation zu überwinden. Durch die Schaffung eines sozialen Netzwerks, in dem man akzeptiert und gefeiert wird, können queere Individuen sich selbst besser annehmen und ihre authentische Identität leben. Der Austausch mit Gleichgesinnten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, hat eine heilende Wirkung und fördert das Selbstbewusstsein. Solche gemeinschaftlichen Erfahrungen helfen, sich von gesellschaftlichen Stigmatisierungen zu befreien und stärken das Gefühl von Zugehörigkeit.
Mythen und Missverständnisse über Queer-Sein
Es wird über weitverbreitete Mythen und Vorurteile gesprochen, die sich gegen queere Menschen richten, insbesondere in Bezug auf die Rolle von Drag Queens in der Gesellschaft. Die Künstlerin kritisiert die Angstbilder, die von politischen Gruppierungen genutzt werden, um Wählerstimmen zu mobilisieren, und betont die Notwendigkeit von Aufklärung und Sichtbarkeit. Anstatt sich von der Gesellschaft, die oft auf Stereotypen basiert, entmutigen zu lassen, wird dazu ermuntert, sich selbst und die eigene Identität zu akzeptieren und die Stimme zu erheben. Aufklärung und Engagement sind der Schlüssel, um den negativen Narrativen entgegenzuwirken.
Politischer Aktivismus und gesellschaftliche Verantwortung
Der Aktivismus, insbesondere in Bezug auf LGBTQ+-Rechte und HIV-Aufklärung, spielt eine zentrale Rolle im Leben der Künstlerin. Dabei wird die Bedeutung persönlicher Geschichten und die Offenheit, über eigene Erfahrungen zu sprechen, hervorgehoben, um anderen zu helfen und Unterstützung zu bieten. Es wird diskutiert, dass politischer Aktivismus nicht nur in sozialen Medien stattfinden sollte, sondern auch auf der Straße und im persönlichen Engagement. Die Künstlerin ermutigt dazu, sich für die eigene Identität einzusetzen und auf die kämpferischen Traditionen der Gemeinschaft zurückzugreifen, um die gesellschaftliche Sichtbarkeit und Akzeptanz zu erhöhen.
"Meine Queerness war einfach da und hat die Leute ganz schön irritiert", erzählt Barbie Breakout, die sich als Kind Tina nannte, weil ihr klar war: Ein Junge bin ich nicht. Anders war die nicht binäre Dragqueen, Aktivistin und Gastgeberin der Reality-TV-Show "Drag Race Germany" immer schon. Im Sexpodcast – live von der Bühne der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung – erzählt sie den Hosts Melanie Büttner und Sven Stockrahm von Übergriffen in ihrer Kindheit, wie die Kunstform Drag in ihr Leben kam und wie ihr die Community geholfen hat, sich von Selbsthass und der Meinung anderer zu lösen.
Heute setzt sie sich für HIV-Aufklärung ein, gegen Homophobie und rechte Propaganda. 2024 war sie Botschafterin des Christopher Street Day in Leipzig – in einem Jahr, in dem zahlreiche queere Demos das Ziel von Nazis waren. Parteien wie die AfD, sagt Barbie, bräuchten Feindbilder: "Ob das jetzt Migrant:innen sind, das Gendern oder Dragqueens, die harmlos Kindern vorlesen, dass sie sich nicht umbringen müssen, wenn sie anders sind, ist dann relativ egal – was funktioniert, ist Angst." Dagegen helfe nicht, auf Social Media Storys zu posten, sondern der Weg in die Unbequemlichkeit: "Wir müssen uns wieder zumuten, auf Demos zu gehen, wo vor uns vielleicht eine Naziblockade ist."
Mehr zu unserer Gästin
Barbie Breakout ist Künstlerin, Aktivistin und Moderatorin. Mehr aus Barbies Leben hört ihr in ihrem Buch "Tragisch, aber geil 2.0", das auf Spotify abrufbar ist. Zudem ist sie Teil des Kulturpodcasts "2old2dieYoung" mit Tatjana Berlin und Paul Schulz. Weitere Inhalte teilt sie auf ihrem YouTube-Kanal.
Sie war Host der ersten Staffel "Drag Race Germany", der deutschen Ausgabe von "RuPaul's Drag Race", einer mit zahlreichen Emmys ausgezeichneten US-amerikanischen Reality-TV-Show, in der Dragkünstler:innen um den Titel des nächsten Drag-Superstars kämpfen.
Folge den Sexpodcast-Hosts, der Ärztin und Sexualtherapeutin Melanie Büttner und dem ZEIT-ONLINE-Ressortleiter Wissen, Sven Stockrahm, auf Instagram unter @dr.melanie.buettner und @svensonst.
Seit dem 15.1.2025 sind alle Folgen von "Ist das normal?", die vor dem 31.3.2021 erschienen sind, nur noch exklusiv mit einem Digitalabo der ZEIT zu hören – auf ZEIT ONLINE, auf Apple Podcasts und auf Spotify. Ein kostenloses Probeabo kannst du hier abschließen. Wie du dein Abo mit Spotify oder Apple Podcasts verbindest, liest du hier.