Florian Haas, BR-Journalist, berichtet über die wachsenden Proteste in Serbien, die als größte Bewegung seit 2000 gelten. Er analysiert, wie ein tragisches Unglück und das Gefühl der Ungerechtigkeit junge Menschen mobilisieren. Haas beleuchtet Themen wie Korruption und Intransparenz, die die politischen Verhältnisse belasten. Zudem diskutiert er die Rolle der Protestbewegungen und deren Potenzial, die Machtverhältnisse im Land langfristig zu verändern. Die Hoffnungen und der Pessimismus der jüngeren Generation stehen dabei im Fokus.
Die Proteste in Serbien sind eine Reaktion auf die politische Korruption und fordern eine unabhängige Justiz sowie wirtschaftliche Chancen für alle.
Junge Menschen symbolisieren mit roten Händen ihre Forderung nach Verantwortung der Regierung und eine Abkehr von alten nationalistischen Ideologien.
Deep dives
Ursprung der Proteste
Die Proteste in Serbien wurden durch ein tragisches Unglück am 1. November ausgelöst, bei dem beim Einsturz eines Vordachs an einem Bahnhof in Novi Sad mindestens 14 Menschen ums Leben kamen. Dieses Ereignis hat die Wut der Bevölkerung entfacht, insbesondere unter jungen Menschen und Studenten, die eine verantwortungsvolle Regierungsführung fordern. Die Demonstrierenden verlangen Gerechtigkeit für die Opfer und möchten eine unabhängige Justiz, die korrupten Strukturen und Missmanagement in der Regierung entgegenwirkt. Symbolisch nutzen die Protestierenden rote Hände als Zeichen des Widerstands und als Vorwurf an die Regierung, Blut an den Händen zu haben, was die tiefe Unzufriedenheit mit der politischen Lage verdeutlicht.
Forderungen der Demonstrierenden
Die Menschen auf den Straßen Serbiens fordern nicht nur eine verantwortungsvolle Regierung, sondern auch eine klare Trennung zwischen Politik und Justiz sowie wirtschaftliche Chancen, die nicht von Parteizugehörigkeiten abhängen. Junge Demonstranten fordern die Möglichkeit, aufgrund ihrer Qualifikationen und Leistungen - nicht ihrer politischen Verbindungen - einen Beruf zu finden und im Land zu bleiben. Diese Generation, die nach dem Jahr 2000 geboren wurde, strebt nach einer besseren Zukunft und will sich von den alten nationalistischen Ideologien und Feindbildern lösen. Sie setzen sich dafür ein, dass ihre Fähigkeiten und nicht ihre politische Loyalität zählen, was eine grundlegende Veränderung in der serbischen Gesellschaft erfordern würde.
Politische Auswirkungen und Ausblick
Die anhaltenden Proteste haben bereits zu einer politischen Krise geführt, die schließlich den Rücktritt des Ministerpräsidenten Vucevic nach sich zog, der als Marionette des Präsidenten Vucic gilt. Während die Demonstrationen eine klare Botschaft der Unzufriedenheit und den Wunsch nach Veränderungen vermitteln, bleibt die Frage, ob sie auch das Potenzial haben, echte politische Transformationen in Serbien zu bewirken. Präsident Vucic kontrolliert die Regierung, die Medien und die Sicherheitskräfte, was die Möglichkeit von bedeutenden Veränderungen kompliziert macht. Die junge Generation bleibt optimistisch, während die ältere Bevölkerung skeptischer ist, was die Notwendigkeit eines breiten politischen Wandels und die Unterstützung der breiten Masse in der Bevölkerung unterstreicht.
Seit Wochen gehen in Serbien junge Menschen auf die Straße. Sie haben blutige Handabdrücke im Gesicht oder halten ihre rot bemalten Hände in die Luft. Damit werfen sie der serbischen Regierung unter Präsident Aleksandar Vučić vor, sie habe Blut an den Händen. Auslöser der Proteste: Der Einsturz eines Bahnhofsdaches in der Stadt Novi Sad im November vergangenen Jahres, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen. Dieses Unglück steht laut den Demonstrierenden symptomatisch für alles, was in Serbien schief läuft. Sie fordern eine lückenlose Aufarbeitung des Unglücks und ein Ende von Korruption, Vetternwirtschaft und beruflicher Perspektivlosigkeit. BR-Journalist Florian Haas hat Demonstrierende in Serbien begleitet. Er berichtet in dieser 11KM Folge davon, ob die Proteste dazu führen könnten, die Machtverhältnisse im Land dauerhaft zu verändern.
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautor: Sebastian Schwarzenböck
Mitarbeit: Hannah Heinzinger
Produktion: Jacob Böttner, Konrad Winkler, Laura Picerno
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.
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