#148 Keine Lust auf S*x - Das sind die wahren Gründe (Sexualwissenschaftlerin Susanne Wendel)
Dec 18, 2024
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Susanne Wendel, eine erfahrene Sexualwissenschaftlerin, hilft Paaren, ihre Intimität zu verbessern. In diesem Gespräch erfahren wir, dass fehlende Nähe und unausgesprochene Wünsche häufig zur Lustlosigkeit führen. Sie beleuchtet die Bedeutung offener Kommunikation und persönlicher Weiterentwicklung für erfüllte Beziehungen. Auch das Zusammenspiel von Geschlechterrollen sowie der Einfluss moderner Technologien auf sexuelle Bedürfnisse werden diskutiert. Zudem werden Erfahrungen mit Swingern und die Herausforderungen bei der sexuellen Entfaltung thematisiert.
Echte Nähe in Beziehungen ist entscheidend, da Oberflächlichkeit oft zu Entfremdung und Lustlosigkeit führt.
Die Lustlosigkeit, insbesondere bei Frauen, resultiert häufig aus Überforderung und einem Mangel an Neugierde im Partner.
Eine positive Entwicklung im Sexualleben ist möglich, wenn beide Partner aktiv an der Kommunikation und den Bedürfnissen des anderen arbeiten.
Gesellschaftliche Erwartungen beeinflussen das Sexualverhalten, wodurch weibliche Bedürfnisse oft übersehen werden, was offenen Dialog erfordert.
Technologische Entwicklungen ändern das Sexualverhalten, wobei die Herausforderung darin besteht, zwischen virtuellen Erlebnissen und realer Intimität ein Gleichgewicht zu finden.
Deep dives
Die Suche nach menschlicher Nähe
Heutige Beziehungen leiden oft unter einem Mangel an echter menschlicher Nähe, was zu einer oberflächlichen Verbindung zwischen Partnern führt. Viele Menschen verbringen ihre Zeit nebeneinander, ohne wirklich neugierig auf das Leben des anderen zu sein, und erwarten, dass der Partner für Spaß und Befriedigung sorgt. Diese ungleiche Erwartungshaltung kann dazu führen, dass Partner sich schnell voneinander abwenden, wenn die Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Ein bewusster, neugieriger Umgang miteinander kann dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und die Beziehung zu stärken.
Ursachen für Lustlosigkeit
Ein häufiges Problem in Beziehungen ist die Lustlosigkeit, insbesondere bei Frauen, die oft aus einem Gefühl der Überforderung resultiert. Wenn ein Partner ständig versucht, dem anderen neue Anreize zu geben, kann dies dazu führen, dass der zurückhaltende Partner sich zurückzieht. Dafür ist es entscheidend, die Neugier und Lust auf Neues zu wecken, anstatt den anderen unter Druck zu setzen. Paare sollten ermutigt werden, sich auf neue Erfahrungen einzulassen, um die Freude am Miteinander wiederzubeleben.
Entwicklung von Langzeitbeziehungen
Eine positive Entwicklung in Langzeitbeziehungen ist möglich, wenn beide Partner bereit sind, an ihrer gemeinsamen Lust zu arbeiten. Eine Masterarbeit über das Thema hat gezeigt, dass Paare, die es geschafft haben, ihr Sexualleben nach Jahren zu verbessern, oft durch einen Entwicklungsprozess gegangen sind, bei dem beide aktiv mitgearbeitet haben. Es ist wichtig, dass Partner nicht nur ihre eigenen Bedürfnisse kommunizieren, sondern auch die des anderen respektieren. Das kann zu einer tiefen Verbindung und einem erfüllten Sexualleben führen.
Der Druck der Geschlechterrollen
Trotz der weit verbreiteten Wahrnehmung, dass Männer immer mehr Lust auf Sex haben, zeigen Beobachtungen, dass auch viele Frauen ein starkes Interesse an Sexualität haben. Häufig führt der gesellschaftliche Druck zu dem Eindruck, dass Männer die Initiative ergreifen sollten, was die Dynamik der sexuellen Wünsche und Bedürfnisse verzerren kann. Manchmal bleibt der Wunsch der Frau ungehört, da sie denkt, ihre Bedürfnisse seien nicht so wichtig. Ein besserer Dialog über sexuelle Wünsche kann helfen, diese Diskrepanz zu verringern.
Der Einfluss von Stress auf das Sexualleben
Stress am Arbeitsplatz und in der Beziehung kann einen erheblichen Einfluss auf die sexuelle Lust haben. Wenn Menschen mit Stress belastet sind, sei es durch Arbeit oder persönliche Probleme, kann dies zu einem Rückgang des Sexualtriebs führen. Das Spielmannische und Leichte in der Sexualität geht verloren, wenn das Sexleben mit hohen Erwartungen und Druck belastet ist. Es ist entscheidend, Wege zu finden, den Stress abzubauen und mehr Leichtigkeit in die Sexualität zurückzubringen.
Die Vielfalt von Sexualität
Sexualität ist ein Spektrum, das nicht nur durch biologische Faktoren, sondern auch durch persönliche Erfahrungen geprägt ist. Während es Menschen gibt, die eine hohe Lust auf Sexualität verspüren, gibt es auch solche, die sich als asexuell identifizieren oder nur sporadisch sexuelle Aktivitäten wünschen. Dieser Vielfalt sollte anhand offener und ehrlicher Gespräche in Beziehungen Raum gegeben werden. Indem Partner ihre eigenen und die Grenzen des anderen respektieren, können tiefere Verbindungen und intimere Erlebnisse entstehen.
Die Bereitschaft, Neues auszuprobieren
Die Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren, kann entscheidend für die Belebung des Sexuallebens sein. Wenn Paare ihren Horizont erweitern, sei es durch Experimentieren mit neuen Techniken oder Location-Wechsel, kann dies dazu beitragen, die Neugier und Lust neu zu entfachen. Ein Beispiel für solch einen Ansatz könnte sein, Paare zu ermutigen, alternative Umgebungen wie Stundenhotels oder Fetisch-Partys zu erkunden, um neue Impulse für ihre Sexualität zu finden. Solche Erfahrungen fördern oft eine entspannte Atmosphäre und ermöglichen es den Partnern, sich auf neue Weise zu entdecken.
Die Rolle der Sexualaufklärung
Ehrliche und offene Sexualaufklärung ist entscheidend für ein gesundes Sexleben. Oftmals mangelt es Menschen an einer angemessenen sexuellen Bildung, was dazu führt, dass sie unsicher sind oder falsche Vorstellungen über Sexualität haben. Es ist wichtig, dass informationen über Sexualität nicht nur theoretisch, sondern auch konkret und anwendbar vermittelt werden. So kann auch das Thema Masturbation entstigmatisiert werden, da es für viele Menschen eine wichtige Möglichkeit ist, ihre eigene Sexualität kennenzulernen und zu erforschen.
Gesellschaftliche Unterschiede in der Sexualität
Gesellschaftlich gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen über Sexualität, die sich auf das Verhalten der Menschen auswirken. Eine zunehmende Akzeptanz für verschiedene sexuelle Orientierungen und Identitäten hat dazu geführt, dass mehr Menschen ihr Sexualverhalten offen ausleben. Dennoch gibt es auch Tendenzen, die diese Offenheit wiederum kritisieren, was zu Konflikten führen kann. Ein kontinuierlicher Dialog über sexuelle Themen kann helfen, diese Spannungen abzubauen und eine respektvolle Umgebung zu schaffen, in der alle Menschen ihr Sexualverhalten selbstbestimmt leben können.
Der Einfluss von Technologien auf die Sexualität
Technologische Entwicklungen, einschließlich der Verbreitung von VR-Pornos und anderen digitalen Medien, verändern das Sexualverhalten der Menschen. Während solche Technologien interessante Möglichkeiten bieten, die eigene Sexualität zu erkunden, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen. Viele Menschen verlassen sich zunehmend auf virtuelle Erlebnisse, was zu einer Abnahme der physischen Intimität führen kann. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung neuer Technologien und der Aufrechterhaltung realer menschlicher Verbindungen zu finden.
Susanne ist studierte Sexualwissenschaftlerin und hat mit unzähligen Paaren über ihre intimsten Probleme gesprochen. Was sie dabei herausgefunden hat, ist für viele überraschend:
Guter Sex ist kein Zufall.
Und: Fehlende Nähe, unausgesprochene Wünsche oder falsche Erwartungen sind oft der Anfang vom Ende.
In dieser Folge sprechen wir unter anderem darüber, was wirklich wichtig ist, um Nähe, Verlangen und Intimität in einer Beziehung zu bewahren – und wie guter Sex die Grundlage für eine erfüllte Partnerschaft sein kann.