
Die Neuen Zwanziger
Wolfram Weimer, Trumps Niedergang, Papst-Prozession, EU-Außenpolitik, neue Zeitrechnung und Sportideologie
Podcast summary created with Snipd AI
Quick takeaways
- Die Diskussion um die Qualifikationen eines Kulturstaatsministers reflektiert die politische Haltung der neuen Bundesregierung zur Kulturförderung.
- Wolfram Weimers Ansichten werden als Zeichen für eine Veränderung in der Regierungsführung und der Ministerialbesetzungen wahrgenommen.
- Der wirtschaftliche Konflikt zwischen den USA und China verstärkt Ängste vor Gesichtsverlust und destabilisiert tradierte Machtverhältnisse.
- Die Isolation und Entfremdung durch digitale Technologien wird als Herausforderung für zwischenmenschliche Beziehungen und Gemeinschaften thematisiert.
- Die Notwendigkeit ethischer Richtlinien im digitalen Zeitalter wird betont, um individuelle Rechte und Datenschutz zu gewährleisten.
- Die Reflexion über persönliche Identität im Kontext digitaler Technologien verdeutlicht die Zwiespältigkeit zwischen Tradition und Modernisierung.
Deep dives
Der Autokauf und das Smartphone
Der Sprecher erzählte von der Notwendigkeit, ein neues Auto zu kaufen, da sein altes Fahrzeug mittlerweile veraltet ist und sich Reparaturen nicht mehr lohnen. Während des Kaufprozesses stellte sich heraus, dass das Auto mit einem Smartphone verbunden sein muss, um moderne Funktionen nutzen zu können. Dies brachte ihn dazu, ein iPhone zu erwerben, obwohl er zuvor ein einfaches Nokia-Handy nutzte, was seine Autonomie in der Technologie infrage stellte. Der Kauf des Smartphones symbolisierte den Verlust seiner Unabhängigkeit, da er nun auf digitale Technologien angewiesen ist, um alltägliche Dinge wie Autofahren zu erledigen.
Die Auswirkungen des Smartphones auf die Freiheit
Der Sprecher reflektierte über die Abhängigkeit von Smartphones und die damit verbundene Einschränkung der persönlichen Freiheit. Er stellte fest, dass er beim Konfigurieren des neuen Telefons seine Gesichtsdaten preisgeben musste, um Sicherheitsfunktionen nutzen zu können, was ihm als unangenehm und invasiv erschien. Statt des simplen Alltagsgefühls fühlte er sich nun gezwungen, den neuen technologischen Anforderungen zu entsprechen, was er als Verlust von Autonomie wahrnahm. Diese Abhängigkeit von Technologie zeigt auf, wie moderne Anforderungen die Freiheit des Einzelnen beeinträchtigen können.
Die Rolle von Navigation im modernen Leben
Der Sprecher verglich die moderne Navigation mit dem menschlichen Leben, indem er betonte, dass Menschen oft die gleichen Wege wiederholt gehen und die Hauptfrage für sie ist, wie lange es dauert, um ans Ziel zu kommen. Google Maps wird als Beispiel für Technologie verwendet, die nicht nur räumliche, sondern auch zeitliche Orientierung bietet. Der Zugang zu schnellen Informationen verändert die Art und Weise, wie Menschen sich fortbewegen und ihre Zeit planen. Es wird betont, dass die digitale Navigation im Alltag einen tiefen Einfluss auf die Lebensgestaltung hat.
Die Komplexität der Entscheidungsfindung ohne Technologie
Der Sprecher reflektierte über sein früheres Leben ohne Smartphones und digitale Navigation, das mehr Raum für spontane Entscheidungen ließ. Diese Freiheit wurde jedoch durch die neue Technologie stark eingeschränkt, die ihn dazu zwingt, ständig Informationen abzurufen und sich auf digitale Dienste zu verlassen. Er berichtete von seinen früheren Erfahrungen, die ihn lehrten, auch ohne digitale Hilfsmittel zurechtzukommen, was zu einem Gefühl der Unabhängigkeit führte. Nun jedoch hat er das Gefühl, dass ihm eine fundamentale Freiheit genommen wird, da er sich in einem digitalisierten Alltag nicht mehr so problemlos bewegen kann.
Die kulturellen Implikationen der Digitalisierung
Der Sprecher äußerte Bedenken über die kulturellen Veränderungen, die mit der Digitalisierung einhergehen, insbesondere wie Menschen Beziehungen pflegen und kommunizieren. Er erklärte, dass der Einfluss von Technologie auf das soziale Verhalten die Definition von Gemeinschaft und Zugehörigkeit verändert hat. Diese Entwicklungen führen zu einer Entfremdung und einer neuen Form der Isolation, da das digitale Leben oft die tiefere menschliche Verbindung ersetzt. Es wurde diskutiert, dass trotz der Möglichkeiten zur Vernetzung durch digitale Medien ein Verlust an wirklicher zwischenmenschlicher Interaktion stattfindet.
Die Herausforderung durch moderne Technik für den Einzelnen
Der Sprecher thematisierte die Herausforderungen, die moderne Technologie an Individuen stellt, die versuchen, sich in einer zunehmend komplexen Welt zurechtzufinden. Dabei wurde betont, dass der Druck, mit den neuesten Technologien Schritt zu halten, viele Menschen überfordert und deren Autonomie in Frage stellt. Die Abhängigkeit von Geräten und Internetdiensten wird als eine Art Gefängnis beschrieben, das Selbstbestimmung und Eigenverantwortung einschränkt. Diese Beobachtungen rufen eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nutzen und den Risiken digitaler Technologien hervor.
Die digitale Überwachung und ihre Folgen
In der Diskussion wurde auf die zunehmende Überwachung durch digitale Technologien eingegangen, die tief in persönliche Daten eindringt. Die Notwendigkeit, persönliche Informationen bereitzustellen, um Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu erhalten, wurde als besorgniserregend dargestellt. Diese Praxis zeigt die wachsende Kontrolle, die Unternehmen und Regierungen über individuelle Daten und Privatsphäre ausüben. Der Sprecher stellte in Frage, wie viel Autonomie der Einzelne wirklich noch hat, wenn er ständig überwacht wird.
Smartphones und Identität
Der Erwerb des Smartphones und die damit verbundene Konfiguration wurden als tiefgreifende Veränderungen der persönlichen Identität betrachtet. Früher verstand sich der Sprecher als jemand, der ohne digitale Geräte leben konnte, doch diese neue Technik zwingt ihn nun, seine Identität neu zu definieren und sich den Anforderungen der digitalen Welt anzupassen. Diese Identitätskrise führt zu einem emotionalen Dilemma, da er sich zwischen der alten und der neuen Welt hin- und hergerissen fühlt. Der Einfluss von sozialen Medien und mobilen Geräten auf das Selbstbild wurde als entscheidend hervorgehoben.
Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit
Der Sprecher dachte über die Auswirkungen der Digitalisierung auf seine Kindheitserinnerungen nach, insbesondere, wie sich das Freizeitverhalten von früher zu heute verändert hat. Während er in der Vergangenheit die Freiheit genoss, spontan Entscheidungen zu treffen und Abenteuer zu erleben, sieht er sich nun gezwungen, sich an digitale Einschränkungen anzupassen. Diese Nostalgie weckt den Wunsch, die altmodischen Freuden und die Einfachheit des Lebens zurückzubringen. Die Reflexion darüber, wie sehr sich die Kindheit mit und ohne Technologie gestaltet hat, zeigt den tiefen Wandel der Gesellschaft durch die Digitalisierung.
Die Rolle der Medien in der digitalen Welt
Die Diskussion beleuchtet die Rolle der Medien und deren Einfluss auf die öffentliche Meinung, insbesondere im Kontext digitaler Netzwerke. Der Sprecher beschreibt, wie Nachrichten und Informationen heutzutage oft über soziale Medien verbreitet werden, was die Qualität der Informationen beeinflusst. Das Phänomen der sogenannten Fake News wird thematisiert, wobei betont wird, dass die Verbreitung von Fehlinformationen in der digitalen Landschaft zunimmt. Diese Herausforderungen stellen die Glaubwürdigkeit der Medien auf die Probe und fordern ein neues Verständnis der Medienkompetenz.
Die Verantwortung und der Einfluss der Nutzer
Im Gespräch wurde die Verantwortung der Nutzer für ihren eigenen Umgang mit Technologie und digitalen Medien hervorgehoben. Der Sprecher betonte, dass Nutzer aktiver gestalten müssen, wie sie mit Informationen umgehen und welchen Medien sie Vertrauen schenken. Diese kritische Reflexion fördert ein Bewusstsein für die Macht, die digitale Medien über den Einzelnen haben können, und die Notwendigkeit, kritisch zu sein. Letztlich fordert dieser Aspekt eine stärkere Eigenverantwortung im Umgang mit digitalen Inhalten.
Die Zukunft der Digitalisierung
Der Sprecher schloss mit Überlegungen zur Zukunft der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft ab. Er betonte, dass es entscheidend ist, Wege zu finden, um Technologie zu nutzen, ohne die persönlichen Freiheiten und sozialen Bindungen zu verlieren. Die Weiterentwicklung der digitalen Welt sollte mit einem ethischen Rahmen einhergehen, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. In diesem Kontext ermutigte er die Zuhörer, aktiv mitzugestalten und verantwortungsvoll mit Technologien umzugehen, um eine positive Zukunft zu sichern.
Der Einfluss des Smartphones auf die Gesellschaft
Die eindringliche Diskussion über die Bedeutung des Smartphones im Alltag unterstrich, wie sehr diese Geräte die soziale Struktur und Kommunikation verändern. Der Sprecher diskutierte die Abhängigkeit, die aus der ständigen Verbindung zu Smartphones und sozialen Medien resultiert, und warnte vor den Folgen einer solchen Abhängigkeit auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Technologie sowohl Verbindungen erleichtert als auch Isolation verstärken kann, wodurch die Notwendigkeit zur kritischen Reflexion über ihren Einfluss entsteht. Diese duale Natur des Smartphones fordert die Gesellschaft heraus, Wege zu finden, um die Vorteile zu maximieren und die negativen Auswirkungen zu minimieren.
Die ethischen Herausforderungen der digitalen Welt
Die ethischen Herausforderungen, die mit der Digitalisierung einhergehen, wurden detailliert erörtert, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und die Grenzen der Technologie. Der Sprecher betonte, dass es wichtig ist, klare Richtlinien und Standards zu entwickeln, um die Rechte der Einzelnen in einer digitalisierten Welt zu schützen. Diese Herausforderungen erfordern ein umfassendes Verständnis dafür, wie Technologie genutzt wird und welche Verpflichtungen sowohl von Anbietern als auch von Nutzern bestehen. Die Sorge um die Privatsphäre und den Schutz persönlicher Daten führt zu wichtigen Fragen, die in der digitalen Zukunft beantwortet werden müssen.
Welche Qualifikation braucht ein Kulturstaatsminister? Pah, das ist ja nicht mal ein richtiger Minister. Also eigentlich keine. Vielleicht wäre etwas mit Medien schön in der Biographie. Will uns die neue Bundesregierung ärgern? Ist Kultur von dort aus gesehen wirklich nur noch ein linksgrünversifftes Projekt, das ein paar hinter die Löffel bekommen soll? Oder ist die Ernennung von Wolfram Weimer einfach Sinnbild für die neue Herangehensweise, für die Modernisierung des Staates auf Verkaufsflächendesigner zu setzen, als Wirtschaftsministerin eine Unternehmensmanagerin zu wählen und überall Juristen zu platzieren, außer im Innenministerium? Wir gehen dem Denken von Wolfram Weimer heute im Detail nach, Wolfgang hat sein Buch gelesen. Danach begutachten wir die Signatur-Politik von Donald Trump. Einfach "Zölle" zu sagen, greift viel zu kurz. Hier klammern Leute am Staat, die ihn zerstören, was sie sich nicht eingestehen können, weil dann die anderen gewonnen hätten. Im Wirtschaftskrieg Amerika gegen China sind es nun die Amerikaner, die den Gesichtsverlust fürchten. Anschließend sehen wir einsame Sportler im Wald, die mal keinen Blödsinn erzählen.
KÄS-Termine 2025: Fr. 20.06. / Fr. 19.09. / Fr. 19.12. per Mail: neuezwanziger@diekaes.de SOMMERSALON am 23. August! Tickets gibts hier
00:00:57 Wolfgangs Smartphone
Wolfgang erzählt, wie er durch den Kauf eines neuen Autos dazu gezwungen wurde, sich ein Smartphone anzuschaffen. Sein altes Nokia reichte nicht mehr aus, um die modernen Funktionen des Autos zu nutzen. Er beschreibt den Kauf eines iPhones als Verlust seiner Autonomie und Freiheit, da er sich nun der Technologie unterwerfen muss. Stefan versucht, ihm die praktischen Seiten des Smartphones näherzubringen, wie die Navigationsfunktion, die nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit navigiert, indem sie die Ankunftszeit vorhersagt. Wolfgang will das Smartphone jedoch nur für das Nötigste nutzen und nicht für soziale Medien oder ständige Erreichbarkeit.
00:09:06 Strafen für Apple und Meta
Passend zu Wolfgangs neuem iPhone wird über eine EU-Strafe gegen Apple berichtet. Die EU-Kommission wirft Apple vor, im App Store andere Anbieter benachteiligt zu haben, indem es Hinweise auf günstigere Angebote außerhalb des Stores verhinderte. Apple soll 500 Millionen Euro Strafe zahlen. Stefan hält die Strafe für längst überfällig, aber angesichts des Lock-in-Effekts, den Apple über Jahre ausgenutzt hat, für zu gering. Wolfgang rechnet vor, dass die Strafe nur einen Bruchteil (0,15%) des möglichen Strafmaßes von bis zu 10% des globalen Jahresumsatzes ausmacht. Auch Meta (Facebook, Instagram) erhielt eine Strafe von 200 Millionen Euro wegen der Praxis, Nutzer vor die Wahl zwischen personalisierter Werbung oder einem Bezahl-Abo zu stellen. Beide Strafen werden als symbolisch und wenig abschreckend kritisiert. Es wird diskutiert, dass die EU sich zwar nicht scheut, US-Tech-Konzerne zu bestrafen, aber die Abhängigkeit von deren digitaler Infrastruktur (Google Suche, Cloud-Dienste etc.) eine härtere Gangart verhindert. Matt Binder von Mashable erklärt, warum Meta die Strafe als "Tariff" (Zoll) bezeichnet, um negative Assoziationen in den USA zu wecken.
00:22:19 Papst beerdigt
Stefan berichtet von seinem Wien-Besuch und der dortigen Schatzkammer, wo die Verschmelzung von staatlicher und sakraler Macht sichtbar wird. Im Kontrast dazu steht die als eher schlicht empfundene Beerdigungszeremonie für Papst Franziskus im Petersdom. Ein besonderer Moment war jedoch der Trauerzug mit dem Leichnam des Papstes durch das historische Zentrum Roms zur Basilika Santa Maria Maggiore, wo er beigesetzt wurde. Dieser Akt wurde selbst von nicht-religiösen Menschen als Gänsehautmoment empfunden und als letzter weltlicher Einschlag des Papstes gewertet. Wolfgang erinnert an die Tradition in Wien, verstorbene Burgschauspieler im Sarg um das Burgtheater zu tragen. Es wird auch die politische Dimension des Papsttums angesprochen, etwa die Rolle von Johannes Paul II. im Kalten Krieg oder Franziskus' Appelle gegen Aufrüstung.
00:28:15 Was denkt Wolfram Weimer
Wolfram Weimer, ehemaliger Chefredakteur der Welt und Verleger (u.a. Cicero), wurde zum neuen Kulturstaatsminister ernannt. Die Entscheidung von Friedrich Merz löste viel Kritik aus, auch aus konservativen Kreisen. Jürgen Kaube (FAZ) bezweifelt Weimers Interesse an Kunst oder Geist. Die enge Verbindung zwischen Merz und Weimer (Golfpartner, Ludwig-Erhard-Gipfel, gegenseitige Lobpreisungen) wird beleuchtet. Wolfgang hat Weimers "Konservatives Manifest" gelesen, um dessen Denken zu verstehen. In einem Lanz-Auftritt von 2018 erklärt Weimer, Konservatismus sei wieder modern und bedeute nicht das Hängen am Gestern, sondern das Leben aus Werten, die immer gelten (Treue, Anständigkeit, Ehrlichkeit). Wolfgang kritisiert die Beliebigkeit dieser Definition. Stefan sieht Weimer als Gallionsfigur eines verlotternden Untergangs, der Chaos als Normalität verkauft. Weimers Buch wird analysiert: Er beklagt den Niedergang linker Weltanschauungen, interpretiert Böckenförde und Max Weber eigenwillig, fordert eine minimale Gesellschaft, kritisiert die "Bemutterung" durch den Staat (z.B. Verkehrsüberwachung) und sieht die Steuererklärung als "Marsch ins Freiheitsdefizit". Diese libertären Züge werden kritisiert. Weimer beklagt eine "Kleinkariertheit" durch Compliance-Regeln, die Geschenke und Geschäftsessen erschweren. Wolfgang hält das für Jammern auf hohem Niveau. Weimer stellt das Individuum über die Gesellschaft, fordert aber gleichzeitig Patriotismus und unterscheidet zwischen staatsbürgerlichem und natürlichem (Abstammungs-) Vaterland. Diese Widersprüche und die Nähe zum Ethnopluralismus werden diskutiert. Weimer bezieht sich positiv auf Oswald Spengler und beklagt die "biologische Selbstaufgabe" Europas durch niedrige Geburtenraten, spricht vom "eigenen Blut". Er kritisiert die Fokussierung auf die "dunkle Seite" des Kolonialismus in Lehrplänen. Die "Tugendrepublik" der "Gutmenschen" mit ihren Verboten (Fleisch, Kaminfeuer) und Quoten wird angeprangert. Am Ende plädiert er für eine Rechristianisierung Europas durch die Kultur. Abschließend äußern sich Michael Bröker und Micky Beisenherz zur Personalie.
02:20:54 Salon-Anmerkungen
Es wird auf den kostenpflichtigen "Salon"-Teil des Podcasts hingewiesen, der die Sendung finanziert. Hörer werden gebeten, den Podcast zu teilen und zu bewerten, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Im nächsten Salon werden die Bücher "Abundance: How We Build a Better Future" von Esra Klein & Derek Thompson und "Die Welt nach dem Kapital" von Albert Wenger besprochen. Es wird erklärt, wie man den Salon über Steady, Patreon oder Apple Podcasts abonnieren kann. Man kann den Salon auch verschenken. Wolfgang kündigt Live-Termine in Zürich und Stuttgart an. Stefan erwähnt einen Termin in Mainz. Leseempfehlungen für den nächsten Salon werden gegeben.
02:26:38 Trumps Fanboys reden über Trumps Zölle
Das Hauptthema ist Donald Trumps Zollpolitik. Es wird betont, dass dies seine "Signature Policy" ist, über die er seit Jahrzehnten spricht. Die aktuelle Situation mit Handelskriegen und Marktverwerfungen wird als direkte Folge dieser Politik gesehen. David McWilliams beschreibt Trumps Zoll-Formel als amateurhaft und inkompetent, basierend auf einer Formel, die ökonomisch keinen Sinn ergibt. Wolfgang erläutert den Unterschied zwischen früherer politischer Inkompetenz, die von Institutionen abgefangen wurde, und der heutigen Situation, in der Inkompetenz direkt an den Schalthebeln sitzt und zu chaotischer Politik führt. Stefan ergänzt, dass die Politik normalerweise durch die Verwaltung abgeschottet ist, dieser Mechanismus aber unter Trump zusammenbricht. Trumps Fokus auf Zölle ignoriert die Stärke Amerikas im Bereich digitaler Dienstleistungen und das Dollar-Privileg. Die Reaktion der Kapitalmärkte (steigende Zinsen für US-Staatsanleihen) wird als einziger wirksamer "Check" gegen Trumps Politik diskutiert, da sie die Staatsverschuldung und Kredite verteuert. Trump-Anhänger im "All In"-Podcast versuchen, die Politik zu rechtfertigen, räumen aber ein, dass das versprochene Wirtschaftswachstum ausbleibt. Hoss und Hopf sehen Trumps Handeln als Beschleunigung einer unvermeidbaren Rezession, damit er am Ende seiner Amtszeit als Gewinner dasteht – eine Logik, die als absurd kritisiert wird. Die Notwendigkeit, die heimische Landwirtschaft (Sojabauern) mit Milliardensummen zu subventionieren, um Wählerstimmen zu sichern, wird erwähnt. China reagiert mit der Drohung, westliche IP-Rechte zu ignorieren und Produkte selbst billiger anzubieten. Der Personalmangel in wichtigen Sektoren (Energieversorgung, U-Boot-Bau) in den USA wird thematisiert. Ben Shapiro plädiert für "Rugged Individualism" und lehnt staatliche Eingriffe ab, obwohl der Staat gleichzeitig Grenzen schützen soll.
04:10:24 Krieg: Gaza, Ukraine
Die Berichterstattung über den Gaza-Krieg wird kritisiert. Es sei schwierig, seriöse Bilder und Informationen zu erhalten, ohne auf antisemitische Kanäle zu stoßen, die das Leid in Gaza zwar zeigen, aber gleichzeitig Hetze verbreiten. Seriöse Medien würden sich scheuen, die dramatische Lage abzubilden, was wiederum Antisemiten Vorschub leiste. Die Tagesthemen berichten über einen israelischen Angriff auf ein Krankenhaus, bei dem eine Hamas-Kommandozentrale getroffen worden sei, wobei jedoch medizinisches Gerät zerstört wurde. Diese Darstellung wird mit der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg verglichen, wo eine solche Übernahme der russischen Darstellung undenkbar wäre. Ein Bericht über die Tötung von palästinensischen Sanitätern durch die israelische Armee, deren Leichen verscharrt wurden, wird erwähnt. Israel weist die Vorwürfe zurück und behauptet ohne Belege, es seien Hamas-Mitglieder gewesen. Ein israelischer Reserve-Offizier äußert sich besorgt über den zunehmenden Einfluss rechtsextremer Minister auf die Armee. Es wird die Entkopplung von Soldaten vom zivilen Leben und der Politik im Krieg thematisiert, illustriert durch Aussagen eines ukrainischen Soldaten, der nur noch seinen Frontabschnitt und seine Leute sieht. Die psychischen Folgen und die Verrohung durch den Krieg werden angesprochen.
04:28:46 EU und Aserbaidschan
Die EU-Außenbeauftragte Kaya Kallas besucht Aserbaidschan. Stefan merkt an, dass Kallas im Westen kaum bekannt ist, in Russland aber neben Trump als Hauptgegnerin wahrgenommen wird. Kallas bezeichnet China als Schlüssel für den russischen Krieg, da es Russland wirtschaftlich und mit Dual-Use-Gütern unterstütze. Ihr Besuch in Baku wird kritisiert, da Aserbaidschan unter Präsident Aliyev einen Angriffskrieg gegen Armenier in Bergkarabach geführt hat, die Zivilgesellschaft unterdrückt und politische Gefangene hält. Dustin Hoffmann wirft der EU-Kommission vor, Werte zu ignorieren und sich brutalen Diktatoren anzubieten. Kallas lobt Aserbaidschan hingegen als wichtigen und verlässlichen Energiepartner, der der EU geholfen habe, sich von russischer Energie zu lösen. Es wird enthüllt, dass Aserbaidschan russisches Gas an die EU weiterleitet und somit von den Sanktionen profitiert. Kallas spricht dennoch von gemeinsamen Werten wie Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit und begrüßt eine Einigung im Friedensprozess mit Armenien. Der aserbaidschanische Außenminister Bayramov betont die guten Beziehungen zur Türkei und kritisiert die Biden-Administration als zu pro-armenisch. Er zeigt sich hoffnungsvoll bezüglich der neuen Trump-Administration. Aserbaidschan pflegt trotz seiner muslimischen Prägung enge Beziehungen zu Israel, bezieht Waffen und liefert Erdöl. Das Verhältnis zu Russland wird als "normal" beschrieben, wobei man die territoriale Integrität der Ukraine respektiere. Aserbaidschan wird als Beispiel für neue globale Akteure gesehen, die pragmatisch mit allen Seiten kooperieren und Einmischung ablehnen.
04:48:15 Neue Zeitrechnung
Der Erfolgscoach Ed Mylett präsentiert ein Konzept zur Zeitmanipulation: Er teilt seinen Tag in drei 6-Stunden-Abschnitte (6-12 Uhr, 12-18 Uhr, 18-24 Uhr) und gewinnt so angeblich 21 Tage pro Woche. Wolfgang entlarvt dies als simple Einführung von Doppelschichten. Stefan meint, dass KI solche individuellen Zeitrechnungen problemlos in Standardzeit übersetzen könnte.
04:51:08 Neue Sportideologie
Es wird eine aufkeimende Gegenbewegung zur rechten Vereinnahmung von Fitness und Männlichkeit beobachtet. Als Beispiel dient ein Fitness-Influencer, der in einem Video klarstellt, dass das Heben von Gewichten einen nicht zum "Warrior" oder Beschützer macht. Er kritisiert "Douchbags wie Andrew Tate", die Männern einreden, Frauen und Immigranten seien ihre Probleme. Er analysiert, wie rechte Ideologien über harmlos erscheinende Aktivitäten wie Fitness normalisiert und Fitness selbst radikalisiert wird. Der wahre Feind seien nicht andere Gruppen, sondern die Superreichen und CEOs, die von der Ungleichheit profitieren ("The enemy is up"). Er ruft Männer dazu auf, sich als Arbeiterklasse zu erkennen und sich nicht länger von den Eliten spalten zu lassen, um echten Wandel zu ermöglichen. Wolfgang hofft, dass solche Stimmen lauter werden. Stefan erwartet einen großen Backlash gegen die aktuelle politische Situation, die von Partikularinteressen und offensichtlicher Dummheit geprägt sei. Die Rolle von superreichen Geldgebern und Netzwerken innerhalb der CDU wird angesprochen.
Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.