Paul Tutsek, ein Filmemacher und ARTE-Doku-Regisseur, berichtet von seiner Reise nach Albanien, wo eine neue Idee für einen Mini-Staat für die muslimische Bektashi-Gemeinschaft diskutiert wird. Er beschreibt das Treffen mit Baba Mondi, dem charismatischen Oberhaupt, und die liberale Haltung dieser Glaubensgemeinschaft, insbesondere in Bezug auf Frauenrechte und Alkoholkonsum. Zudem werden die Herausforderungen und die Rückkehr religiöser Freiheit in Albanien nach dem Kommunismus thematisiert. Tutsek beleuchtet die Vision eines Bektashi-Staats als Symbol für Toleranz.
Die geplante Schaffung eines Bektashi-Staats in Albanien soll als Symbol für religiöse Toleranz und Integration dienen.
Die unterschiedlichen Reaktionen innerhalb der Bektashi-Gemeinschaft spiegeln die Komplexität der Identitätsfragen und politischen Anliegen wider.
Deep dives
Der geplante Bektashi-Staat
In Albanien wird die Schaffung eines neuen Staates für die Bektashi, eine muslimische Minderheit, diskutiert, der als eine Art islamischer Vatikan konzipiert ist. Albaniens Ministerpräsident Edi Rama hat im Rahmen einer Rede bei den Vereinten Nationen überraschend angekündigt, diesen Staat fördern zu wollen, um der Welt ein Zeichen der religiösen Toleranz zu senden. Die Fläche würde ungefähr zehn Fußballfelder umfassen und könnte ein Zentrum für Bektashi-Aktivitäten sowie ein Symbol für Glaubensfreiheit und Integration in Albanien darstellen. Die Ansiedlung des Bektashi-Zentrums in Tirana zeigt, wie die albanische Gesellschaft versucht, sich von der Vergangenheit der kommunistischen Isolation zu distanzieren und ihre Offenheit gegenüber der Welt zu demonstrieren.
Die Bektashi-Religion und ihre Besonderheiten
Die Bektashi sind eine unterschiedliche Form des Islam, die sich in ihrer Praxis und Weltanschauung von anderen muslimischen Richtungen abhebt. Sie folgen nicht strikt der Scharia und zeichnen sich durch eine liberale Interpretation des Glaubens aus, bei der Frauen keine Kopftücher tragen müssen und Alkoholkonsum erlaubt ist. Der Besuch des Bektashi-Weltzentrums zeigt, dass traditionelle Darstellungen, wie Bilder des Propheten Mohammed, die in anderen muslimischen Glaubensrichtungen verboten sind, hier akzeptiert werden, was den liberalen Charakter der Gemeinschaft unterstreicht. Ein beeindruckendes Ritual der Gemeinschaft beinhaltet die Aufnahme neuer Mitglieder, das mit einer Zeremonie gefeiert wird, bei der das Kind gesegnet und in die Gemeinschaft integriert wird.
Kritik und Kontroversen rund um die Staatsgründung
Die Pläne zur Gründung eines eigenen Bektashi-Staats stoßen auf gemischte Reaktionen, sowohl innerhalb der Bektashi-Gemeinschaft als auch in der breiteren albanischen Gesellschaft. Während einige in der Bektashi-Gemeinschaft die Idee eines eigenen Staates als positiv empfinden und als Möglichkeit sehen, ihre Identität zu stärken, äußern andere Bedenken hinsichtlich der Ungerechtigkeit gegenüber anderen muslimischen Gemeinschaften in Albanien. Kritiker argumentieren, dass eine solche Gründung eine politische Geste des Ministerpräsidenten zur Darstellung seiner Toleranz und Offenheit ist, während gleichzeitig zu wenig öffentliche Diskussion stattgefunden hat. Ein weiterer Punkt der Kontroversen ist die Sorge, dass dieser Zwergstaat als möglicher Rückzugsort für illegale Aktivitäten dienen könnte und die albanischen Behörden nicht genügend Einfluss auf die Vorgänge vor Ort hätten.
Mitten in Tirana, in Albaniens Hauptstadt, auf einer Fläche so groß wie zehn Fußballfelder, könnte bald der kleinste Staat der Welt entstehen. Ein eigenes Territorium für die muslimische Minderheit der Bektaschi, die vor hundert Jahren aus dem Osmanischen Reich nach Albanien geflohen sind. Mit dieser Idee hat Albaniens Ministerpräsident Rama für eine Überraschung gesorgt. In dieser 11 KM-Folge erzählt der Filmemacher Paul Tutsek von seiner Reise zum Bektaschi-Orden in Albanien. Dort hat er das Oberhaupt der Bektaschi, Baba Mondi, getroffen und erzählt, wie ernst man den Vorschlag für einen solchen „islamischen Vatikan“ nehmen kann.
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautor: Julius Bretzel
Mitarbeit: Claudia Schaffer
Produktion: Adele Meßmer, Christiane Gerheuser-Kamp, Viktor Veress, Hanna Brünjes
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.