Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, diskutiert die verworrene Situation im Ukraine-Konflikt. Er beschreibt den Überraschungserfolg der Ukraine beim Vorstoß in die russische Grenzregion Kursk, nachdem die Lage zuvor zugunsten Russlands zu kippen schien. Selenskyj thematisiert die Herausforderungen, denen sich Kiew gegenübersieht, und beleuchtet die anhaltenden internationalen Friedensverhandlungen. Zudem wird die zunehmende Bedrohung durch russische Angriffe auf die Energieinfrastruktur angesprochen. Ein spannendes Gespräch über Taktik und Geopolitik.
Der unerwartete Vorstoß der Ukraine in die russische Grenzregion könnte als moralischer Sieg gewertet werden, trotz der russischen Fortschritte im Donbass.
Die internationale Unterstützung für die Ukraine wurde beim Gipfel in der Schweiz deutlich, auch wenn Russland nicht eingeladen war, was die Friedensverhandlungen in Frage stellt.
Deep dives
Aktuelle Entwicklungen im ukrainischen Konflikt
In den letzten Monaten hat sich die militärische Lage im ukrainisch-russischen Konflikt dynamisch entwickelt. Im Mai gelang es den russischen Streitkräften, im Nordosten der Ukraine, in der Oblast Kharkiv, voranzukommen, jedoch wurde diese Offensive nicht weitergeführt und die Ukraine konnte die Front stabilisieren. Ein wichtiges Ereignis war auch die Verabschiedung eines neuen Mobilisationsgesetzes in der Ukraine, um die Herausforderungen einer geringeren Bevölkerung im Vergleich zu Russland zu bewältigen. Dies zeigt, dass die Ukraine bestrebt ist, ihre militärische Kapazität zu erhöhen, während Russland weiterhin langsam, jedoch stetig in einigen Gebieten vorrückt.
Friedensgipfel und geopolitische Überlegungen
Ein Gipfeltreffen zur Friedensfindung wurde im Juni in der Schweiz veranstaltet, bei dem Präsident Zelensky einen Friedensplan vorstellte. Dieses Treffen war jedoch fragwürdig, da Russland nicht eingeladen war, was die Sinnhaftigkeit eines Friedensprozesses zwischen den Konfliktparteien in Frage stellte. Trotz dieser Einschränkungen war die Teilnahme von 92 Ländern ein Zeichen globaler Unterstützung für die Ukraine. Am Ende des Gipfels wurde ein Schlusskommuniqué unterzeichnet, das die internationale Unterstützung für die Ukraine bekräftigte, obwohl einige bedeutende Akteure, wie China, nicht vertreten waren.
Neueste militärische Entwicklungen und deren Auswirkungen
Am 6. August durchbrachen reguläre ukrainische Truppen die Grenze nach Russland, was als unerwarteter Strategiewechsel und als bedeutender Moment im Konflikt betrachtet wird. Diese Offensive, bei der ukrainische Soldaten in das russische Gebiet eindrangen, könnte in der Ukraine als moralischer Sieg gewertet werden, da sie während eines Zeitraums russischer Fortschritte im Donbass stattfand. Gleichzeitig besteht die Besorgnis, dass Putins Reaktion auf diese Blamage nicht den Erwartungen entsprochen hat und er möglicherweise die Truppen aus anderen Frontabschnitten verlagert hat. Dieser Vorstoß könnte auch strategisch genutzt werden, um Verhandlungsmittel für zukünftige Gespräche mit Russland zu schaffen, auch wenn ein echter Friedensprozess derzeit unwahrscheinlich erscheint.
Die letzten Monate waren verwirrend. Moskau dominiert im Donbass, Kiew meldete Geländegewinne in Russland. Jetzt scheint klar, wer mehr Züge vorausgeplant hat.
Anfang August passierte das Undenkbare: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj entsandte Soldaten in die russische Grenzregion Kursk und nahm 1200 Quadratkilometer ein. Ein unübersichtlicher Krieg wurde noch verzweigter. Lange sah es danach aus, dass Russland mit seiner langsamen, aber effektiven Taktik der stetigen Geländegewinne, Erfolg habe. Dann gelang Kiew mit dem Angriff ein Überraschungserfolg. Gleichzeitig machte die Ukraine nicht zuletzt dem Westen klar: Offenbar ist Putin, anders als angekündigt, nicht bereit, »mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln« – also auch mit Atomwaffen – sein Territorium zu verteidigen.
In dieser Folge von »Acht Milliarden« spricht Host Juan Moreno mit SPIEGEL-Reporter Christian Esch über die Monate, die zu dieser ungewöhnlichen Situation geführt haben. »Zwar wird der Angriff der Ukraine von einigen als Erfolg verbucht, gleichzeitig kann man sich fragen, ob diese Taktik aufgeht. Russland macht derzeit enorme Gewinne im Donbass und es könnte sein, dass der Preis, den Kiew für den Erfolg bezahlen muss, sehr hoch ist.«, so Esch.
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