Iranische Revolution (2/2) – Die Geburt der Islamischen Republik
Jul 15, 2024
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In dieser Folge ist Ayatollah Khomeini zu Gast, der eine zentrale Figur der Iranischen Revolution war. Er spricht über den verheerenden Brand im Cinema Rex und dessen Auswirkungen auf die Revolution. Khomeini erläutert, wie der Märtyrer-Kult und die manipulative Informationspolitik des Schahs die Massen mobilisierten. Zudem beleuchtet er die Isolation des Schahs und die brutalen Repressionen nach seiner Machtübernahme. Auch die kritische Rolle der Frauen im Widerstand wird thematisiert, wobei die Gefahren des neuen Regimes klar aufgezeigt werden.
Der Brand im Cinema Rex verdeutlicht, wie tiefes Misstrauen gegenüber dem Schah-Regime durch mögliche Regierungsversäumnisse und Fehlverhalten entstand.
Die Koalition aus verschiedenen politischen und religiösen Gruppierungen unter Khomeini zeigt, wie vielfältig der Widerstand gegen den Schah war.
Die Gründung der Islamischen Republik nach der Revolution führte zu einem autoritären Regime, das die anfänglichen Hoffnungen auf Reformen zunichte machte.
Deep dives
Die Tragödie des Cinema Rex
Der Brand im Cinema Rex in Abadan am 19. August 1978 kostete über 430 Menschen das Leben und stellte den bisher tödlichsten Terroranschlag der Geschichte des Iran dar. Die Menschen im Kino, unter ihnen viele, die Schutz vor der drückenden Hitze suchten, konnten aufgrund mysteröser Umstände nicht entkommen, was zu einer panikartigen Flucht führte. Die Ungereimtheiten um das Feuer und die möglicherweise absichtlich verschlossene Notausgänge sorgten für landesweit tiefes Misstrauen gegen das Regime des Schahs. Der Vorfall wurde schnell als Brandanschlag deklariert und es herrschte die Überzeugung, dass die Regierung und ihr Geheimdienst ZAWAK dahintersteckten, was den Widerspruch zwischen Volk und Herrscher weiter verschärfte.
Die verschiedenen Seiten der Revolution
Die islamische Revolution im Iran war ein Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen, einschließlich religiöser und säkularer Kräfte, die gegen den autoritären Schah kämpften. Diese Koalition vermied es, sich gegenseitig vorübergehend anzugreifen, während sie zusammenarbeiteten, um das Schah-Regime zu stürzen. Die Demonstrationen wurden von Khomeini geschickt genutzt, um seine Anhänger gegen den Schah zu mobilisieren, wobei er gleichzeitig die Shiiten und die religiöse Geschichte geschickt für seine Zwecke einsetzte. Dieses dynamische Zusammenspiel von Kräften und Interaktionen unterstreicht, wie komplex die Bewegung war und wie stark das Verlangen nach Veränderungen unter den verschiedenen Schichten des Volkes war.
Der Schwarze Freitag
Der 8. September 1978 wird als 'Schwarzer Freitag' in die Geschichte des Iran eingehen, als Soldaten auf Demonstranten in Teheran feuernd remaschierten. Die gewalttätigen Ausschreitungen führten zu zahlreichen Todesopfern und markierten einen weiteren entscheidenden Wendepunkt in den Unruhen gegen den Schah. Auch hier kam es zu fehlender Kommunikation und dem Versagen der militärischen und politischen Führung, die die Kontrolle über die Situation mehr und mehr verloren. Die Gerüchte und Panik, die sich daraufhin landesweit ausbreiteten, trugen zur Entfremdung des Volkes gegenüber dem Regime bei und nährten die Wut der Protestierenden.
Der Fall der Monarchie
Die Ereignisse des Jahres 1978 kulminierten schließlich in der Abreise des Schahs am 16. Januar 1979, die das Ende der 2500-jährigen Monarchie im Iran markierte. Bei der Abreise war der Schah von den Massen bereits gedemütigt und seine Autorität war schwindelerregend geschwunden. Khomeini verfügte über eine wachsende Unterstützung, die durch seine Rückkehr aus dem Exil am 1. Februar 1979 angespornt wurde. Diese Unterstützung und die verbreitete Unterdrückung der Bürger während der Schah-Herrschaft behinderten einen möglichen Besuch von Reformen und die Aussicht auf ein demokratisches Iran.
Die islamische Republik
Nach der Revolution trat Khomeini als Anführer auf und gründete die Islamische Republik, die die sozialen und politischen Strukturen des Landes massiv veränderte. Die Übernahme der Macht durch Khomeini geschah schnell und brutal, und viele frühere Unterstützer der Revolution wurden unterdrückt oder hingerichtet. Dies führte zu einem stark autoritären Regime, das den ehemaligen Schah in puncto Grausamkeit in den Schatten stellte, insbesondere hinsichtlich der Unterdrückung von Frauen und anderen Bürgerrechten. Während die Bewegung ursprünglich viele Hoffnungen weckte, führte dies schließlich zu einem repressiven System, das die Freiheiten der Menschen erheblich einschränkte, und erklärte damit den schrittweisen Rückschritt vom gewünschten Wandel.
Der bis dahin tödlichste Terroranschlag der Geschichte schockiert im Jahr 1978 die Stadt Teheran. Wer wirklich für diese Katastrophe verantwortlich ist, interessiert in den Wochen danach kaum jemanden. Viel wichtiger ist, wen die Bevölkerung dafür verantwortlich macht. Das Duell zwischen dem Schah und Ayatollah Khomeini läuft auf seinen Höhepunkt zu. Welche Strategie verfolgt der Ayatollah? Warum lässt der Westen den Schah im Stich? Und wie wird die iranische Monarchie zugrunde gehen? Ein Aspekt, den weder der Schah noch Khomeini ahnen, ist, dass in der iranischen Revolution ausgerechnet eine Krankheit Geschichte schreiben wird.
Du hast Feedback oder einen Themenvorschlag für Joachim und Nils? Dann melde dich gerne per Mail an: wasbishergeschah@wondery.com
Quellen:
Revolutionary Islam von Michael Axworthy
The unthinkable Revolution von Charles Kurzman
The last Shah von Ray Takeyh
The Fall of Heaven von Andrew Scott Cooper
Khomeini: Der Revolutionär des Islams von Katajun Amirpur