Größter Kulturraub Dänemarks: Bücherdiebstahl von Kopenhagen
Dec 10, 2024
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Ein Mitarbeiter stahl über 3000 wertvolle Bücher aus der Dänischen Königlichen Bibliothek im Wert von 40 Millionen Euro. Jahrzehntelang unbemerkt, wurde der Raub erst durch den Verkauf eines seltenen Werkes aufgedeckt. Die Ermittlungen enthüllten geheime Verbindungen und die tragische Geschichte des Diebes. Auch die rechtlichen Konsequenzen für seine Familie standen im Fokus. Der Fall führte dazu, dass Sicherheitsstandards in Bibliotheken drastisch erhöht wurden.
Der systematische Diebstahl von über 3.200 wertvollen Büchern durch einen Bibliotheksmitarbeiter blieb Jahrzehnte unentdeckt, da viele Werke nicht katalogisiert waren.
Die Aufdeckung des Diebstahls führte zu einem Umdenken in der Sicherheitsarchitektur der Dänischen Königlichen Bibliothek und verbesserte den Schutz kulturgüterhistorischer Sammlungen.
Deep dives
Der große Bücherdiebstahl von Kopenhagen
Zwischen 1968 und 1978 verschwanden aus der Dänischen Königlichen Bibliothek täglich wertvolle Bücher, was anfangs unbemerkt blieb. Ein Mitarbeiter hatte über Jahre hinweg mehr als 3.200 Bücher, darunter bedeutende Werke der Wissenschaft und Religionsgeschichte, unrechtmäßig entwendet. Der Diebstahl blieb lange Zeit unbekannt, da viele dieser Publikationen nicht systematisch katalogisiert waren und selten genutzt wurden. Erst als das Buch 'Pro Palladia' im Jahr 2003 bei Christie's auftauchte, wurde der Umfang dieses historischen Diebstahls offensichtlich, was zu einer umfassenden Untersuchung führte.
Die Ermittlungen und Entdeckung des Täters
Erst nach mehr als zwei Jahrzehnten wurden konkrete Hinweise zu den gestohlenen Büchern entdeckt, was eine internationale polizeiliche Zusammenarbeit auslöste. Bei der Durchsuchung des Wohnhauses des ehemaligen Bibliotheksmitarbeiters F. Möller Christensen wurden über 1.600 gestohlene Bücher gefunden, die er in seiner Villa versteckt hatte. Diese Entdeckung führte zu einem großen Verfahren in Dänemark, bei dem seine Witwe, sein Sohn und seine Schwiegertochter wegen Hehlerei verurteilt wurden. Der Fall erregte das öffentliche Interesse und offenbarte Schwächen im Schutz kulturgüterhistorischer Sammlungen.
Lehren aus dem Fall und zukünftige Schutzmaßnahmen
Der Fall des Kopenhagener Bücherdiebstahls führte zu einem Umdenken in der Sicherheitsarchitektur der Bibliothek und brachte Verbesserungen im Umgang mit historischen Sammlungen mit sich. Technische Sicherheitsmaßnahmen wie digitale Katalogisierung und der Einsatz von RFID-Chips wurden implementiert, um ähnliche Vorfälle zu verhindern. Die Bibliothekswissenschaft und die Auktionshäuser arbeiten inzwischen enger zusammen, um den illegalen Handel mit Kulturgütern einzudämmen. Dieser Vorfall verdeutlichte den hohen kulturellen Wert von Büchern und die Notwendigkeit, sie als Teil des kulturellen Erbes zu schützen.
Zehn Jahre klaut ein Mitarbeiter Bücher im Wert von 40 Millionen Euro aus der Königlichen Bibliothek. Erst Jahrzehnte später, im Dezember 2004, ist der Fall endgültig abgeschlossen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Julia Schäfer:
welcher Schaden der Kopenhagener Bibliothek durch den Bücherraub entstanden ist,
wie akribisch ein unauffälliger Beamter die Diebstähle durchgeführt hat,
wie der Raub das Arbeitsklima in der Dänischen Königlichen Bibliothek verändert,
welche Strafen die Hinterbliebenen des Diebs erhalten, weil sie kostbare Bücher verkaufen,
von den deutlich gestiegenen Sicherheitsstandards in Bibliotheken.
"Ich bin Margaret Ford, internationale Leiterin für Bücher und Manuskripte bei Christie’s, dem Auktionshaus in London. Vermissen Sie das Buch 'Propalladia', geschrieben von Torres Naharro, herausgegeben 1517 in Neapel? Es wurde uns jetzt zur Versteigerung angeboten." Dieser Anruf bei der Dänischen Königlichen Bibliothek führt zur Aufdeckung des größten Kulturraubs in der dänischen Geschichte.
Denn von dem berühmten Propalladia-Buch gibt es nur eine intakte Erstausgabe. Fast 30 Jahre lang fehlt von dem Buch jede Spur - genau wie von vielen anderen seltenen Werken. Als allmählich Licht ins Dunkel kommt, ist der eigentliche Dieb bereits verstorben. Seine Hinterbliebenen werden wegen "Hehlerei in besonders schwerem Fall" angeklagt. Im Dezember 2004 werden die Urteile gegen sie rechtskräftig.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Andrea Nikolaizig, emeritierte Professorin für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, HTWK Leipzig
Sonny Ankjær Sahl, Leiter der Abteilung für Sondersammlungen, Königliche Dänische Bibliothek in Kopenhagen
Margaret Lane Ford, internationale Leiterin für Bücher und Manuskripte bei Christie’s
Andrea Nikolaizig und Conny Schwarzer: Tatort Bibliothek. Bücherklau und Seitenraub (2014)
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