

Warum doch wieder so viele Türken Erdoğan gewählt haben
In einem nächtlichen Wahlkrimi konnten weder Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan von der AKP noch sein Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu vom Oppositionsbündnis die nötigen 50 Prozent der Stimmen erreichen. Sie müssen also in zwei Wochen in die Stichwahl. Dabei geht laut dem SZ-Türkei-Korrespondenten Raphael Geiger Erdoğan als klarer Favorit ins Rennen, “weil der dritte Kandidat Sinan Oğan, das ist ein sehr rechts-nationalistischer Kandidat, der hat 5 Prozent der Stimmen bekommen. Das ist besser, als viele erwartet hatten. Oğan hat sich zwar noch nicht entschieden, ob er nun eine Empfehlung ausspricht, wohin seine Wähler wechseln sollen. Aber die Wähler, die ihn gewählt haben, dürften zumindest zum Teil zu Erdoğan wechseln, weil sie eben nationalistisch gesinnt sind, eher rechtslastig gesinnt sind und wahrscheinlich mit dem Oppositionsbündnis, zu dem inoffiziell auch die Kurden gehören, nichts zu tun haben werden wollen.”
Da Erdoğan nur wenige Stimmen fehlen, wird es wohl für seinen Herausforderer Kılıçdaroğlu sehr schwierig werden. Dennoch sagt Geiger: “Die Opposition wird natürlich versuchen - jetzt oder nie - alles zu mobilisieren. Es war ja schon eine sehr hohe Wahlbeteiligung. Aber es geht ja jetzt wirklich darum, in zwei Wochen diese historische Chance, Erdogan noch aus dem Amt zu vertreiben, zu nutzen. Auch wenn sie deutlich kleiner ist seit gestern.”
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Moderation, Redaktion: Antonia Franz
Redaktion: Tami Holderried
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