Wie enttarnt man eine Tarnorganisation des Verfassungsschutzes, Lilith Wittmann?
May 9, 2023
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Lilith Wittmann, 28 Jahre alt, ist eine IT-Sicherheitsexpertin und Hackerin, die für ihre Aufdeckung schwerwiegender Sicherheitslücken bekannt ist. Sie spricht über ihre Entdeckung einer Tarnorganisation des Verfassungsschutzes und die Herausforderungen bei der Digitalisierung des Staates. Wittmann betont, dass Hacken oft nur gründliche Recherche ist. Außerdem diskutiert sie die Gefahren von Intransparenz und die Verantwortung des Staates im Umgang mit Datenschutz. Ihre kreative Herangehensweise an IT-Sicherheit bringt frische Perspektiven in diese bedeutenden Themen.
Lilith Wittmann entdeckte eine Tarnorganisation des Verfassungsschutzes und beleuchtet die Mängel an Transparenz bei Geheimdiensten.
Die Verwendung von AirTags zur Aufdeckung geheimer Behörden zeigt kreative Methoden der IT-Sicherheitsforschung und die Herausforderungen der Informationssicherheit.
Wittmann argumentiert, dass Hacken oft mit Recherche und Kreativität verbunden ist und eine wichtige Rolle im Aufdecken von Missständen spielt.
Deep dives
Die Entdeckung einer Tarnbehörde
Die Diskussion beginnt mit der Entdeckung einer geheimen Bundesbehörde, die unter dem Namen 'Bundesservice Telekommunikation' agiert. Dies geschah, als eine IT-Sicherheitsforscherin eine Reihe von Behörden recherchierte und bemerkte, dass es eine Behörde gab, über die praktisch niemand Informationen finden konnte. Ihre Detektivarbeit, die mit einer fehlerhaften Auflistung dieser Behörde auf einer offiziellen Webseite begann, führte zu einer intensiven Untersuchung und dem Verdacht, dass diese Behörde in Wirklichkeit nicht existierte. Die Frage nach der Legitimität und der geheimen Existenz solcher Behörden wirft wichtige Diskussionen über Transparenz und Bürgerrechte auf, insbesondere wenn es um Geheimdienste geht.
Der AirTag-Test
Um herauszufinden, wo die Post dieser Tarnbehörde tatsächlich ankommt, wurde ein AirTag, ein kleines Tracking-Device, geschickt. Dieser Test offenbarte, dass der AirTag schnell beim Bundesamt für Verfassungsschutz landete. Die Idee, ein solches Gerät als Mittel einzusetzen, um die Geheimnisse und das Netzwerk der Bundesbehörden zu enttarnen, betont die kreativen Methoden von IT-Sicherheitsforschern, um Informationen und Missstände aufgedeckt. Der Test lenkt die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit einer besseren Überwachung und die Herausforderungen bei der Offenlegung von Informationen über staatliche Institutionen.
Rechtliche und gesellschaftliche Fragen
Mit der Enttarnung dieser Tarnbehörde werden auch rechtliche und ethische Fragen aufgeworfen, ob solche Geheimorganisationen im Rahmen einer demokratischen Gesellschaft agieren sollten. Der Einblick in den Umgang mit solchen Behörden zeigt auf, dass Bürger oft unter einem Informationsdefizit leiden, während Geheimdienste intransparent bleiben. Bestimmte Praktiken, wie das Versenden von AirTags oder das Erforschen öffentlicher Daten, können rechtlich fragwürdig, aber nicht unbedingt illegal sein, was die Diskussion über die Grenzen von Privatsphäre und Weitergabe von Informationen an Regierungsstellen anregt. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zwischen den Rechten der Bürger und den Handlungen von staatlichen Institutionen, die im Schatten operieren.
Die Rolle von Hackern in der Gesellschaft
Die Podcast-Folge beleuchtet die Rolle von Hackern in der modernen Gesellschaft, die oft missverstanden werden und als Bedrohung gesehen werden. Tatsächlich kann Hacken, wie in diesem Fall, mit Nachdenken, Recherche und Kreativität verbunden sein und hat das Potenzial, missbräuchliche Praktiken zu verhindern. Die Protagonistin argumentiert, dass Hacken nicht nur das technische Durchbrechen von Systemen bedeutet, sondern auch die Suche nach Wahrheiten und das Schaffen von mehr Transparenz innerhalb von Verwaltung und Technologie umfasst. Diese Sichtweise hebt hervor, wie wichtig es ist, Hacker als wertvolle Akteure in der Gesellschaft zu betrachten, die dazu beitragen können, Missstände aufzudecken und die öffentliche Debatte zu fördern.
Zukunft der digitalen Infrastruktur
Abschließend wird die dringende Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Digitalisierung und Regulierung der digitalen Infrastruktur thematisiert. Die aktuelle Diskussion verdeutlicht, dass die Verantwortung nicht beim Einzelnen liegen kann, sondern dass staatliche Institutionen aktiv sichere und zugängliche Systeme schaffen müssen. Das Versagen der Behörden, angemessene Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, und das Versagen der Politik, klare Richtlinien zu entwickeln, werden als zentrale Herausforderungen herausgestellt. Es wird betont, dass die Zukunft digitale Technologien mit größerer Verantwortung erfordert, da eine unzureichende Regulierung zu einem weiteren Verlust der Privatsphäre und Missbrauch von Daten führen könnte.
"Als ich angefangen habe, mich mit Geheimdiensten und dem Verfassungsschutz zu beschäftigen, gab es natürlich so eine Phase, wo ich das selbst ein bisschen krass fand und dachte: Was ist eigentlich, wenn das Leute nicht so cool finden?", erzählt die Hackerin und IT-Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann im Podcast Frisch an die Arbeit. Wittmann, 28, hat mit 16 Jahren die Schule abgebrochen, um Software zu entwickeln und mit Datenbanken zu arbeiten. Sie hat schon mehrfach eklatante Sicherheitslücken aufgedeckt, etwa in der Corona-Tracking-App Luca des Fantastische-Vier-Rappers Smudo und in der Wahlkampf-App CDU connect. Dort waren private Daten ungesichert gespeichert worden. Wittmann hat zudem die zunächst nicht downloadbaren Abiturprüfungen in NRW im April öffentlich gemacht – und eine Tarnorganisation des Verfassungsschutzes entdeckt. Im Podcast spricht sie darüber, weshalb es in mehreren Behörden Arbeitsgruppen mit dem Namen "Lilith Wittmann" gab und was die größten Gefahren bei der Digitalisierung des Staates sind. Außerdem: Warum Hacken oft nur bedeutet, zu Hause zu sitzen und zu recherchieren.
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