DHL-Chef Tobias Meyer: „Wenn wir Regulierung auf Regulierung stapeln, werden wir nicht mehr wettbewerbsfähig sein“
Aug 30, 2024
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Tobias Meyer, CEO von DHL und einer der einflussreichsten Manager im globalen Logistiksektor, spricht über die Herausforderungen der deutschen Paket- und Briefdivision. Er warnt vor einem Übermaß an Regulierung, das die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Meyer thematisiert das Wachstum des Handels in Asien, insbesondere Chinas Rolle, und die Auswirkungen auf die Logistik. Zudem gibt er Einblicke in die geopolitischen Krisen, in denen DHL agiert, und diskutiert die Zukunft der CO2-neutralen Logistik sowie die Veränderungen im Briefgeschäft in Deutschland.
Tobias Meyer betont, dass eine übermäßige Regulierung die Wettbewerbsfähigkeit von DHL gefährden könnte, indem sie die Prozesse verlangsamt.
Das Wachstum im internationalen Handel verlagert sich zunehmend nach Asien, was für deutsche Unternehmen eine strategische Neuausrichtung erforderlich macht.
Meyer legt großen Wert auf persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern, um einen respektvollen Austausch zu fördern und die Effizienz zu steigern.
Deep dives
Wachstum des Handels in Asien und die Auswirkungen auf Deutschland
Das derzeit stärkste Wachstum im internationalen Handel findet in Asien statt, wobei Länder wie China zunehmend Handelsbeziehungen zu Mexiko, Brasilien, Afrika und dem Mittleren Osten aufbauen. Im Gegensatz dazu stagniert die Handelsbeziehung zwischen China und den USA. Dies hat zur Folge, dass deutsche Produkte immer weniger transportiert werden, da zunehmend Waren aus anderen Ländern in den Logistikströmen dominieren. Für Unternehmen mit globalen Aktivitäten, insbesondere aus Deutschland, wird es entscheidend, in diesen aufstrebenden Märkten präsent zu sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Entwicklung der DHL Group im Kontext globaler Herausforderungen
Die Deutsche Post, heute bekannt als DHL Group, hat eine lange Geschichte von über 500 Jahren durchlebt und sich zu einem bedeutenden Akteur im Logistiksektor entwickelt. Der CEO Tobias Meyer betont, dass das Unternehmen nicht nur mit den Herausforderungen der Digitalisierung und des Klimawandels konfrontiert ist, sondern auch mit politischen Konflikten und einem verworrenen regulatorischen Umfeld. Diese Herausforderungen erfordern innovative Ansätze und Anpassungsstrategien, um die Effizienz und Nachhaltigkeit der Dienstleistungen zu gewährleisten. Die kontinuierliche Anpassung an globale Trends ist für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der DHL Group unerlässlich.
Tobias Meyers Ansatz zur Mitarbeiterführung und -kommunikation
Tobias Meyer legt großen Wert darauf, nahbar und transparent zu sein, indem er regelmäßig mit den Mitarbeitern an den Betriebsstätten interagiert. Er nimmt sich Zeit, um auch operativ tätig zu sein, was ihm hilft, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen vor Ort zu entwickeln. Meyer betont, dass der direkte Kontakt zu den Mitarbeitern entscheidend ist, um deren Anliegen und Anregungen zu hören und somit einen respektvollen und produktiven Austausch zu fördern. Diese Methodik fördert nicht nur die Moral der Mitarbeiter, sondern trägt auch zur Effizienzsteigerung im Unternehmen bei.
Klimaneutralität und Energiebedarf der DHL Group bis 2050
Der CEO der DHL Group strebt an, das Unternehmen bis 2050 klimaneutral zu gestalten, was eine immense Herausforderung darstellt. Meyer rechnet vor, dass der Energiebedarf seines Unternehmens dem von etwa 40 Atomkraftwerken entspricht, um die zukünftigen Anforderungen, insbesondere in der Luftfahrt, zu decken. Der Fokus auf alternative Kraftstoffe und die Reduktion von Emissionen im Transportwesen sind von zentraler Bedeutung. Dabei ist die Entwicklung und Skalierung geeigneter Technologien für die Luftfahrt eine der größten Herausforderungen, mit der die Branche konfrontiert ist.
Die Auswirkungen der Globalisierung auf den deutschen Handel
In den letzten Jahren hat sich der internationale Handel drastisch verändert, wobei Asien, angeführt von China, eine wachsende Rolle spielt. Deutschland sieht sich einer zunehmenden Konkurrenz aus diesen aufstrebenden Märkten gegenüber, während das Handelswachstum zu stagnieren scheint. Die Handelsströme zeigen deutlich, dass Deutschland nicht mehr der Hauptakteur in vielen Handelsbeziehungen ist. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen deutsche Unternehmen ihre Strategien überdenken und möglicherweise neue Märkte und Partnerschaften erschließen.
Seit rund 15 Monaten ist Tobias Meyer CEO der DHL. Er zählt zu den einflussreichsten Managern im globalen Logistiksektor. Während das Auslandsgeschäft der DHL boomt, leidet die deutsche Paket- und Briefdivision. Im Podcast spricht Meyer mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes über die Herausforderungen durch sinkende Margen und einen steigenden Regulierungsdruck. „Wenn wir Regulierung auf Regulierung stapeln und die Prozesse immer langsamer werden, werden wir in einigen Bereichen nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“
Meyer spricht auch über die Veränderungen der globalen Handelsströme und deren Auswirkungen auf die Logistikbranche: „Im Moment ist das stärkste Wachstum des Handels in Asien. Und China ist da voll dabei“. Gleichzeitig warnt er: „Wir sehen auch, dass wir teilweise keine deutschen Produkte mehr in unseren Fliegern transportieren, sondern durchaus Produkte anderer Hersteller“.
DHL agiert in 220 Ländern und steht immer wieder im Zentrum geopolitischer Krisen. Meyer gibt Einblicke in die internen Prozesse und erklärt, wie das Unternehmen in solchen Situationen reagiert: „Wir gehen davon aus, dass wir Leute vor Ort haben, die primär wissen, was zu tun ist. Und als Führungskraft muss man aufpassen, nicht mehr Kapazitäten zu binden, als man unmittelbar helfen kann.“
Wie wird die Zukunft der Briefzustellung in Deutschland aussehen? Was sind die größten Hürden für eine CO2-neutrale Logistik? Und warum trägt Tobias Meyer regelmäßig selbst die Post aus? Diese und weitere Themen diskutieren Matthes und Meyer in der neuen Folge von Handelsblatt Disrupt.
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