#120 Über Leben. Der Krieg, so nah: Wie lebt man als Ukrainerin in Wien, während daheim so viele leiden?
Nov 7, 2024
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Julia Ostroverkhova ist eine Ukrainerin, die 2005 nach Wien zog und über ihre Erfahrungen im Krieg in der Ukraine spricht. Sie reflektiert über die emotionale Belastung, während ihre Familie in Sicherheit ist und zahlreiche andere leiden müssen. Julia thematisiert den inneren Konflikt zwischen Heimweh und dem Streben nach einem neuen Leben sowie die Mobilisierung der ukrainischen Gemeinschaft für Unterstützung. Zudem hebt sie die Herausforderungen geflüchteter Kinder in der Bildung hervor und betont die Bedeutung von Selbstfürsorge und kulturellen Aktivitäten zur Resilienz.
Die Ukrainerin Julia Ostroverkhova beschreibt den emotionalen Schmerz und die ständige Ohnmacht, die Vertriebene in Österreich durch den Krieg in der Ukraine erfahren.
Die Gründung von Netzwerken und Plattformen durch Ukrainer zeigt den starken Gemeinschaftsgeist und das Bedürfnis nach Unterstützung unter den Flüchtlingen.
Deep dives
Schmerz und Abhärtung im Krieg
Der Krieg in der Ukraine hat bei den Menschen immense traumatische Erfahrungen hinterlassen, die nicht nur direkt Betroffene, sondern auch die in Diaspora lebenden Ukrainer stark belasten. Das erste Jahr des Konflikts erwies sich als besonders schmerzhaft, da viele Ukrainer Zeuge von Kriegstraumata und Verlusten in ihrer Heimat wurden. Diese kollektiven Trauererfahrungen haben zu einer Abhärtung geführt, bei der die Menschen lernen mussten, mit dem ständigen Schmerz zu leben, sodass Trauer und Schmerz zu einem Teil des Alltags geworden sind. Es wird betont, dass trotz dieser Abhärtung ein tiefes menschliches Bedürfnis nach Hilfe und Unterstützung für die in der Heimat Gebliebenen besteht, was das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt unter den Ukrainern in der Diaspora stärkt.
Die Herausforderung der Integration
Ukrainische Flüchtlinge, die in verschiedene europäische Länder geflohen sind, sehen sich bedeutenden Herausforderungen gegenüber, insbesondere im Hinblick auf die Integration in neues Leben und die kulturellen Unterschiede. In den ersten Monaten nach dem Krieg haben sich viele Ukrainer mit der großen Notwendigkeit identifiziert, Hilfe zu leisten, sowohl für die Ankommenden als auch für die Zurückgebliebenen. Dies äußerte sich in der Gründung von Plattformen und Netzwerken, die Informationen und Ressourcen bereitstellen, um den Ankommenden zu helfen, sich zu orientieren und ein neues Leben aufzubauen. Es wird darauf hingewiesen, dass viele Flüchtlinge teils weiterhin ihre Ausbildung in der Ukraine fortsetzen und gleichzeitig die Sprache des Aufnahmelandes lernen müssen, was zusätzlichen Leistungsdruck erzeugt.
Die Rolle der Kommunikation und der Verbindungen
Der Krieg hat das Kommunikationsverhalten unter den Ukrainern und auch zu den Russen stark beeinflusst, wobei viele Freundschaften auf die Probe gestellt wurden. Ukrainische Flüchtlinge berichten von einer tiefen Entfremdung zu jenen, die die staatliche Propaganda in Russland unterstützen und die Realität des Krieges verleugnen. Die Herausforderungen, die sich aus diesen gespaltenen Beziehungen ergeben, belasten nicht nur die persönlichen Bindungen, sondern auch die Familien, in denen Angehörige auf unterschiedlichen Seiten des Konflikts kämpfen. Emotionale Verstrickungen und individuelle Entscheidungen der Menschen stehen im Mittelpunkt, wenn es darum geht, Beziehungen aufrechtzuerhalten oder abzubrechen, abhängig von der politischen Haltung der anderen.
Umgang mit der Ohnmacht und der Trauer
Viele Ukrainer, die im Ausland leben, haben mit einem ständigen Gefühl der Ohnmacht zu kämpfen, da sie die Geschehnisse in ihrer Heimat nur passiv verfolgen können und versuchen, psychisch mit der Situation umzugehen. Trotz dieser Herausforderung sind viele bereit, aktiv zu werden, indem sie Projekte zur Unterstützung der Ukraine initiieren, um sowohl Hilfe zu leisten als auch ihre Kultur zu repräsentieren. Der transnationale Austausch und das Bemühen um ein normales Leben werden als entscheidend angesehen, um aus der Trauer und dem Schrecken des Krieges herauszukommen. Der gesunde Wettbewerb und das Streben nach Bildung bei der Jugend, die oft ohne Eltern fliehen mussten, zeigen den Willen zur Zukunftsgestaltung, während sie gleichzeitig ihre Verbindung zur Heimat aufrechterhalten.
Von Edith Meinhart. Die Ukrainerin Julia Ostroverkhova kam 2005 nach Wien. Hier erreichte sie vor fast drei Jahren die Nachricht, dass der russische Präsident Wladimir Putin ihre alte Heimat überfallen hat. Der Krieg hat sie verschont, aber es vergeht kein Tag, an dem sie nicht daran denkt. In dieser Episode erzählt die Ukrainerin, stellvertretend für viele, die als Vertriebene in Österreich Schutz gefunden haben, wie sie damit fertig wird, dass sie und ihre Familie in Sicherheit sind, während daheim so viele leiden, was gegen die Ohnmacht hilft und wie sie Kraft schöpft.Die Dunkelkammer ist ein Stück Pressefreiheit.
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