Janina Kugel: "Mein Chef sagte zu mir: 'Heul jetzt bloß nicht!'"
Apr 4, 2023
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Janina Kugel, ehemalige Personalvorständin von Siemens und heute Beraterin, diskutiert die Herausforderungen der emotionalen Führung. Sie erklärt, wie man harte Entscheidungen kommuniziert und sich selbst bei beruflichem Stress nicht verlieren sollte. Kugel reflektiert über das Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie und die Erwartungen junger Mitarbeitender an Arbeitgeber. Zudem ermutigt sie dazu, in Schwierigkeiten optimistisch zu bleiben, während sie private und berufliche Bedürfnisse in Einklang bringen möchte.
Janina Kugel betont die Notwendigkeit, Emotionen in der Karriere zu kontrollieren, um effektiver in geschäftlichen Situationen zu kommunizieren.
Authentizität und Empathie sind entscheidend für gute Führung, um ein sicheres Umfeld für Mitarbeitende zu schaffen.
Der Balanceakt zwischen Karriereambitionen und familiären Verpflichtungen erfordert Bewusstsein und klare Prioritäten.
Deep dives
Die Herausforderungen weiblicher Führungskräfte
Janina Kugel spricht über die Herausforderungen, denen sie als erstklassige Führungskraft begegnet ist, einschließlich des Umgangs mit emotionalen Situationen wie Entlassungen. Die Emotionen, die bei schwierigen Gesprächen auftreten, werden als normal und menschlich angesehen, wobei Kugel betont, dass es wichtig ist, in kritischen Momenten professionell zu bleiben. Sie reflektiert, dass sie sich nicht von Emotionen leiten lassen sollte, um die Verhandlungsposition nicht zu schwächen. Diese Erfahrungen haben sie gelehrt, Emotionen zu kontrollieren, um effektiver in der geschäftlichen Kommunikation zu sein.
Der Einfluss von Emotionalität auf das Arbeitsumfeld
Im Verlauf des Gesprächs wird deutlich, dass Emotionen in der Arbeitswelt nicht nur akzeptiert, sondern auch als bereichernd wahrgenommen werden können. Kugel erzählt, wie sie selbst emotional auf Ungerechtigkeiten reagierte und beschreibt das Dilemma, die eigene Verletzlichkeit im Geschäftsumfeld zu zeigen. Obwohl sie gelernt hat, in bestimmten Situationen sachlich zu bleiben, erkennt sie an, dass Authentizität und Empathie entscheidend für eine gute Führung sind. Dies führt zu einem Umfeld, in dem Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre Emotionen zu zeigen und offener zu kommunizieren.
Der Balanceakt zwischen Karriere und Familie
Ein zentraler Punkt in Kugels Erzählungen ist der Balanceakt zwischen ihrer Karriere und der Rolle als Mutter. Sie reflektiert, dass ihre Ambitionen in der Karriere oft zu Verzicht auf persönliche Zeit und Erlebnisse im Familienleben führten. Kugel erkennt an, dass sie durch ihre Karriere nicht immer präsent war und dass dies Auswirkungen auf ihre Kinder hatte. Dennoch betont sie die Notwendigkeit, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen, die für sie und ihre Familie am besten sind.
Der Einfluss von Druck und Verantwortung
Kugel thematisiert den Druck, der auf Führungskräften lastet, insbesondere bei Restrukturierungsmaßnahmen und der Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden. Sie erklärt, wie sie in ihrer Rolle bei Siemens oft Entscheidungen treffen musste, die nicht nur Einfluss auf die Unternehmenskultur, sondern auch auf das Leben der betroffenen Personen hatten. Sie beantwortet Fragen zur emotionalen Belastung dieser Entscheidungen und zu den Schwierigkeiten, die sie in ihrer Position mit sich brachte. Das Gespräch illustriert, dass der Druck, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, Teil der Führungsrolle ist.
Selbstreflexion und Lernen aus Erfahrungen
Ein wichtiger Aspekt von Kugels Führungserfahrungen ist die kontinuierliche Selbstreflexion und das Lernen aus vergangenen Entscheidungen. Sie betont, dass ihre bisherigen Erfahrungen sie gelehrt haben, aus Fehlern zu lernen, und dass jeder Fehler eine Gelegenheit zur Verbesserung sein kann. Kugel empfiehlt, eine offene Kommunikationskultur zu pflegen, in der Teammitglieder Feedback geben und erhalten können. Dies fördert nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch das Wachstum des gesamten Teams.
"Was Chefinnen wirklich denken" heißt der neue Podcast von ZEIT und ZEIT ONLINE. Die Hosts Leonie Seifert und Moritz Müller-Wirth sprechen darin mit Führungskräften über Themen, die diese sonst nur ihrem Coach anvertrauen.
In der ersten Folge geht es um Emotionen und wie man mit ihnen umgeht – als Mitarbeiterin und als Vorgesetzte. Wie ehrlich darf ich gegenüber meiner Vorgesetzten sein? Sollte ich zeigen, wenn ich überfordert bin? Muss ich meine Wut unterdrücken, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle? Darf ich meinen Chef kritisieren?
Zu Gast ist Janina Kugel. Die 53-Jährige war viele Jahre als Personalvorständin von Siemens verantwortlich für weltweit 380.000 Mitarbeitende. Sie arbeitet heute als freie Beraterin für die Boston Consulting Group und hat das Buch "It's now. Leben, führen, arbeiten. Wir kennen die Regeln, jetzt ändern wir sie" veröffentlicht. Im Podcast spricht Kugel außerdem über ihre Zerrissenheit zwischen Beruf und Familie, wie viel sie Mitarbeitenden zumutet – und wie viel sich selbst. Sie erklärt, wie sie harte Entscheidungen kommuniziert und wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit schlechten Botschaften umgehen. Sie selbst habe sich das Weinen im Beruf abgewöhnt, sagt Kugel.
Sie erreichen das Podcast-Team unter chefinnen@zeit.de.