Dominique Zimmermann, Kuratorin am Naturhistorischen Museum Wien und Expertin für Wildbienen, diskutiert die alarmierende Lage der 700 Wildbienenarten in Österreich. Sie erklärt, warum die Bestäubung für die Landwirtschaft entscheidend ist und wie das Bienensterben unsere Nahrungsmittelproduktion gefährdet. Außerdem beleuchtet sie die Bedeutung blütenreicher Lebensräume und gibt praktische Tipps, wie jeder dazu beitragen kann, die Biodiversität zu fördern. Ein eindringlicher Aufruf zur Unterstützung der Wildbienen!)
Wildbienen sind entscheidend für die Bestäubung von Pflanzen und spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem und in der Landwirtschaft.
Die bedrohte Wildbienenvielfalt in Österreich erfordert Maßnahmen zur Unterstützung ihrer Lebensräume und zur Förderung des öffentlichen Bewusstseins.
Deep dives
Die Bedeutung der Wildbienen
Wildbienen sind essentielle Bestäuber, die eine Schlüsselrolle im Ökosystem spielen, da sie nahezu 80 Prozent aller Blütenpflanzen bestäuben. Es existieren weltweit über 20.000 bekannte Wildbienenarten, während die Honigbiene nur etwa zehn Arten umfasst. Ihre Bestäubungsleistung ist entscheidend für die Fortpflanzung vieler Pflanzenarten, und der Verlust von Wildbienen könnte das Aussterben von Pflanzen und die damit verbundenen Tierarten nach sich ziehen. Ihre Bedeutung erstreckt sich auch auf die Landwirtschaft, da Wildbienen, besonders bei ungünstigen Wetterbedingungen, die Ernteerträge von Obstbäumen und anderen Nutzpflanzen sichern können.
Bedrohung der Wildbienenarten
In Österreich gibt es eine besorgniserregende Situation in Bezug auf die Wildbienenvielfalt, da etwa jeder zweite Fischart und viele Wildbienenarten vom Aussterben bedroht sind. Obwohl Österreich über 700 nachgewiesene Wildbienenarten verfügt, fehlen offizielle Statistiken sowie eine rote Liste, die den Erhaltungsstatus dieser Arten dokumentiert. Wissenschaftler beginnen nun, solche Listen zu erstellen, da die Bestandsentwicklung vieler Arten alarmierende Trends zeigt. Neben der menschengemachten Lebensraumveränderung kämpfen Wildbienen auch gegen Klimaveränderungen, die ihre Lebenszyklen und ihre Fortpflanzung beeinträchtigen.
Lebensraum und Nahrungsquellen
Wildbienen benötigen spezifische Nistplätze und Nahrungsquellen, die häufig durch landwirtschaftliche Praktiken und Landschaftsveränderungen bedroht sind. Viele Arten sind stark spezialisiert und abhängig von bestimmten Pflanzen, wodurch der Rückgang der Blütenvielfalt und des offenen Bodens ihre Populationen gefährdet. Der Verlust von Trockenstandorten und mageren Böden reduziert zudem die Verfügbarkeit von Lebensräumen für viele Wildbienenarten. Intensiv bewirtschaftete Felder, die wenig Nektar und Pollen bieten und häufig überdüngt werden, tragen zur weiteren Verschlechterung der Lebensbedingungen bei.
Maßnahmen zum Schutz der Bienen
Um die Wildbienenpopulationen zu unterstützen, können Einzelpersonen und Gemeinschaften aktiv werden, indem sie blütenreiche und strukturierte Lebensräume schaffen. Dies kann durch den Anbau einheimischer Pflanzen in Gärten oder durch Förderung von offenen Flächen geschehen. Auch Städte können durch gezielte urbanistische Maßnahmen, wie die Schaffung von naturnahen Grünflächen und die Pflege von Biodiversität, einen positiven Einfluss auf die Bienenwelt haben. Bildung und Sensibilisierung für den Wert von Bienen und deren Lebensräume sind entscheidend, um das Bewusstsein und die Handlungsmöglichkeiten in der Bevölkerung zu fördern.
Die Honigbiene ist beliebt, zurecht: Honig ist sensationell. Die 700 Arten an Wildbienen in Österreich sind weniger bekannt. Anders als der Honigbiene geht es vielen von ihnen richtig schlecht. Wie wir sie vor dem Aussterben retten können.
Dominique Zimmermann ist Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Naturhistorischen Museum Wien. Ihr Schwerpunkt sind Wildbienen, Wespen und Ameisen. Mehr zu ihrer Arbeit.
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