Wie überbringen Sie Todesnachrichten, Oliver Ahrens?
Dec 5, 2023
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Oliver Ahrens, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg, teilt seine Erfahrungen im Umgang mit der Trauer und dem Überbringen von Todesnachrichten. Er erklärt, wie wichtig einfühlsame Kommunikation in diesen schwierigen Momenten ist. Ahrens beschreibt die emotionalen Herausforderungen und trifft tiefgründige Aussagen zur Rolle von Unterstützung für Angehörige. Außerdem reflektiert er, wie er als Helfer die eigenen Erlebnisse verarbeiten kann, und spricht über die Balance zwischen seinem Vollzeitjob und dem Ehrenamt.
Oliver Ahrens betont die Wichtigkeit der direkten Kommunikation beim Überbringen von Todesnachrichten, um das Unvermeidliche schnell anzusprechen.
Die Tätigkeit im Kriseninterventionsteam sensibilisiert Helfer wie Ahrens für die Endlichkeit des Lebens und fördert eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem Tod.
Deep dives
Die Rolle des Kriseninterventionsteams
Das Kriseninterventionsteam (KIT) leistet psychologische Unterstützung in emotionalen Ausnahmesituationen, die durch plötzlich eintretende Ereignisse ausgelöst werden. Zu den häufigen Einsätzen gehören das Überbringen von Todesnachrichten, Verkehrsunfälle und plötzliche Todesfälle von Angehörigen. Mitarbeiter wie Oliver Ahrens arbeiten ehrenamtlich und kümmern sich um die emotionalen Bedürfnisse der Betroffenen, oft in Zusammenarbeit mit der Polizei. Die Vielfalt der Fälle erfordert eine flexible Herangehensweise, da jeder Einsatz einzigartig ist und unvorhersehbare Herausforderungen mit sich bringen kann.
Herangehensweise an Todesnachrichten
Der Umgang mit dem Überbringen von Todesnachrichten ist eine zentrale Aufgabe des KIT. Oliver Ahrens betont, dass es keinen perfekten Weg gibt, solch eine schwierige Nachricht zu übermitteln, aber die direkte und ehrliche Kommunikation wichtig ist, um das Unvermeidliche schnell anzusprechen. Die Reaktionen der Betroffenen können sehr unterschiedlich ausfallen, von Schock bis hin zu körperlichen Reaktionen. Diese Unberechenbarkeit macht die Einsätze emotional und psychisch herausfordernd, da die Helfer gezielt auf die jeweilige Reaktion eingehen müssen.
Emotionale Belastung und Selbstpflege
Die Einsätze hinterlassen auch bei den Helfern emotionalen Einfluss und erfordern Strategien zur Selbstpflege. Bei Oliver Ahrens geht es darum, eine Balance zwischen dem Helfen und der eigenen emotionalen Stabilität zu finden. Regelmäßige Teamdebriefings und Gespräche mit Kollegen sowie persönliche Reflexion sind entscheidend, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Sport und Zeit in der Natur sind weitere Wege, um sich nach belastenden Einsätzen emotional zu regenerieren.
Testamentierung und Bewusstsein für das Leben
Die Tätigkeit im KIT führt auch zu einer veränderten Perspektive auf das Leben und den Tod. Ahrens hebt hervor, wie wichtig es ist, über Themen wie Vorsorge und den Umgang mit dem Tod offen zu sprechen. Die Konfrontation mit plötzlichen Todesfällen sensibilisiert die Helfer für die Endlichkeit des Lebens. Diese Erfahrungen führen dazu, dass sie bewusster leben und möglicherweise auch ihre eigenen Abläufe hinsichtlich der Bestattung und der Regelungen für den Ernstfall überdenken.
"Idealerweise überbringe ich die Nachricht so schnell und so direkt wie möglich. Es wird nicht besser, wenn ich lange drumherum rede", sagt Oliver Ahrens, der ehrenamtlich beim Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg arbeitet. Die Nachrichten, die der 57-Jährige überbringt, sind die schlimmsten überhaupt. Wenn zum Beispiel ein Verwandter oder die Ehepartnerin bei einem Unfall verstorben ist, steht Ahrens vor der Tür, meist zusammen mit der Polizei. Er kümmert sich um die Angehörigen, tröstet, wo es geht, oder hört einfach zu. "Mein kürzester Einsatz dauerte eine halbe Stunde, mein längster neun Stunden. Alles dazwischen ist möglich", erzählt er.
Hauptberuflich ist Ahrens Systemadministrator in einer Apotheke. Vor 14 Jahren ließ er sich dann beim Roten Kreuz als Helfer für das Kriseninterventionsteam qualifizieren. Er hilft dort auch Augenzeugen von Gewalttaten oder Geiseln nach einer Befreiung. Nach einem Einsatz gehe er gern lange spazieren. "Es kann aber auch sein, dass ich das abends noch mit ins Bett nehme", sagt er.
Im Podcast spricht er mit Host Elise Landschek darüber, warum er sein Ehrenamt trotz all der Schwere so gern macht. Und welche Hilfe es wiederum für Helfer wie ihn gibt, das Erlebte zu verarbeiten.
Hinweis: Es geht in dieser Folge um den Tod naher Angehöriger.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek. Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.
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