Warum viele Städte am Konzept der Smart City scheitern
Sep 13, 2024
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Peter Schaar, Experte für Datenschutz und ehemaliger Bundesbeauftragter für Informationsfreiheit, beleuchtet die Chancen und Risiken von Smart Cities. Er warnt davor, dass technologisch geplante Städte oft die Bedürfnisse der Bürger ignorieren und zu leblosen Zentren führen können. Im Kontrast dazu zeigt er das Beispiel Barcelona, wo Bürgerbeteiligung erfolgreich in die Stadtplanung integriert wird. Schaar thematisiert auch die Herausforderungen bei der Zusammenarbeit zwischen Städten und Technologiefirmen und die Bedeutung von Datenschutz in diesem Kontext.
Das Konzept der Smart City kann sowohl Vorteile als auch Risiken bergen, insbesondere wenn technologische Entwicklungen die menschliche Souveränität gefährden.
Beispiele wie Barcelona zeigen, dass die Einbindung der Bevölkerung in die Planung intelligenter Städte entscheidend für deren Erfolg ist.
Deep dives
Was macht eine Stadt intelligent?
Eine intelligente Stadt, auch Smart City genannt, wird oft als ein vollständig digitales System dargestellt, in dem Technologie alle Bedürfnisse der Bürger unterstützt. Diese Vorstellung umfasst Konzepte wie den Einsatz von digitalen Technologien zur Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten, von Einkäufen bis zur Freizeitgestaltung. Allerdings gibt es auch eine differenziertere Sichtweise, die darauf abzielt, digitale Technik gezielt einzusetzen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, ohne deren soziale Interaktionen und Fähigkeiten zu untergraben. Diese Balance zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Souveränität ist entscheidend für die Entwicklung intelligenter Städte.
Messung der Smart City
Die Digitalisierung von Städten kann mithilfe von Indizes gemessen werden, wie dem Smart City Index, der jährlich erstellt wird, um Fortschritte in verschiedenen digitalen Projekten zu bewerten. Diese Indizes liefern harte Daten, die jedoch nicht immer die tatsächliche Nutzererfahrung widerspiegeln, was in Städten wie Berlin evident ist, wo Bürger oft Schwierigkeiten haben, digitale Dienste zu nutzen. Zudem wird die Bewertung intelligenter Städte durch unterschiedliche Ansätze und Definitionen von Smart City kompliziert, was bedeutet, dass Rankings allein nicht ausreichen, um den tatsächlichen Nutzen und die Effektivität dieser Technologien zu beurteilen. Es ist wichtig, auch qualitative Aspekte zu betrachten, die den Bürgern zugutekommen.
Chancen und Risiken der Smart Cities
Das Konzept der Smart City wird als Ausdruck einer auf Ordnung und Berechenbarkeit ausgerichteten Lebensweise wahrgenommen, was sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt. Künstliche Intelligenz und datenbasierte Entscheidungsfindung sind zentrale Elemente, jedoch müssen die unerwünschten Nebenwirkungen der Technologie bedacht werden, insbesondere im Hinblick auf Inklusion und soziale Spaltungen. Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass ältere und einkommensschwache Menschen unter Umständen von den Vorteilen der Digitalisierung ausgeschlossen werden können. Daher ist es wichtig, dass politische Strategien darauf abzielen, allen Bürgern Zugang zu diesen Technologien zu ermöglichen.
Globale Beispiele für Smart Cities
Verschiedene internationale Städte veranschaulichen, wie Smart-City-Konzepte umgesetzt werden, darunter Songdo in Südkorea und Projekte in China. Songdo wurde als digitale Stadt von Grund auf neu entworfen, kämpft jedoch mit Herausforderungen, da einige implementierte Technologien bereits veraltet sind und nicht den Bedürfnissen der Bewohner entsprechen. Im Gegensatz dazu initiiert das in China entwickelte 'City Brain', das Daten aus verschiedenen Lebensbereichen sammelt, eine umfassende Überwachung mit dem Ziel, gesellschaftliche Kontrolle auszuüben. Solche Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedliche gesellschaftliche Rahmenbedingungen die Art und Weise beeinflussen, wie Smart Cities gestaltet und erlebt werden.
Der Datenschutzexperte Peter Schaar erklärt, welche Chancen und Risiken in Smart Cities stecken und welche Städte bereits wirklich intelligent sin
Seit Jahren wollen viele Städte auf der Welt das werden, was üblicherweise nur uns Menschen oder Tieren zugeschrieben wird: intelligent. Die Smart City (auf Deutsch: intelligente Stadt) soll einigen Vorstellungen nach einem Technologieparadies gleichen, in dem alles digital abgewickelt wird, Flugtaxis und selbstfahrende Autos unterwegs sind, Kameras und Sensoren alle Bewegungen überwachen oder sich Menschen und Dinge überall digital miteinander vernetzen.
"Eine Smart City ist der radikalste Ausdruck einer auf Ordnung und Berechenbarkeit ausgerichteten Lebenseinstellung", schreibt der deutsche Datenschutzexperte Peter Schaar in seinem neuen Buch "Schöne neue Stadt. Überwachungsalbtraum Smart Cities?". Auf dem Reißbrett entworfene Städte, die sich nur an der Technologie orientieren, riskieren, die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner aus den Augen zu verlieren. Das habe an manchen Orten bereits zu leblosen Zentren und wenig zukunftsweisenden Verkehrssystemen geführt.
Es geht aber auch anders, sagt Schaar, der rund zehn Jahre lang Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) in Deutschland war. Barcelona habe es etwa geschafft, die Bevölkerung in die Planung intelligenter Städte gut einzubinden. Gut umgesetzt könne das Konzept einer Smart City nicht nur viel Energie und Ressourcen einsparen, sondern Städte auch sicherer und lebenswerter machen. Wie genau das gelingen kann, erklärt Schaar im Edition Zukunft Podcast.
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