#1 2022 Über zivilisierte Verachtung - mit Heide Schmidt
Jan 18, 2022
auto_awesome
Heide Schmidt, ehemalige Politikerin und Gründerin des Liberalen Forums, spricht über ihren Werdegang und die Herausforderungen der Demokratie in Österreich. Sie thematisiert die zivilisierte Verachtung im politischen Dialog und die Dilemmas der Corona-Demos. Besonders interessant sind ihre Erfahrungen mit Rechtsextremismus in der Familie und die persönlichen Konflikte zwischen Verständnis und Sicherheitsbedürfnis. Schmidt diskutiert auch die Rolle von Bildung und Wählerverantwortung in der heutigen politischen Landschaft.
Der Begriff 'zivilisierte Verachtung' wird als ein wichtiges Konzept betrachtet, das respektvolle Meinungsäußerung und die Bedeutung des Dialogs fördert.
Die Herausforderungen für die Demokratie während der Corona-Demos werfen Fragen zu Verantwortung und Wählerverhalten im Kontext rechtspopulistischer Ideologien auf.
Deep dives
Zivilisierte Verachtung und der Diskurs in Österreich
Der Begriff 'zivilisierte Verachtung' wird als zentrale Idee behandelt, wobei darauf hingewiesen wird, dass Verachtung in einer respektvollen Weise geäußert werden kann, ohne zu Gewalt oder Ausgrenzung zu führen. Menschen sollten in der Lage sein, ihre Meinungen zu äußern und Kritik zu üben, ohne die Würde anderer herabzusetzen. Der Dialog wird als wichtig erachtet, um Grenzen zu definieren und um zu verstehen, wo Toleranz aufhört und Verachtung beginnt. Diese Thematik wird besonders im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Themen wie Impfen und Corona-Maßnahmen relevant.
Demokratie und persönliche Herausforderungen
Die Gäste reflektieren über ihre demokratischen Werte während der Corona-Demos und äußern Bedenken bezüglich der Herausforderungen, die diese Zeit für ihr Verständnis von Demokratie mit sich bringt. Es wird thematisiert, dass es ein schmaler Grat zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und der Unterstützung demokratischer Rechte ist. Durch persönliche Erlebnisse bei Demonstrationen wird verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich auch in schwierigen Diskussionen dem anderen gegenüber zuzuhören und offen zu bleiben. Diese Konflikte fordern nicht nur persönliche Ansichten heraus, sondern erfordern auch eine ständige Neubewertung der eigenen demokratischen Prinzipien.
Die Verantwortung der Wähler
Die Diskussion beleuchtet die Verantwortung der Wähler und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen, insbesondere im Hinblick auf rechtspopulistische Politiker und deren Strategien. Es wird darauf hingewiesen, dass Wähler nicht aufgrund von Ängsten oder Sorgen von ihrer Verantwortung entbunden werden sollten. Der Begriff 'zivilisierte Verachtung' kommt erneut ins Spiel, wenn es darum geht, die Wahlentscheidungen von Menschen zu kritisieren, die Parteien unterstützen, die eine gefährliche Ideologie vertreten. Der Fokus liegt darauf, dass es wichtig ist, sich diesen Herausforderungen bewusst zu sein und notfalls auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Bildung und kritisches Denken
Die Rolle von Bildung wird als entscheidend erachtet, jedoch wird auch betont, dass Bildung alleine nicht ausreicht, um kritisches Denken und ein differenziertes Meinungsbild zu fördern. Es wird argumentiert, dass es eine Form von Bildung braucht, die über reines Wissen hinausgeht und auch soziale und emotionale Intelligenz umfasst. In der politischen Diskussion wird konstatiert, dass oft zu wenig Wert auf Argumentation und Vernunft gelegt wird, was in einer Gesellschaft, die sich auf Humor und Schmäh stützt, problematisch ist. Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge wird als ein erster Schritt angesehen, um eine fundierte und respektvolle Diskussionskultur zu schaffen.
Neues Jahr, neue Herausforderungen, insbesondere für die österreichische Demokratie. Noch nie hat sich die ehemalige Politikerin und Gründerin des Liberalen Forums Heide Schmidt dermaßen in ihrem Demokratie-Verhalten herausgefordert gefühlt, wie in Anbetracht der Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen und die Impfpflicht. Wie soll man Menschen begegnen, die mit Rechtsextremen marschieren? Wie sie ernst nehmen, wenn sie von der Wirksamkeit von Entwurmungsmitteln für Pferde für die eigene Gesundheit schwärmen? Wie nicht eine härtere Gangart der Polizei ihnen gegenüber fordern, wenn sie ihre Mitmenschen attackieren, bedrohen und einschüchtern? Darüber spricht Heide Schmidt mit Solmaz Khorsand, aber auch über ihre eigene politische Biografie, Nazis in der eigenen Familie und ihr klares Hochdeutsch, das ihr in Österreichs politischem Betrieb zugute gekommen ist.
Weiterführender Link zur TV-Konfrontation nach Heide Schmidts Austritt aus der FPÖ: