Didi Drobna, Autorin von "Was bei uns bleibt", beleuchtet die wenig bekannte Geschichte der Munitionsfabrik Hirtenberg im Zweiten Weltkrieg. Sie spricht über das Dilemma von Clara, einer Arbeiterin, deren Freundschaft zu einer Zwangsarbeiterin moralische Fragen aufwirft. Die Themen Schuld, Verantwortung und das Erbe transgenerationaler Traumata stehen im Mittelpunkt. Außerdem werden Buchempfehlungen vorgestellt, die den Dialog über wichtige gesellschaftliche Themen anregen.
Didi Drobna thematisiert in ihrem Roman die fehlende Aufarbeitung der Munitionsfabrik Hirtenberg als blinden Fleck in der österreichischen Geschichte.
Der Roman verdeutlicht, wie persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Verantwortung über Generationen hinweg weitergegeben werden müssen, um Vergangenheit zu verstehen.
Deep dives
Die Blinden Flecken der Geschichte
Die Munitionsfabrik Hirtenberg wird als ein zentraler Ort der österreichischen Geschichte betrachtet, der bisher kaum aufgearbeitet wurde. Diese Fabrik war der größte Munitionslieferant im Ersten und Zweiten Weltkrieg und spielte eine bedeutende Rolle in der Rüstungsproduktion. Es wird diskutiert, dass es vor Ort keinerlei Gedenkstätten oder Hinweise auf die Vergangenheit gibt, obwohl hier zahlreiche Ereignisse stattfanden, die für die Geschichte von großer Bedeutung sind. Dieses Fehlen der Erinnerungs- und Aufarbeitungskultur wird als symptomatisch für die Art und Weise beschrieben, wie mit bestimmten Aspekten der nationalen Geschichte in Österreich umgegangen wird, wobei einige Themen gut dokumentiert sind, während andere in der Vergessenheit verschwinden.
Perspektivenwechsel durch Clara
Die Hauptfigur Clara ist während des Zweiten Weltkriegs eine junge Frau, die in der Munitionsfabrik arbeitet und sich stolz fühlt, ihrem Land zu dienen. Im Verlauf ihrer Arbeit wird sie mit der Realität konfrontiert, als sie Zwangsarbeiterinnen trifft, die in der Fabrik beschäftigt sind, und erkennt, dass die Bedingungen für diese Frauen katastrophal sind. Clara’s anfänglicher Stolz verwandelt sich in ein Gefühl der Kritik und des Zweifels, während sie die Wahrheit über die Webung Rollen in der Gesellschaft und die Unmenschlichkeit des Systems um sie herum entdeckt. Dies führt zu einer tiefen emotionalen Verbindung zwischen Clara und ihrer Zwangsarbeiterin, wodurch die Komplexität individueller Entscheidungen und menschlicher Beziehungen in Zeiten der Krise beleuchtet wird.
Die Weitergabe von Geschichte
Am Ende ihres Lebens reflektiert Clara die Ereignisse ihrer Jugend und erkennt die Notwendigkeit, ihre Erfahrungen mit den kommenden Generationen zu teilen. Ihre Interaktionen mit ihrem Enkel zeigen, wie die Geschichten der Vergangenheit an die nächste Generation weitergegeben werden, selbst wenn sie nicht immer einfach sind. Diese Thematik beleuchtet auch die Frage nach der Verantwortung, die Nachkriegs-Generation zu tragen hat, und die Herausforderungen, die mit dem Erinnern und Erzählen der eigenen Geschichte verbunden sind. Der Roman zeigt, dass es wichtig ist, vergangene Erfahrungen nicht zu verschweigen, sondern sie offen zu behandeln, um eine Verbindung zwischen den Generationen zu ermöglichen.
In der neuen Episode von "Besser lesen mit dem FALTER" stellt Didi Drobna ihren neuen Roman "Was bei uns bleibt" vor. Der Roman spielt im zweiten Weltkrieg und beleuchtet die Lebenswelten mehrer Generationen. Mit Moderatorin Petra Hartlieb spricht Drobna über einen blinden Fleck in der österreichischen Geschichte: Die Munitionsfabrik Hirtenberg.
Die beiden versuchen zu verstehen, warum diese Geschichte noch nirgendwo aufgearbeitet wurde und warum es nach vier Generationen immer noch so wichtig ist, aufzuarbeiten, was damals passiert ist. Zum Abschluss der Sendung stellt FALTER-Sachbuchexpertin Kirstin Breitenfellner noch zwei Bücher aus dem aktuellen Bücherherbst vor.
Zu den Büchern:
"Was bei uns bleibt" von Didi Drobna: https://shop.falter.at/detail/9783492070522/was-bei-uns-bleibt
"Einladung zur Anstrengung.Wie wir miteinander sprechen" von Lukas Meschik: https://shop.falter.at/detail/9783990392157/einladung-zur-anstrengung
"Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren" von Svenja Flaßpöhler: https://shop.falter.at/detail/9783608983357