David Freudenthaler, Reporter bei der Rechercheplattform Addendum, spricht über das Konzentrationslager Gusen und das Engagement der lokalen Gedenkdienstinitiative. Er beleuchtet die aktuelle Diskussion über einen neuen Gedenkort und die geplanten Veränderungen des ehemaligen Lagergeländes. Die Herausforderung der Aufarbeitung der düsteren Vergangenheit wird thematisiert, ebenso wie die politischen Verhandlungen bezüglich des Verkaufs von historischen Liegenschaften. Außerdem wird die Bedeutung der Erinnerungsarbeit für die Zukunft hervorgehoben.
Die Gedenkdienstinitiative arbeitet aktiv daran, die verdrängte Geschichte des Konzentrationslagers Gusen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Opfer zu erinnern.
Die österreichische Bundesregierung plant mit Schwierigkeiten, einen neuen Gedenkort zu schaffen, was die politischen Herausforderungen bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit verdeutlicht.
Deep dives
Die vergessene Geschichte von Gusen
Das Konzentrationslager Gusen, das während der Nazi-Zeit in der Nähe von Mauthausen lag, wurde von über 70.000 Menschen bewohnt, von denen viele starben. Trotz dieser hohen Zahl hat Gusen in der österreichischen Erinnerungskultur weitgehend keine Beachtung gefunden, was es zu einem 'vergessenen' Konzentrationslager macht. Die lokale Gedenkdienstinitiative hat begonnen, sich mit dieser dunklen Geschichte auseinanderzusetzen, und es gab Bestrebungen, Gedenkorte zu schaffen. Diese Bemühungen sind wichtig, um das Bewusstsein für die historische Bedeutung des Ortes zu schärfen und die Erinnerung an die Opfer aufrechtzuerhalten.
Geplante Gedenkstätte und politische Herausforderungen
Die österreichische Bundesregierung plant, einen neuen Gedenkort für das ehemalige Konzentrationslager Gusen zu schaffen, um die Geschichte des Ortes angemessen zu würdigen. Es bestehen jedoch Herausforderungen, darunter Fragen des Landesverkaufs und das Fehlen konkreter Fortschritte bei der Umsetzung dieser Pläne. Die Machbarkeitsstudie, die seit 2018 vorliegen sollte, wurde zurückgehalten, was zu Spekulationen über die Absichten der Regierung führt. Diese Situation zeigt die politischen Schwierigkeiten, die mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit verbunden sind, sowie den Druck, der aus dem Ausland entsteht, um eine angemessene Anerkennung zu gewährleisten.
Öffentliche Wahrnehmung und lokale Reaktionen
Die Entwicklung der Gedenkstätte könnte auf Widerstand bei den Anwohnern stoßen, die möglicherweise kein Interesse an einem weiteren Gedenktourismus haben. Der Geschäftsführer einer Natursteinfirma, der sich mit der Geschichte des Geländes auseinandersetzt, betont die moralische Verantwortung der Region, um die damaligen Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Er sieht jedoch auch die Notwendigkeit, die Ansichten und Lebensweisen der Anwohner zu respektieren, während die Gedenkstätte entwickelt wird. Der daraus resultierende Dialog zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart wird entscheidend sein, um ein angemessenes und respektvolles Memorial zu schaffen.
Im fünften und letzten Teil der Podcast-Serie über das Konzentrationslager Gusen berichten wir über das Engagement der lokalen Gedenkdienstinitiative und fragen nach dem historischen Hintergrund. Die Bundesregierung hat beschlossen einen neuen Gedenkort für Gusen zu schaffen. Was wird mit dem Gebiet, auf dem im ehemaligen KZ einmal Baracken gestanden sind, und dem sogenannten Appellplatz geschehen?
Eine Podcast-Serie als Spurensuche – von David Freudenthaler und Michael Mayrhofer, Reporter bei der Rechercheplattform Addendum (https://www.addendum.org).
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