„KI wird den Mainstream-Markt zerstören – und dann neu aufbauen“
Aug 7, 2024
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Boris Eldagsen, ein deutscher Fotograf, der 2023 den Sony World Photography Award für ein KI-generiertes Bild gewann, spricht über die Rolle von KI in der Kunst. Er erklärt, dass KI kreative Prozesse revolutioniert und es Künstlern ermöglicht, unabhängig von technischen Einschränkungen beeindruckende Bilder zu erschaffen. Eldagsen warnt jedoch, dass KI den Markt für Mainstream-Kunst zerstören und neu aufbauen wird. Außerdem betont er, dass präzise Eingaben entscheidend sind, um vom Standard abweichende kreative Ergebnisse zu erzielen.
Boris Eldagsen betont, dass KI ein hilfreiches Werkzeug für Künstler sein kann, obwohl es die traditionelle Kunstform des Fotografierens in Frage stellt.
Die Einführung von KI verändert die Kreativbranche grundlegend, indem sie die Autorität menschlicher Künstler herausfordert und neue berufliche Rollen entstehen lässt.
Deep dives
Kreativität und deren Definition
Kreativität wird oft als Fähigkeit definiert, etwas Neues und Nützliches zu schaffen, doch diese Definition bleibt vage und ist schwer zu quantifizieren. Es wird diskutiert, dass Kreativität nicht nur für Künstler relevant ist, sondern auch in der Problemlösung innerhalb verschiedener Workflows eine zentrale Rolle spielt. Der Gesprächspartner hebt hervor, dass Kreativität eine menschliche Eigenschaft ist und dass die Messung von Neuheit oder Nützlichkeit kontextabhängig ist. Dies wirft die Frage auf, wie Kreativität in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz (KI) steht, wenn diese Technologie in der Lage ist, kreative Bilder zu erzeugen, und was dies für die menschliche Kreativität bedeutet.
Der Einfluss von KI auf die Bildgenerierung
Die Interaktion zwischen Mensch und KI beim Generieren von Bildern wird als entscheidend angesehen, wobei der Erfolg stark von der Eingabe des Benutzers abhängt. Beispielsweise muss der Benutzer spezifische Anweisungen zu Motiven und Emotionen geben, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, da allgemeine Begriffe oft zu stereotypen Ergebnissen führen. Dies führt zu der kostspieligen Erkenntnis, dass ein tiefes Verständnis der Plattformen und ihrer Funktionsweise notwendig ist, um kreative Ergebnisse zu erzielen. Trotz der Fortschritte bleibt es eine Herausforderung, mit den ständig wachsenden Möglichkeiten und Techniken in der KI-Bildgenerierung Schritt zu halten.
Transformation durch Künstliche Intelligenz
Die Diskussion über die verschiedenen Kategorien der Kreativität, insbesondere die kombinierende und die explorative Kreativität, eröffnet neue Perspektiven auf die Rolle der KI im kreativen Prozess. Dies wirft die Frage auf, ob KI in der Lage ist, transformative Kreativität zu erzeugen, die über bestehende Strukturen hinausgeht. Beispiele aus der Kunstgeschichte zeigen, dass viele neue Stile aus Kombinationen bestehender Inhalte hervorgegangen sind, was die Grenzen menschlicher Schöpfung infrage stellt. Die Herausforderung besteht darin zu verstehen, ob es Aspekte der Kreativität gibt, die nach wie vor ausschließlich dem Menschen vorbehalten bleiben sollten.
Zukunft von Kreativität und Arbeitsplätzen
Die Veränderungen in der Kreativbranche durch KI werden umfassend diskutiert, wobei die Autorität menschlicher Künstler auf neue Weise betrachtet wird. Die Erwartung ist, dass KI in den Mainstream-Bereichen dominieren könnte, während die künstlerische Freiheit und Authentizität des menschlichen Schaffens von Bedeutung bleibt. Die Rolle der KI als Wissensverstärker eröffnet neue Möglichkeiten, erfordert jedoch auch eine Anpassung der bestehenden Berufsbilder und die Entstehung neuer Rollen innerhalb der Kreativbranche. Es wird betont, dass die fortlaufende Bildung und Anpassungsfähigkeit der menschlichen Kreativität entscheidend sind, um in einer von KI geprägten Zukunft relevant zu bleiben.
Der deutsche Fotograf Boris Eldagsen gewann 2023 mit einem KI-generierten Bild den renommierten Sony World Photography Award - und lehnte diesen daraufhin ab. Denn die Bilderstellung mit KI sei etwas völlig anderes als die Kunstform des Fotografierens. Begeistert ist Eldagsen trotzdem: KI sei für Kunstschaffende „ein tolles Werkzeug“, erzählt er im F.A.Z. KI-Podcast. Kreative könnten nun unabhängig von Ort, Außentemperatur, Lichtverhältnissen oder verfügbarer Technik mit ihren Prompts genau die Bilder erstellen, die sie sich vorstellen.
Unerfahrene könnten einen Großteil des kreativen Prozesses der KI überlassen, wohingegen Experten in der Lage seien, mit ihrer Erfahrung das perfekte Bild zu erzeugen. Das kann aber dauern: Denn ein einfacher Prompt mit dem Wort „Katze“ erzeuge genau jene Katze, die statistisch am häufigsten in den Trainingsdaten enthalten ist. Sei eine andere Katze erwünscht, müsse diese im Prompt spezifisch ausdifferenziert werden. Die Arbeit am Prompt richte sich deshalb stark nach dem kreativen Anspruch des Künstlers: „Möchte ich etwas, das dem Mainstream entspricht, kann ich das in Sekunden haben. Möchte ich etwas, das sich davon unterscheidet, brauche ich mehr Zeit. Wenn ich eine neue Arbeit anfange, experimentiere ich am Textprompt bis zu 2,5 Wochen“, sagt Eldagsen
KI werde gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Künstler haben. Denn die KI werde bei allem, „was den Mainstream betrifft, den ganzen Markt zerstören - und wieder aufbauen. Weil die KI den Mainstream super kann – das ist das statistische Mittel.“ Als Beispiel zieht Eldagsen amerikanische Blockbuster heran, deren Szenen zwar actiongeladen, ihre Geschichten jedoch schon von Anfang an vorhersehbar sind. „Das ist Standard, das ist Mainstream, das kann die KI. Das wird die KI auch übernehmen“. Ganze Filmteams seien zwar nicht komplett zu ersetzen, die Verschlankung auf kleinere Teams und wenige kreative Köpfe sei aber denkbar.
„Das Trainingsmaterial der KI ist ein Spiegel der Menschheit […], und damit zu arbeiten ist spannend. Ich bin dann in meiner Rolle nicht mehr der Künstler, der ich vorher war […] – so ein Solo-Sänger, ein Instrument. Jetzt bin ich der Dirigent und mein Chor ist das Trainingsmaterial. Ich muss versuchen, damit etwas zu schaffen. Künstlerisch ist es eine tolle Zeit.“
Die Folge ist Teil unseres Podcasts „Künstliche Intelligenz“. Er geht den Fragen nach, was KI kann, wo sie angewendet wird, was sie bereits verändert hat und welchen Beitrag sie in der Zukunft leisten kann. Hosts des Podcasts sind Peter Buxmann, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt, und D:ECONOMY-Redaktionsleiter Holger Schmidt. Die Podcast-Folgen erscheinen jeweils am ersten Mittwoch im Monat.
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