Jolanda Spiess-Heggelin, Journalistin und ehemalige Kantonsrätin, kämpft gegen digitale Gewalt und die Folgen von unwahren Medienberichten. Sie berichtet über ihre Erfahrungen mit der Boulevardpresse und das bedeutende Urteil gegen Ringier, das ihr eine hohe Entschädigung zuspricht. Dabei analysiert sie die unethischen Praktiken im Journalismus und diskutiert die Unterstützung, die sie durch Crowdfunding und Familie erhielt. Zudem thematisiert sie die weitreichenden Auswirkungen von Medienkampagnen auf das Leben von Betroffenen.
Der Fall von Jolanda Spiess-Heggelin verdeutlicht, wie Boulevardberichterstattung persönliche Lebenswege nachhaltig stören kann, oft mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen.
Die juristischen Auseinandersetzungen, die Spiess-Heggelin angestoßen hat, zeigen die Notwendigkeit klarer rechtlicher Rahmenbedingungen gegen übergriffige Medienberichterstattung.
Deep dives
Boulevardberichterstattung und ihre Folgen
Die Boulevardberichterstattung über persönliche Vorfälle kann erhebliche und dauerhafte Auswirkungen auf das Leben einer Person haben. Im Fall von Jolanda Spies wurde eine harmlos erscheinende Veranstaltung zu einem Skandal aufgebauscht, der ihre politische Karriere und ihr persönliches Leben stark beeinträchtigte. Trotz eines fehlenden klaren Beweises für ein Verbrechen, wurde sie zeitweise im Fokus der Medienberichterstattung und sah sich mit Morddrohungen sowie öffentlicher Anfeindung konfrontiert. Diese Art der Berichterstattung verdeutlicht, wie schnell Informationen in eine erdrutschartige Kampagne umschlagen können, ohne Rücksicht auf die betroffene Person.
Medien und Machtmissbrauch
Medien können eine mächtige Stimme in der Gesellschaft sein, doch der Missbrauch dieser Macht kann verheerende Folgen für Einzelpersonen haben. Im Gespräch wird erläutert, dass das Bedürfnis nach Sensation oft über seriöse Berichterstattung siegt, was zu einem verzerrten Bild der Realität führt. Die systematische Zerstörung des Öffentlichkeitsbildes der Betroffenen wird in der Diskussion besonders herausgestellt, wobei klar wird, dass häufig die Medien und nicht die wirklichen Täter die Hauptverantwortung für die Eskalation der Situation tragen. Zudem wird der mediale Fokus auf die Opferrolle der Frau anstelle der Aufklärung über das Verbrechen kritisiert.
Rechtliche Schritte und deren Herausforderungen
Die juristischen Prozesse, die Jolanda Spies angestoßen hat, sind symptomatisch für die Schwierigkeiten, die viele Betroffene von Medienkampagnen erleben. Ihre Klage gegen die Berichterstattung brachte schließlich einen Rechtsstreit über die Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte und mögliche Gewinne aus der Publikation mit sich. Der Prozess zeigte nicht nur die Komplexität solcher Fälle, sondern auch die gesellschaftlichen Implikationen, die mit der Verantwortlichkeit von Medien einhergehen. Spies’ Vorgehen könnte als Präzedenzfall dienen, um künftig die Fragen nach rechtlichen Mitteln gegen übergriffige Berichterstattung klarer zu regeln.
Wandel des Systems und Gesellschaftskritik
Der Fall von Jolanda Spies illustriert nicht nur persönliche Kämpfe, sondern auch weitreichende gesellschaftliche Veränderungen im Umgang mit Medienberichterstattung und deren Verantwortung. Ihre Arbeit im Verein Netzgourage zeigt, wie wichtig es ist, den Opferschutz zu stärken und den gesellschaftlichen Diskurs über Medienethik zu fördern. Mit Bezügen zu Bewegungen wie #MeToo wird aufgezeigt, dass Veränderungen in der Wahrnehmung und Darstellung von Opfern überfällig sind. Der gesamte Kontext um ihre Erfahrung wird als Teil eines größeren Kampfes für Gerechtigkeit und ein Umdenken in der Medienlandschaft dargestellt.
Wie setzt man sich gegen eine jahrelange Schmutzkampagne von Medien zur Wehr?
Triggerwarnung: In diesem Podcast geht es um mutmaßliche sexualisierte Gewalt.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, aber ein deutliches Signal: Umgerechnet rund 325.000 Euro zuzüglich Zinsen muss der Schweizer Medienkonzern Ringier an Jolanda Spiess-Hegglin zahlen. Das hat das Kantonsgericht in Zug kürzlich entschieden. Das Gericht hatte den Gewinn geschätzt, den das Boulevardblatt "Blick", das zu Ringier gehört, in den Jahren 2014 und 2015 mit vier reißerischen Artikeln gemacht hatte, mit denen er das Persönlichkeitsrecht der früheren Kommunalpolitikerin verletzte.
Im Gespräch mit unserem Podcast-Host Holger Klein erzählt Spiess-Hegglin, was ihr widerfahren ist, wie sie inzwischen damit umgeht – und was für ein Meilenstein das jüngste Urteil ist. Auch wenn der Rechtsstreit noch andauern wird. Der Ringier-Verlag hat angekündigt, Berufung einzulegen.
Jolanda Spiess-Hegglin ist Journalistin, Beraterin und ehemalige Zuger Kantonsrätin der Grünen Partei. 2016 gründete Spiess-Hegglin den Verein #NetzCourage, der Betroffene digitaler Gewalt unterstützt und sich für Aufklärung und Prävention einsetzt. Mit der Winkelried & Töchter GmbH berät sie Betroffene von Medienkampagnen. Im Herbst 2024 erschien ihr Buch "Meistgeklickt", in dem Spiess-Hegglin die Geschichte der "medialen Hetzjagd" auf sie erstmals selbst erzählt. Für ihr Engagement erhielt sie 2021 den Ida-Somazzi-Preis und den FemBizSwiss-Award in der Kategorie Innovation. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Zug.