Isabella Weber, Wirtschaftswissenschaftlerin an der Universität von Massachusetts, diskutiert die oft unterschätzte Inflation und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie beleuchtet Preiskontrollen, einschließlich erfolgreicher Experimente in Mexiko, als mögliche Lösungen gegen hohe Lebenshaltungskosten. Außerdem thematisiert sie die Notwendigkeit einer antifaschistischen Wirtschaftspolitik und deren Einfluss auf einkommensschwache Haushalte. Im Hinblick auf die Bundestagswahl erörtert sie politische Strategien, um populistischen Ansätzen entgegenzuwirken.
Die hohe Inflation belastet besonders einkommensschwache Haushalte, da sie einen größeren Teil ihres Einkommens für essentielle Güter ausgeben müssen.
Vorausschauende Wirtschaftspolitik ist entscheidend, um extremen Inflationsschocks entgegenzuwirken und den politischen Extremismus zu verhindern.
Deep dives
Gesellschaftliche Auswirkungen der Inflation
Die Inflation hat weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf niedrigere Einkommensschichten, die stark von steigenden Lebenshaltungskosten betroffen sind. Diese Gruppen geben einen größeren Teil ihres Einkommens für essentielle Güter wie Nahrungsmittel und Energie aus, was zu einer erhöhten Belastung führt. Politische Maßnahmen, wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, könnten zwar Entlastungen schaffen, doch besteht die Herausforderung, dass Unternehmen möglicherweise diese Ersparnisse nicht an die Verbraucher weitergeben. Beispiele aus Spanien zeigen, dass eine Mehrwertsteuersenkung die Preise nicht immer senken konnte, da Unternehmen oft die Preise trotzdem angehoben haben, was die Wirksamkeit solcher Maßnahmen infrage stellt.
Strukturelle Inflationsgefahren
Trotz der scheinbaren Rückläufigkeit der Inflationsraten gibt es weiterhin strukturelle Risiken, die Inflation erneut anheizen könnten, wie geopolitische Spannungen und die Auswirkungen des Klimawandels. Extreme Wetterereignisse stören Lieferketten und können zu plötzlichen Angebotsschocks führen, die letztlich die Preise wieder in die Höhe treiben. Diese Bedingungen erfordern eine vorausschauende Wirtschaftspolitik, um solche Schocks zu vermeiden, was durch Strategien wie strategische Energiereserven und Preisbeobachtungsstellen unterstützt werden könnte. Die bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung von Preisanstiegen spiegelt wider, dass es notwendig ist, proaktive Schritte in strategisch wichtigen wirtschaftlichen Bereichen zu unternehmen.
Antifaschistische Wirtschaftspolitik als Antwort
Die Diskussion um eine antifaschistische Wirtschaftspolitik wird durch die Befürchtung verstärkt, dass Inflationsschocks politischen Extremismus befeuern könnten. Eine vorausschauende Politikausrichtung sollte sich darauf konzentrieren, nicht nur die Inflation zu bekämpfen, sondern auch die sozialen Bedürfnisse der Bevölkerung im Blick zu behalten, um einer Radikalisierung entgegenzuwirken. Politische Entscheidungsträger müssen verstehen, dass wirtschaftliche Unsicherheit das Vertrauen in Institutionen untergräbt und die Menschen anfällig für extremistische Angebote macht. Eine gezielte Wirtschaftspolitik, die die Grundbedürfnisse der Bürger priorisiert, kann dazu beitragen, das gesellschaftliche Gleichgewicht zu stabilisieren und der Zunahme extrem rechter Ideologien entgegenzuwirken.
In dieser Folge sprechen Caspar Dohmen und Alexander Veit mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Isabella Weber über ein Thema, das zuletzt politisch in den Hintergrund gerückt ist: Inflation.
Während die Inflationsraten weltweit scheinbar sinken, bleibt der Druck durch hohe Lebenshaltungskosten für viele spürbar – besonders in den USA, wie die Wahl Donald Trumps zeigt. Doch welche Rolle wird Inflation in der nächsten Bundestagswahl spielen? Und welche wirtschaftspolitischen Ansätze gibt es, um mit hohen Preisen umzugehen?
Isabella Weber ist bekannt für ihre Arbeit zur Wirtschaftspolitik in China und ihre Forderung nach einer „antifaschistischen Wirtschaftspolitik“. Außerdem war sie Mitglied der Gaspreiskommission in Deutschland.
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