Aleph-Alpha-CEO Jonas Andrulis: „Wir sind weit entfernt davon, dass die Technologie überall besser ist als wir"
Nov 29, 2024
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Jonas Andrulis, Gründer und CEO von Aleph Alpha, spricht über die Entwicklung von erklärbarer Künstlicher Intelligenz und fordert mehr europäische Technologie-Souveränität. Er erläutert die Bedeutung einer unabhängigen KI-Infrastruktur in Europa, um sich von US-Giganten zu emanzipieren. Andrulis warnt davor, dass viele Erwartungen an die KI übertrieben sind und betont die Grenzen aktueller Modelle. Zudem diskutiert er die ethischen Herausforderungen der KI-Entwicklung und die Notwendigkeit transparentere Systeme zu schaffen.
Jonas Andrulis betont, dass Aleph Alpha sich auf spezialisierte KI-Technologien konzentriert, um nachvollziehbare Lösungen für spezifische Branchenbedürfnisse zu entwickeln.
Die Notwendigkeit einer europäischen KI-Infrastruktur wird hervorgehoben, um Abhängigkeiten von amerikanischen Tech-Giganten zu vermeiden und die Souveränität zu stärken.
Andrulis warnt vor übermäßiger Erwartung an Künstliche Intelligenz, da aktuelle Modelle noch weit von einer Allgemeiner Künstlichen Intelligenz entfernt sind.
Deep dives
Aleph Alpha und seine Rolle in der KI-Entwicklung
Aleph Alpha bemüht sich um die Entwicklung von KI-Technologien, die für Unternehmen und Behörden in Deutschland relevant sind. Während andere Unternehmen bereits bewährte Lösungen anbieten, hebt sich Aleph Alpha durch die Schaffung nachvollziehbarer und erklärbarer KI-Modelle hervor, die nicht als Blackbox fungieren. Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung auf komplexe Probleme und spezielle Anforderungen konzentriert, was zu einem Marktansatz führt, der über die generellen Sprachmodelle hinausgeht. Jonas Andrules, Gründer und CEO, betont, dass die Verantwortung des Menschen in der KI-Entwicklung eine zentrale Rolle spielt und sich die Technologiestrategie stark auf die Bedürfnisse bestimmter Branchen richtet.
Vom KI-Hype zur praktischen Anwendung
Viele Nutzer betrachten große Sprachmodelle wie ChatGPT als bloße Tools für Aufgaben wie Texte übersetzen oder E-Mails beantworten. Andrules stellt klar, dass die aktuellen Sprachmodelle noch weit von einer künstlichen allgemeinen Intelligenz (AGI) entfernt sind und erhebliche Einschränkungen aufweisen. Während der Fortschritt in der KI-Forschung konstant bleibt, zeigen sich laut Andrules geringere Fortschritte in den letzten Monaten, was viele Fachleute beunruhigt. Ein zentraler Punkt ist die Frage, ob mehr Rechenleistung und Daten die erhofften Durchbrüche bringen werden, oder ob eine grundlegende neuartige Architektur erforderlich ist.
Kritik und Herausforderungen
Aleph Alpha sah sich während seiner Entwicklungsphase mit skeptischen Stimmen und Kritik konfrontiert, insbesondere als das Unternehmen nicht umgehend einen Chatbot bereitstellte. Die Vorwürfe resümierten oft, dass die hohen Erwartungen nicht erfüllt wurden, während gleichzeitig der Markt der Generativen KI einen Boom erlebte. Andrules betont, dass die Hyperfokussierung auf allgemeine Sprachmodelle für ihre Klientel nicht sinnvoll war, da komplexe Industrien andere Anforderungen benötigen. Die Implementierung dieser spezifischen Lösungen in Bereichen wie Verwaltung und Fertigung wird als entscheidend erachtet, um den Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden.
Finanzierungsstrategien und Marktposition
Aleph Alpha hat eine insgesamt erfolgreiche Finanzierung von über 500 Millionen Euro angezogen, die zum Teil aus keiner herkömmlichen Wagniskapitalquelle stammt. Vielmehr sind bedeutende Beträge aus Stiftungen und Auftragsverpflichtungen beigeflossen, was Unix-typisches Kapital beeinflusste und den Standort Europa stärkt. Andrules hebt hervor, dass die Partnerschaften mit großen Industrieunternehmen den Anforderungen ihrer Kunden entgegenkommen und gleichzeitig die Technologie-Souveränität der Region fördern. Diese enge Zusammenarbeit zeigt, wie wichtig es ist, regionale Investoren an Bord zu haben, die an der Technologie und deren Auswirkungen auf den Markt glauben.
Zukunftsausblick und Strategien für AI-Integration
Aleph Alpha entwickelt derzeit eine Implementierungsstrategie, die es Unternehmen ermöglicht, verschiedene KI-Technologien zu nutzen und zu optimieren. Diese KI-Komplettlösung fokussiert sich darauf, Verantwortlichkeiten klar zu definieren und Modelle auf bestimmte Anwendungsfälle anzupassen. Ein Beispiel sind Compliance-Workflows, wo KI dabei hilft, organisatorische und gesetzliche Anforderungen effizient umzusetzen. Andrules betont, dass die Technologie nicht nur für die Entwicklung effizienter Arbeitsabläufe entscheidend ist, sondern auch die Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der Verwendung von KI-Lösungen fördert, was für heute und in der Zukunft von enormer Bedeutung ist.
Er gilt als der bekannteste KI-Gründer Deutschlands: Jonas Andrulis hat mit Aleph Alpha ein Start-up aufgebaut, das im globalen Wettbewerb – etwa mit dem französischen Mistral – zu den vielversprechendsten KI-Unternehmen zählt. Larissa Holzki, Teamleiterin für KI beim Handelsblatt, spricht mit Andrulis über europäische Souveränität, die Zukunft der Arbeit und die Grenzen der Künstlichen Intelligenz.
Andrulis hat sich mit Aleph Alpha bewusst gegen die Entwicklung eines allgemeinen Chatbots entschieden. Das Heidelberger Unternehmen entwickelt spezialisierte Technologien für Verwaltung und Industrie. „Wir waren das erste und sind immer noch das einzige Unternehmen auf der Welt, das die Ergebnisse von KI tatsächlich nachvollziehbar erklärbar macht und so eben keine Blackbox hat“, erklärt der Firmenchef.
Angesichts der Dominanz amerikanischer Tech-Giganten fordert Andrulis eine eigenständige KI-Infrastruktur in Europa. „Diese Basistechnologie wird alles, was wir tun, jede Form von Wissensarbeit verändern und prägen. Und wenn wir dabei bei so einer Basistechnologie erpressbar und abhängig sind von anderen Unternehmen, dann werden diese Unternehmen natürlich vor allem ihren eigenen Gewinn maximieren“, so Andrulis.
Sie sprechen auch über die Vision einer Allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI). Obwohl die Fortschritte bei KI beeindruckend sind, mahnt Andrulis zur Vorsicht. Viele hätten erwartet, dass „KI den Menschen überflügeln und die ganze Büroarbeit revolutioniert wird. Da hat sich aber inzwischen eigentlich gezeigt, dass das so einfach nun wieder auch nicht ist“, so Andrulis.
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